Kommentar
14:05 Uhr, 20.12.2018

"Ich sehe vom Strand aus zu, wie die US-Wirtschaft implodiert!"

Peter Schiff war einer der wenigen Ökonomen, der im Voraus vor der Finanzkrise 2008 warnte. Jetzt rechnet er mit einer "Implosion" der US-Wirtschaft.

Die Vorhersagen von Peter Schiff sind legendär. Im Vorfeld der Finanzkrise sagte er den Zusammenbruch des US-Hypothekenmarktes und der US-Wirtschaft zutreffend voraus (und wurde dafür seinerzeit von anderen Ökonomen verlacht). Nach der Finanzkrise waren seine Prognosen weniger zutreffend, da er wiederholt eine Rückkehr zur Rezession und eine Explosion des Goldpreises prognostizierte.

Inzwischen hat es Peter Schiff vom US-Festland nach Puerto Rico verschlagen, wo er seit einiger Zeit lebt. In einem Interview mit Marketwatch.com sagte Schiff nun: "Ich sehe vom Strand aus zu, wie die US-Wirtschaft implodiert!" Der Aktienmarkt befinde sich nicht in einem Bärenmarkt, sondern wir befänden uns in einem "Kartenhaus", dass die US-Notenbank mit ihrer lockeren Geldpolitik gezimmert habe und das jetzt zusammenbreche. "Wir stecken in großen Schwierigkeiten!"

Schiff rechnet weiter damit, dass eine unmittelbar bevorstehende Krise die Finanzkrise von 2008 wie einen Sturm im Wasserglas aussehen lassen wird. "Es wird eine weitere Finanzkrise geben. Die kommende Rezession wird viel schlimmer als die letzte", sagte Schiff in einem weiteren Interview mit Fox Business. Die Fed werde den Leitzins vermutlich bald wieder auf null senken, dies werde aber die Rezession und den Bärenmarkt nicht aufhalten können, sondern nur die Inflation befeuern.

In seinem aktuellen Podcast betont Peter Schiff, dass die US-Notenbank die aktuelle Spekulationsblase absichtlich erzeugt habe, um die Finanzkrise von 2008 zu überwinden. Nach Einschätzung von Schiff hat die US-Notenbank durch ihr Quantitative-Easing-Programm nach der Finanzkrise Billionenbeträge aus dem Nichts geschaffen, was zu einem rasanten Kursanstieg bei praktisch allen Vermögenswerten (Aktien, Anleihen, Immobilien) geführt hat. Jetzt, wo die Notenbank die Luft aus der Blase wieder entweichen lässt, indem sie ihr QE-Programm in Form der Bilanzreduktion rückabwickelt, drohe ein Kollaps bei praktisch allen Vermögenswerten. "Ben Bernanke hat ausdrücklich gesagt, dass es das Ziel von Quantitative Easing war, dass die Vermögenspreise steigen und wegen der höheren Aktienkurse und Immobilienpreise die Leute sich wohlhabender fühlen und mehr Geld ausgeben. Und sie leihen auch mehr Geld, basierend auf dem Wert ihrer Sicherheiten. Die gesamte Erholung basierte also auf einer Spekulationsblase, und zwar einer absichtlich herbeigeführten! Es war die gewollte Politik, die Vermögenspreise aufzublasen", betont Schiff.

Mit der gestrigen Zinsanhebung und den Aussagen von Fed-Präsident Jerome Powell auf der gestrigen Pressekonferenz habe die Fed "mit der Gabel in den Aktienmarkt gestochen", sagt Schiff. Die Händler am Aktienmarkt hätten es zwar noch nicht völlig verstanden, aber die Fed versuche, das Tischtuch unter dem gedeckten Tisch wegzuziehen. "Der Markt weiß, dass das Geschirr hinunterfallen wird, während die Fed erwartet, dass es in der Luft schweben bleibt."

Entscheidend für Schiff waren zwei Aussagen von Powell auf der Pressekonferenz. So habe Powell auf die Frage eines Journalisten geantwortet, dass die Fed ihren Abbau der Bilanzsumme unter keinen Umständen beenden werde, sondern dass sie auf Änderungen des Ausblicks nur mit dem Leitzins reagieren werde. Der Abbau der Bilanzsumme hingegen, mit dem das QE-Programm gewissermaßen rückabgewickelt wird und das deshalb auch als "Quantitative Tigthening" (QT) bezeichnet wird, befinde sich "auf Autopilot", so Schiff. "Die Minute als das gesagt wurde, brach der Markt ein." Den "Sargnagel" habe Powell dem Markt verpasst, als er eine frühere Aussage, dass wir uns in der Nähe des neutralen Zinssatzes befänden, relativiert habe. So sagte Powell, dass der Leitzins aktuell am unteren Rand einer geschätzten Bandbreite des als neutral eingeschätzten Zinses liege. Dies lasse aber mehrere weitere Zinserhöhungen zu, so Schiff. Konkret sprach Powell davon, dass der neutrale Zins Schätzungen zufolge aktuell in einer Bandbreite zwischen 2,5 und 3,5 Prozent liege. Als "neutral" wird das Zinsniveau bezeichnet, dass weder bremsend noch unterstützend auf die Wirtschaft wirkt.

"Dies ist die größte Blase, die die Fed jemals aufgeblasen hat. Und die Blase ist so groß, dass die Wirtschaft einen Zins von 2,25 Prozent nicht verkraften kann", betont Schiff. US-Präsident Trump und andere Republikaner hätten sich zuletzt gegen weitere Zinserhöhungen ausgesprochen, weil auch sie bemerkt hätten, dass sich die US-Wirtschaft in Wahrheit nicht in einer starken Verfassung befinde.

Die Konsumausgaben seien zwar noch stark, dies werde sich aber schnell ändern. "Woher bekommen die Verbraucher ihr Geld? Sie leihen es sich. Sie sind hochverschuldet. Aber der Wert ihrer Immobilien kollabiert, ihre Aktienportfolios kollabieren. Und die Kosten, ihre Schulden zu bedienen, steigen jedes Mal, wenn die Fed die Zinsen anhebt", sagt Schiff.

Es sei trotzdem richtig, dass die Fed die Zinsen anhebe, auch wenn es dann zu einem Crash des Aktienmarktes, zu einer Rezession und zu einer Währungskrise kommen werde. All diese Dinge müssten passieren, damit die Wirtschaft anschließend wieder gesunden könne, so Schiff. Zinserhöhungen seien die notwendige Medizin, um die von der Fed ausgelösten Schuldenexzesse wieder zu korrigieren. "Dadurch, dass wir den Schmerz hinauszögern, vergrößern wir ihn nur", betont Schiff in seinem aktuellen Podcast.


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31 Kommentare

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  • marwing
    marwing

    "...drohe ein Kollaps bei praktisch allen Vermögenswerten"

    Das schließt einen Anstieg der Edelmetalle praktisch aus.

    14:23 Uhr, 22.12.2018
  • Gänseblümchen
    Gänseblümchen

    https://www.calpers.ca.gov/doc...

    Seite 52 - und dann dürfen wir die Diskussion als beendet betrachten

    10:29 Uhr, 21.12.2018
  • Market Impact
    Market Impact

    Also ich lege mich Januar Februar auch an den Strand und werde werde mir billige Aktien raussuchen. Wo macht Herr Schiff Urlaub?

    22:26 Uhr, 20.12.2018
  • Ich_bin_ein_Berliner
    Ich_bin_ein_Berliner

    US unternehmen haben 9 Billionen Schulden und die Zinsen steigen, fast 6 Billionen mehr als 2007
    damit die Kosten für Unternehmen! Das ist ein FAKT!
    Zu dem räumt die FED mit kürzung der Zinsschritt für 2019 von 3 auf 2 eine Abschwächung der Wirtschaft ein!

    Schlimmer gehts nimmer

    19:58 Uhr, 20.12.2018
    1 Antwort anzeigen
  • Hein_Bloed
    Hein_Bloed

    Haben alle ihr Notfall-Set kontrolliert ? Wasser, Essen und ein sauber Bunker sind von Vorteil

    um einen Crash zu überleben. Ich selbst werde erstmal einen Kasten Bier kaufen.

    19:43 Uhr, 20.12.2018
    1 Antwort anzeigen
  • amateur
    amateur

    Für alle Crasher hier zur Erinnerung: Vor genau zwei Jahren stand der DOW unter 20000! Weltuntergang sieht anders aus...

    19:31 Uhr, 20.12.2018
  • Hein_Bloed
    Hein_Bloed

    Die Amis gehen aus Syrien raus, die Türken und Perser werden zahlen. Ein Schaden verursacht von Obama wird behoben. Die Flüchtlinge werden der deutschen Sozial-Industrie fehlen. Es geht aufwärts dank Herrn Trumph.

    19:25 Uhr, 20.12.2018
  • geho
    geho

    Den Namen Peter Schiff hab ich noch nie gehört und ausgerechnet der weiß wie`s weitergeht

    16:32 Uhr, 20.12.2018
  • Johnny Depp
    Johnny Depp

    Gerade haben Perma-Bären wieder Zulauf.

    Nach zwei Finanzmarkt-Crashs (2000 bis 2002/2003 und 2007 bis 2009) gibt es nun keine normalen Baissen mehr, sondern wenn dann Crash und am besten den totalen Zusammenbruch der Systeme. Oh Mann ist das Kindergeburtstag.

    Freuen wir uns doch (zumindest die, die mit Cash an der Seitenlinie stehen), dass die Kurse zurückkommen (der Dow Jones Index liegt auf Jahressicht 5% niedriger) und im Laufe des 1. Quartals kann man wieder kaufen.

    Peter Schiff wird dann am Strand stehen und wie immer in den vergangenen Jahren in die Röhre schauen.

    14:59 Uhr, 20.12.2018
    1 Antwort anzeigen
  • Dr. Bull
    Dr. Bull

    Wisst ihr, was ich komisch finde? Irgendwie wusste immer irgendwer, dass etwas Großes kommt. Aber wie oft diese Leute in der Vergangenheit danebenlagen, das sagt keiner. Aber einmal getroffen, heißt es "Er hat damals dieses und jenes kommen sehen". Wie lächerlich.

    Wie bei Rocco. Nichts gegen Rocco, ich schätze ihn sehr, aber nur weil er diese bisher große Korrektur vorhergesehen hat, wird er gelobt. Aber in der Korrektur 2015/16, als der Dax sich von 8700 auf gut 11.000 erholt hat, hat er einen weiteren Absturz auf 8350/8150 felsenfest erwartet. Aber der Dax stieg weiter, wie wir wissen. Und das bei einem selbst ernannten Bärenmarktspezialisten. Dann lag seine Prognose für den Dax für 2017 bei ca 14670, aber da kam er nie an. Aber seit Mai lag er einmal richtig und deswegen so hoch loben? Und so ist es auch bei anderen "Experten", die lagen ein zwei Mal richtig, aber 5 Mal daneben und weil die zuletzt richtig lagen, soll man deswegen glauben, dass es auch so kommt? Da treffen die Wetterprognosen besser ein. Ich sage nicht, dass es nicht so kommen kann, wie Rocco es erwartet. Nur soll man nicht gleich den Teppich ausrollen, weil bei irgendwem mal eine Prognose eingetroffen ist.

    14:56 Uhr, 20.12.2018
    3 Antworten anzeigen

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Über den Experten

Oliver Baron
Oliver Baron
Experte für Anlagestrategien

Oliver Baron ist Finanzjournalist und seit 2007 als Experte für stock3 tätig. Er beschäftigt sich intensiv mit Anlagestrategien, der Fundamentalanalyse von Unternehmen und Märkten sowie der langfristigen Geldanlage mit Aktien und ETFs. An der Börse fasziniert Oliver Baron besonders das freie Spiel der Marktkräfte, das dazu führt, dass der Markt niemals vollständig vorhersagbar ist. Der Aktienmarkt ermöglicht es jedem, sich am wirtschaftlichen Erfolg der besten Unternehmen der Welt zu beteiligen und so langfristig Vermögen aufzubauen. In seinen Artikeln geht Oliver Baron u. a. der Frage nach, mit welchen Strategien und Produkten Privatanleger ihren Börsenerfolg langfristig maximieren können.

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