Kommentar
11:48 Uhr, 21.04.2011

ifo Geschäftsklima – raus aus dem roten Drehzahlbereich!

1. Das ifo Geschäftsklima hat sich im April zum zweiten Mal in Folge eingetrübt: Es sank um 0,7 Punkte auf 110,4 Punkte (Bloomberg-Median und DekaBank: 110,5 Punkte). Während sich die Lagebeurteilung nochmals um 0,5 Punkte verbesserte (116,3 Punkte), gaben die Geschäftserwartungen erneut spürbar um 1,8 Punkte (auf 104,7 Punkte) nach. Der Zeiger der um den strukturellen Pessimismus bereinigten ifo-Uhr rückt damit etwas weiter in Richtung Abkühlung, wenngleich er noch sicher im Boombereich steht.

2. Ein weiterer Anstieg der Lagebeurteilung zeichnete sich im Laufe der Woche nach dem guten Einkaufsmanagerindex für das verarbeitende Gewerbe ab. Die Auftragsbücher der Unternehmen haben sich im ersten Quartal weiter gefüllt, sodass die Produktion bislang gut abgesichert ist. Allerdings dürften inzwischen wegen der hohen wirtschaftlichen Nachfrage aber auch wegen befürchteter Lieferengpässe durch die Katastrophe in Japan zunehmend Doppelbestellungen vorgenommen werden, die den Bezug wichtiger Vorprodukte sicherstellen sollen. Sie werden sich vermutlich nicht Eins zu Eins in der Produktion niederschlagen.

3. Der zweite Rückgang der Geschäftserwartungen fiel zum zweiten Mal in Folge überdurchschnittlich aus: Ein durchschnittlicher Rückgang (seit 1991) der Geschäftserwartungen beträgt 1,2 Punkte; im März betrug die Verschlechterung 1,3 im April 1,8 Punkte. Zuallererst spiegelt sich hierin die zu erwartende Normalisierung der Konjunktur wider: Die deutsche Volkswirtschaft kann nicht mehrere Jahre mit Raten von 3 % oder mehr wachsen, ohne dass es zu unerwünschten Verspannungen kommt. Allein dadurch ist schon mit einer Normalisierung zu rechnen. In letzter Zeit kamen aber auch noch konjunkturelle Risiken zu dieser Einschätzung hinzu: Zum einen der dauerhaft hohe Preis für Öl und andere Rohstoffe, zum anderen die Unwägbarkeiten im Zusammenhang mit der japanischen Naturkatastrophe.

4. In den kommenden Monaten dürfte das ifo Geschäftsklima von seinem sehr hohen Niveau aus weiter zurückgehen. Insbesondere die derzeit noch aufwärtsgerichtete Lagebeurteilung sollte perspektivisch dem Pfad der Geschäftserwartungen folgen. All das ist keine Tragödie, sondern vielmehr erwünscht. Der Drehzahlmesser der deutschen Volkswirtschaft geht aus dem roten Bereich in den Normalbereich zurück. Die Gefahr eines Motorschadens wird dadurch gebannt.

Quelle: DekaBank

Die DekaBank ist im Jahr 1999 aus der Fusion von Deutsche Girozentrale - Deutsche Kommunalbank- und DekaBank GmbH hervorgegangen. Die Gesellschaft ist als Zentralinstitut der deutschen Sparkassenorganisation im Investmentfondsgeschäft aktiv. Mit einem Fondsvolumen von mehr als 160 Mrd. Euro und über fünf Millionen betreuten Depots gehört die DekaBank zu den größten Finanzdienstleistern Deutschlands. Im Publikumsfondsgeschäft hält der DekaBank-Konzern einen Marktanteil von etwa 20 Prozent.

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