Im Bann der Schuldenkrise
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In der vergangenen Handelswoche notierten die weltweiten Aktienmärkte überwiegend leichter. Gegen Ende der Berichtssaison fehlte es an den nötigen Impulsen. Gleichzeitig gaben die Konjunkturdaten ein uneinheitliches Bild bezüglich der weiteren Entwicklung. Hinzu kamen Sorgen vor einer weiteren Zuspitzung der Schuldenkrise in Europa.
USA: Microsoft bietet für Skype
In den vergangenen Handelstagen tendierten die US-Aktienmärkte überwiegend seitwärts. Zuvor hatten die mehrheitlich positiven Unternehmensdaten die Märkte noch beflügeln können. Von den 433 im S&P 500 gelisteten Unternehmen, die bislang ihre Zahlen vorgelegt hatten, übertrafen 67 Prozent die Umsatz- und sogar 72 Prozent die Gewinnerwartungen. Nachdem nun aber ein Großteil der Firmen berichtet hatte, mangelte es in der letzten Woche am nötigen Rückenwind von Unternehmensseite. Viele Marktteilnehmer nahmen daher eine abwartende Haltung ein und konzentrierten sich wieder stärker auf die präsentierten Wirtschaftsdaten. Zuletzt waren bereits einige Konjunktur-indikatoren schwächer als erwartet ausgefallen. Als dann am Donnerstag die Einzelhandelsumsätze im April nur geringfügig zulegen konnten, kamen Befürchtungen hinsichtlich der Stabilität des wirtschaftlichen Aufschwungs auf. Kurz vor dem Wochenende bescheinigte jedoch das Konsumklima der Uni Michigan dem US-Verbraucher eine anhaltend hohe Kauflust. Letztlich lässt sich somit zwar eine geringere Dynamik der US-Wirtschaft feststellen, der tendenzielle Aufwärtstrend ist aber nach wie vor intakt. Im Wochenvergleich verlor der Dow Jones Industrial Average 0,3 Prozent an Wert und schloss bei 12.596 Punkten.
Einer der größten Verlierer war die Aktie von Microsoft, die über drei Prozent einbüßte. Zu Wochenbeginn verkündete Unternehmenschef Steve Ballmer stolz die größte Übernahme in der Geschichte des Softwarekonzerns. Für 8,5 Mrd. US-Dollar soll der Internet-Telefondienstanbieter Skype gekauft werden. Die Integration einer Telefon- und Videofunktion in die Office-Produktpalette oder in Kombination mit der Spielekonsole Xbox könnte in der Tat den Absatz bei Microsoft erhöhen. Der überwiegende Teil der Skype-Kunden telefoniert momentan aber kostenlos, sodass Anleger den Kaufpreis für überzogen hielten und den Microsoft-Kurs daraufhin auf Talfahrt schickten.
Europa: Im Bann der Schuldenkrise
Auch in Europa mangelte es an richtungsweisenden Impulsen von konjunktureller Seite. Die Quartalsberichtssaison lief zwar weiterhin gut, konnte die aufkommenden Sorgen um ein Wiederaufflammen der Schuldenkrise allerdings nicht überdecken. Noch immer ist nicht genau klar, wie die Hilfe für Portugal konkret aussehen wird. Darüber hinaus zeigten sich die Märkte von den Geschehnissen in Griechenland geschockt. Unter der Woche bestätigte sich das Gerücht vom Freitag der Vorwoche, wonach die Abschaffung des Euros sehr wohl ein Vorschlag war, der zwischenzeitlich in Athen diskutiert wurde. Darüber hinaus deuten die Prognosen des Internationalen Währungsfonds (IWF) und der EU-Kommission darauf hin, dass Griechenland trotz des Rettungspakets nur sehr langsam mit der Reduzierung seiner Schulden vorankommt. In den Hauptstädten der Geberländer wurden daher vermehrt Stimmen laut, die eine stärkere Privatisierung fordern. Solle es dem griechischen Staat gelingen beispielsweise Häfen und Stadien an den Mann zu bringen, könnten Milliarden eingenommen werden. Doch wer sollte das Stadion der Olympischen Sommerspiele 2004 kaufen? Die Diskussion zeigt zumindest, dass eine Vielzahl an Optionen geprüft wird. Die zögerliche Haltung, allen voran der deutschen Regierung, schürt allerdings weiterhin die Angst vor einer möglichen Insolvenz. Angesichts der erneuten Ratingherabstufung durch S&P auf die Note B ist schnelles Handeln gefragt.
Vor dem Hintergrund der Sorgen um die Eurozone gehörten Bankaktien zu den größten Verlierern und zogen damit auch den EURO STOXX 50 in die Verlustzone. Mit Blick auf die Entwicklung der einzelnen Sektoren waren vor allem defensive Branchen gefragt. So verbuchten Pharma- und Nahrungsmittelhersteller Zuwächse, während sich Anleger von Automobil- und Chemiewerten trennten.
Japan: Banken sollen verzichten
Auch in Japan standen Bankaktien unter Abgabedruck. Angesichts der immensen Kosten in Zusammenhang mit der Havarie im Atomkraftwerken in Fukushima verlangte die japanische Regierung, dass die Gläubigerbanken auf einen Teil der Forderungen gegen den Betreiber Tepco verzichten. Was in der Branche einen Sturm der Entrüstung auslöste, würde dem Steuerzahler und Stromkunden sehr entgegen kommen und der angeschlagenen Regierung zudem Pluspunkte bei der Wählerschaft bringen. Dass der Nikkei-Index auf Wochensicht dennoch nur 2,1 Prozent verlor, lag an den guten Quartalszahlen einiger japanischer Unternehmen. Der Kameraspezialist Nikon gewann 6,5 Prozent an Wert, nachdem das Unternehmen seine Gewinnprognose für das laufende Geschäftsjahr deutlich anhob. Noch stärker kletterten die Titel von Yamada Denki. Der größte Einzelhändler des Landes für Elektronikgeräte legte einen Rekordgewinn vor und ließ gleichzeitig auch andere Unternehmen hoffen, dass der japanische Verbraucher demnächst mehr konsumieren könnte.
Ausblick
Mit dem Empire State und dem Philly Fed Index stehen in den USA zwei wichtige Frühindikatoren auf der Agenda. In Deutschland wird parallel dazu der ZEW-Index veröffentlicht. Analysten erwarten einen Rückgang, der insbesondere aus einer schwächeren Erwartungshaltung herrühren dürfte.
Am Donnerstag gibt es erste Schätzungen zum japanischen Brutto-Inlandsprodukt. Wegen der Naturkatastrophen wird mit einem Rückgang von 0,5 Prozent gerechnet.
Quelle: Union Investment
Gegründet im Jahr 1956, zählt Union Investment heute zu den größten deutschen Investmentgesellschaften. Rund 169,8 Mrd. Euro verwaltete die Gesellschaft per 31. März 2010, davon 108,0 Milliarden Euro in Publikumsfonds. Die Produktpalette für private Anleger umfasst Aktien-, Renten- Geldmarkt- und Offene Immobilienfonds sowie gemischte Wertpapier- und Immobilienfonds und Dachfonds. Anleger erhalten diese Produkte bei allen Volksbanken, Raiffeisenbanken, Sparda-Banken und PSD-Banken. Rund 4,6 Millionen Anleger nutzen überdies die Depotdienstleistungen der Union Investment.
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