ifo Geschäftsklima - Fällt die Konjunkturdelle aus?
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1. Das deutsche ifo Geschäftsklima hat sich im Mai entgegen den Erwartungen (Bloomberg-Median: 102,0 Punkte, DekaBank: 101,4 Punkte) von 102,4 auf 103,5 Punkte verbessert. Die Stimmungsaufhellung betraf nicht nur die gegenwärtige, sondern auch die zukünftige Entwicklung. So verbesserte sich die ifo Lagebeurteilung um 1,7 Punkte auf 110,1 Punkte, die ifo Geschäftserwartungen stiegen um 0,6 auf 97,3 Punkte an.
2. Den Prognosen zufolge wird das deutsche Bruttoinlandsprodukt im zweiten Quartal sinken und dennoch verbessert sich die ohnehin schon überdurchschnittlich gute Lagebeurteilung der Unternehmen. Und von diesem Optimismus ausgehend hellen sich auch noch die Geschäftserwartungen auf. Wie geht das? Fällt die Konjunkturdelle aus?
3. Zunächst ist ein Blick auf die Branchen erhellend. Neben der Industrie (1,0 Saldenpunkte) trug der Einzelhandel (0,9 Saldenpunkte) wesentlich zum Anstieg des ifo Geschäftsklimas (2,4 Saldenpunkte) bei. Betrachtet man den Einzelhandel, so fällt auf, dass es vor allem die Lagebeurteilung war, die sich verbesserte. Ein klarer Hinweis dafür, dass die Irrungen und Wirrungen um die Lage des Osterfestes noch ein letztes Mal zugeschlagen haben. Die Einzelhändler beurteilen ihre Lage im Vergleich zum Vorjahr. In 2008 fiel das Ostergeschäft in den März, im Jahr 2007 in den April. Bei einem Verglich zum Vorjahr mussten die Einzelhändler im April natürlich eine verheerende Bilanz ziehen. Im Mai hat sich diese Beurteilung wieder normalisiert. Die Erwartungen der Einzelhändler haben sich nur leicht verbessert und deuten auf eine weiterhin nur moderate Konsumerholung hin.
4. Für die Industrie war der Mai ein Wonnemonat. Verglichen mit dem April haben sich wohl die Auftragslage und die Produktion dramatisch verbessert. Allerdings scheint dies eine Momentaufnahme zu sein und kein neuer Trend, denn die Unternehmen schätzen die langfristige Entwicklung eher vorsichtig ein. So zeigen sie sich beim Beschäftigungsaufbau inzwischen vorsichtig: Man plant zwar keinen Stellenabbau, doch der Gipfel des Stellenaufbaus scheint klar überschritten zu sein.
5. Das ist angesichts der globalen Indikatoren auch angemessen. Das Weltwirtschaftsklima und hier in besonderem Maße die Lagebeurteilung haben sich merklich eingetrübt und deuten auf eine Abschwächung der globalen Impulse hin. Ferner macht sich der starke Euro allmählich bemerkbar. So hat sich die Wettbewerbsfähigkeit deutscher Unternehmen auf dem Weltmarkt der EU-Kommissionsumfrage zufolge im zweiten Quartal dramatisch verschlechtert. Offenbar laufen zunehmend die Wechselkurssicherungsgeschäfte der Unternehmen aus. Noch halten die Unternehmen allerdings ihre Exportmarktanteile, da sie derzeit die Aufwertung durch eine Verringerung der Gewinnmargen im Exportgeschäft kompensieren. All das spricht in den kommenden Monaten für einen neuerlichen Rückgang des Geschäftsklimas.
6. So erfreulich die Entwicklung des Geschäftsklimas im Mai war, so wenig dauerhaft ist sie. Schon der Juni wird wohl einen neuerlichen Rückgang bringen. Hierfür sprechen nicht nur die Vorzeichen einer geringeren Exportdynamik, sondern auch das hohe Niveau der Lagebeurteilung: Die Lagebeurteilung befindet sich rund 2½ Standardabweichungen über ihrem langjährigen Durchschnitt, ein Wert der nur Anfang der Siebzigerjahre und während des Wiedervereinigungsbooms erreicht wurde. Man muss sich daher schon die Frage stellen, ob diese Euphorie gerechtfertig ist und ob sie sich nicht korrigieren wird. Die Konjunkturdelle fällt also nicht aus. Aber eines scheint auch klar: Die deutsche Industrie ist im europäischen Vergleich hervorragend aufgestellt.
7. Aufgrund der Ähnlichkeit der Umfrage des ifo-Instituts und der Einkaufsmanagerumfrage erwarten wir nun einen Anstieg des deutschen Einkaufsmanagerindex für das verarbeitende Gewerbe. Für Euroland sollte sich in abgeschwächter Form eine ähnliche Entwicklung einstellen.
Quelle: DekaBank
Die DekaBank ist im Jahr 1999 aus der Fusion von Deutsche Girozentrale - Deutsche Kommunalbank- und DekaBank GmbH hervorgegangen. Die Gesellschaft ist als Zentralinstitut der deutschen Sparkassenorganisation im Investmentfondsgeschäft aktiv. Mit einem Fondsvolumen von mehr als 135 Mrd. Euro und über fünf Millionen betreuten Depots gehört die DekaBank zu den größten Finanzdienstleistern Deutschlands. Im Publikumsfondsgeschäft hält der DekaBank-Konzern einen Marktanteil von etwa 20 Prozent.
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