Kommentar
12:41 Uhr, 24.08.2006

ifo Geschäftsklima – Rückgang Nummer Zwei

1. Das deutsche ifo Geschäftsklima gab im August zum zweiten Mal in Folge nach und sank auf 105,0 Punkte. Von Bloomberg befragte Volkswirte hatten im Mittel (Median) mit einem Rückgang auf 104,8 Punkte gerechnet, wir prognostizierten einen Indikatorstand von 104,3 Punkten. Getrieben war diese Entwicklung von einem Rückgang der Geschäftserwartungen, die von 102,6 auf 101,5 Punkte nachgaben. Die Lagebeurteilung blieb unerwartet stabil bei 108,6 Punkten. Damit bewegt sich der Zeiger der modifizierten ifo-Uhr weiter in Richtung Abschwung.

2. Ähnlich wie bei den ZEW-Konjunkturerwartungen sind die globale Eintrübung und die Folgen der Mehrwertsteuererhöhung die treibenden Kräfte für die schwächeren Erwartungen. Im Februar – bis dahin werden die Erwartungen abgefragt – ist der Knall der Konsumpeitsche Mehrwertsteuererhöhung verhallt, und es bleiben nur noch die Schmerzen. Mit anderen Worten: Beflügelt von dem Gedanken, sich drei Prozentpunkte Mehrwertsteuererhöhung zu ersparen, werden die privaten Haushalte bis zum 31.12.2006 all diejenigen Güter kaufen, die sie ohnehin auf ihrer Wunschliste hatten oder deren Erwerb sie wegen der Verunsicherung in den vergangenen Jahren auf die lange Bank geschoben hatten. Sie ziehen Konsum in das Jahr 2006 vor, und der fehlt dann im Jahr 2007. Ähnliches vollzieht sich auch im Bereich der Bauinvestitionen, wo insbesondere das Ausbaugewerbe dank vorgezogener Ausbau-, Umbau- oder Renovierungsarbeiten im laufenden Jahr gute Geschäfte macht. Damit fällt die Binnennachfrage im ersten Quartal 2007 in das „Mehrwertsteuerloch“. In früheren Jahren konnten Phasen der Binnenschwäche durch Exporterfolge kompensiert werden. Damit sieht es aber inzwischen auch schlechter aus. Globale Frühindikatoren wie der OECD-Leading Indicator oder die am Dienstag vom ifo Institut veröffentlichten Weltwirtschaftserwartungen deuten auf eine spürbare Verlangsamung der globalen Konjunktur hin. Damit geraten die Absatzperspektiven der Unternehmen von zwei Seiten unter Druck, von der binnen- und der außenwirtschaftlichen Seite, und das lastet auf der Stimmung.

3. Selbst nach der BIP-Revision scheint die Beurteilung der Geschäftslage gemessen an der Wirtschaftsleistung übertrieben hoch zu sein. Dass die notwendige Korrektur noch nicht eingeleitet wurde, liegt zum einen daran, dass die deutsche Volkswirtschaft sich noch nicht eindeutig über den konjunkturellen Zenit des laufenden Jahres bewegt hat, zum anderen aber auch, dass die im Befragungszeitraum nach oben revidierten Konjunkturprognosen den Wohlfühlfaktor der Unternehmen vergrößert haben.

4. Die Geschäftserwartungen stecken den Pfad für die Geschäftslage ab. Da die Erwartungen sich wohl im kommenden Monat weiter eintrüben werden und die Lagebeurteilung dann auch sinken könnte, ist im September ein dritter Rückgang des ifo Geschäftsklimas in Folge wahrscheinlich. Dies wäre eine Bestätigung des Trendwechsels des Geschäftsklimas und damit auch der Konjunktur.

Quelle: DekaBank

Die DekaBank ist im Jahr 1999 aus der Fusion von Deutsche Girozentrale - Deutsche Kommunalbank- und DekaBank GmbH hervorgegangen. Die Gesellschaft ist als Zentralinstitut der deutschen Sparkassenorganisation im Investmentfondsgeschäft aktiv. Mit einem Fondsvolumen von mehr als 135 Mrd. Euro und über fünf Millionen betreuten Depots gehört die DekaBank zu den größten Finanzdienstleistern Deutschlands. Im Publikumsfondsgeschäft hält der DekaBank-Konzern einen Marktanteil von etwa 20 Prozent.

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Über den Experten

Thomas Gansneder
Thomas Gansneder
Redakteur

Thomas Gansneder ist langjähriger Redakteur der BörseGo AG. Der gelernte Bankkaufmann hat sich während seiner Tätigkeit als Anlageberater umfangreiche Kenntnisse über die Finanzmärkte angeeignet. Thomas Gansneder ist seit 1994 an der Börse aktiv und seit 2002 als Finanz-Journalist tätig. In seiner Berichterstattung konzentriert er sich insbesondere auf die europäischen Aktienmärkte. Besonderes Augenmerk legt er seit der Lehman-Pleite im Jahr 2008 auf die Entwicklungen in der Euro-, Finanz- und Schuldenkrise. Thomas Gansneder ist ein Verfechter antizyklischer und langfristiger Anlagestrategien. Er empfiehlt insbesondere Einsteigern, sich strikt an eine festgelegte Anlagestrategie zu halten und nur nach klar definierten Mustern zu investieren. Typische Fehler in der Aktienanlage, die oft mit Entscheidungen aus dem Bauch heraus einhergehen, sollen damit vermieden werden.

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