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08:24 Uhr, 06.09.2024

Ifo-Institut: Viele Betriebe zögern bei Künstlicher Intelligenz

Von Andreas Kißler

BERLIN (Dow Jones) - Künstliche Intelligenz (KI) wird in der deutschen Wirtschaft nach Erhebungen des Ifo-Instituts für Wirtschaftsforschung zunehmend genutzt, jedoch hauptsächlich von großen Unternehmen. Vor allem die IT-Branche selbst sowie unternehmensnahe Dienstleister gehören demnach zu den Vorreitern. Kleine Unternehmen zögern immer noch, KI einzusetzen, zeigt eine Ifo-Kurzexpertise im Auftrag der IHK für München und Oberbayern, wie das Institut mitteilte. "Unternehmen sollten in die Schulung ihrer Mitarbeitenden investieren, um Wissenslücken zu schließen. Außerdem sollte der KI-Einsatz in kleinen und mittleren Unternehmen gefördert werden", sagte Ifo-Studienleiter Oliver Falck.

Etwa 12 Prozent der deutschen Unternehmen hätten 2023 mindestens eine Spielart von KI genutzt. Damit liege Deutschland im europäischen Vergleich auf Rang 7, hinter Ländern wie den Spitzenreitern Dänemark, Finnland, Luxemburg und Belgien (jeweils 14 Prozent), aber weit vor vielen anderen EU-Staaten wie Irland (8 Prozent) und Frankreich (6 Prozent). Dabei spiele die Firmengröße eine Rolle: Ein Drittel der großen Unternehmen mit mehr als 250 Mitarbeitern setzten in Deutschland KI ein, bei kleinen Unternehmen sei es nur jedes Zehnte.

Deutsche Unternehmen setzten KI vor allem bei IT-Sicherheit, Marketing, Produktion und Controlling ein. Dabei kommen laut den Angaben vor allem Text- und Datenanalysen sowie Automatisierungen in der Produktion zum Zuge. Trotz des Potenzials für mehr Effizienz, beispielsweise in der Logistik und in der Medizin, zögerten viele Unternehmen. Betriebe, die noch keine KI einsetzen, nennen demnach als Hauptgründe fehlende Expertise (72 Prozent), Schwierigkeiten, die KI nahtlos in bestehende Geschäftsprozesse zu integrieren (54 Prozent) sowie Bedenken hinsichtlich der rechtlichen Lage (51 Prozent) und des Datenschutzes (48 Prozent).

"Die breite KI-Nutzung in den Betrieben ist eine unserer größten Zukunftshoffnungen. Mit KI können Unternehmen auf lange Sicht fehlende Arbeitskräfte kompensieren und Effizienzgewinne erreichen. KI kann dafür sorgen, dass unser Wohlstandsniveau trotz des demografischen Wandels erhalten bleibt", sagte IHK-Hauptgeschäftsführer Manfred Gößl. "Umso wichtiger ist es, dass wir den KI-Einsatz beschleunigen und nicht weiter ausbremsen." Dazu brauchten die Unternehmen vor allem rechtliche Klarheit. Bei der Umsetzung der EU-Vorgaben in deutsches Recht dürfe es keine zusätzlichen Belastungen geben.

Kontakt zum Autor: andreas.kissler@wsj.com

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