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14:50 Uhr, 20.09.2022

Hype um Porsche-Börsengang stützt DAX nur kurz – Wie sind die Aussichten für den Börsendebütanten und den DAX? Investoren warten auf Fed-Sitzung

Auf einer Berg- und Talfahrt war der DAX am Montag zum Start in die neue Handelswoche, was sich am heutigen Dienstag fortsetzt. Im Fokus der Investoren steht vor allem der Börsengang des Sportwagenbauers Porsche.

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Ob die vorherige Talfahrt von S&P500 und DAX weitergeht und die Indizes eventuell schon bald auf neue Jahrestiefs sinken, hängt vor allem von der Fed-Sitzung am Mittwochabend ab.

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Viele Besitzer von deutschen Aktien werden immer nervöser. Am gestrigen Montag war der DAX kurz nach 12 Uhr bis auf knapp über 12.600 Punkte gesunken, und lag damit nur noch mickrige 1,6 Prozent über dem 52-Wochen-Tief vom Juli und damit gleichzeitig in der Nähe des 23-Monats-Tiefs. Für Verkaufsdruck hatten einmal mehr die steigenden Zinsen für zehnjährige US-Anleihen gesorgt, die gestern kurz über die Marke von 3,50 Prozent gestiegen sind – zum ersten Mal seit April 2011. Das hatte den S&P500-Future und damit den DAX deutlich belastet.

Nach der Börseneröffnung in den USA um 15.30 Uhr deutscher Zeit haben die US-Zinsen in den darauffolgenden Stunden etwas nachgegeben, woraufhin sich S&P 500 und DAX etwas erholt haben.

Für Aufsehen bei Investoren hat ein Artikel von „Fed-Flüsterer“ Nick Timiraos gesorgt. Er hat geschrieben, dass Fed-Chef Jay Powell seine Rede auf dem Notenbankertreffen Ende August in Jackson Hole kurzfristig geändert hatte, da die Märkte bezüglich des Inflationsausblick und damit einer möglichen Kehrtwende der Fed hin zu langsameren Zinserhöhungen zu optimistisch wurden – sprich die Aktienmärkte waren viel zu stark gestiegen, wodurch sich die Finanzbedingungen stark gelockert hatten. Das hatte die Konjunktur und damit die Inflation angeheizt, was es wiederum der Fed erschwert hatte, die Inflation in Richtung ihres Zwei-Prozent-Ziels zu drücken.

Am heutigen Dienstag startet die Zeichnungsfrist für den Börsengang der Porsche AG, also des Autogeschäfts des Sportwagenbauers Porsche. Das treibt die Erholung beim DAX etwas voran, zumal die Autoaktien Porsche Automobil Holding , Mercedes-Benz , BMW und Volkswagen zu den größten Gewinnern im DAX gehören. Zudem verbucht die Aktie von Henkel deutliche Gewinne, nachdem der Konzern die Umsatzprognose erneut angehoben hat.

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Die Erholung beim DAX bekam gegen 9.30 Uhr allerdings einen Dämpfer, nachdem die schwedische Nationalbank den Leitzins um 100 Basispunkte auf 1,75 Prozent angehoben hat, wohingegen eine Erhöhung auf „nur“ 1,50 Prozent erwartet worden war. Das schürt bei Investoren die Sorgen, dass die Fed morgen Abend eventuell eine größer als erwartete Zinserhöhung durchführen könnte, was die Rezessionssorgen verstärken würde und damit den S&P500-Future und den DAX belastet. Nach den Nachrichten von der schwedischen Nationalbank steigen die Zinsen für zehnjährige US-Anleihen um 2 Basispunkte auf 3,51 Prozent und liegen damit wieder über der Marke von 3,50 Prozent.

Zeichnungsfrist für Porsche-Börsengang startet heute

Volkswagen will im Rahmen des Börsengangs bis zu 113,875 Mio. Vorzugsaktien der Porsche AG zu einem Preis von 76,50 bis 82,50 Euro verkaufen. Damit will Volkswagen zwischen 8,71 und 9,39 Mrd. Euro einnehmen. Die Zeichnungsfrist beginnt heute. Der erste Handelstag ist für Donnerstag, 29. September geplant.

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Zudem verkauft Volkswagen 25 Prozent der Stammaktien zuzüglich einer Aktie der Porsche AG an die Porsche Automobil Holding SE zu einem Aufschlag von 7,5 Prozent auf den Emissionspreis der Vorzugsaktien. Porsche SE ist eine Beteiligungsgesellschaft und hält rund 53,3 Prozent der Stammaktien an Volkswagen.

US-Neubaubeginne im Fokus

Wie es bei S&P500, DAX, Euro- Dollar und Gold kurzfristig weitergeht, hängt von der Fed-Sitzung morgen Abend ab. Was die Fed ankündigen könnte, und wie die Märkte darauf reagieren könnten, werde ich in der Sendung heute Abend analysieren.

Erst einmal schauen Investoren heute um 16 Uhr auf die US-Neubaubeginne. Laut den Schätzungen der Volkswirte sollen die Starts im August leicht gesunken sein auf eine Jahresrate von 1,44 Mio. Einheiten, nach 1,446 Mio. für Juli. Allerdings belasten die kräftig gestiegenen Immobilienpreise und die stark gestiegenen Hypothekenzinsen den Markt massiv. Daher würde es mich nicht überraschen, wenn die Neubaubeginne im August deutlich stärker gesunken wären als erwartet, während gleichzeitig die Zahlen für Juli nach unten korrigiert werden.

Hingegen sollen die Baugenehmigungen im August leicht gestiegen sein auf eine Jahresrate von 1,685 Mio. Einheiten nach 1,674 Mio. Einheiten für Juli. Ich kann mir absolut nicht vorstellen, wie es in dem Umfeld zu steigenden Baugenehmigungen kommen soll.

Fed-Sitzung ganz oben auf der Agenda

Am Mittwoch schauen Investoren um 16 Uhr auf die Zahlen zu den US-Verkäufen bestehender Häuser. Sie sollen im August auf eine Jahresrate von 4,70 Mio. Einheiten gesunken sein, nach 4,81 Mio. für Juli. Sind eventuell die Verkäufe bestehender Häuser deutlich stärker zurückgegangen als erwartet?

Um 20 Uhr gibt die Fed die Ergebnisse ihrer Sitzung bekannt, um 20.30 Uhr beginnt die Sitzung mit Fed-Chef Powell. Er muss den Investoren unmissverständlich signalisieren, dass die Fed ihren Kurs in den nächsten Monaten konsequent weitergehen und die Leitzinsen weiter kräftig erhöhen will. Ansonsten brechen die Zinsen für zehnjährige US-Anleihen ein, woraufhin die Aktienmärkte, gerade die Nasdaq, die zuletzt wegen des Zinsanstiegs überproportional stark unter die Räder gekommen ist, nach oben schießen würden.


Sitzung der englischen Notenbank im Fokus

Am Donnerstagfrüh gibt die japanische Notenbank die Ergebnisse ihrer Sitzung bekannt.

Um 13 Uhr zieht die englische Notenbank nach und veröffentlicht die Ergebnisse ihrer Sitzung. Experten sagen eine Zinserhöhung um 50 Basispunkte auf 2,25 Prozent vorher.

Um 14.30 Uhr werden die Erst- und fortgesetzten Anträge auf US-Arbeitslosenhilfe veröffentlicht.

Um 16 Uhr werden Investoren einen Blick auf die Frühindikatoren des Conference Boards werfen. Nachdem sie vier Monate in Folge gesunken waren –üblicherweise ein guter Indikator für eine Rezession – sollen die Frühindikatoren im August stabil geblieben sein. Mich würde allerdings ein erneuter Rückgang nicht überraschen.


Einkaufsmanagerindizes für Deutschland und Euro-Zone im Blick

Am Freitag wird um 9.30 Uhr der Einkaufsmanagerindex für die deutsche Industrie bekannt gegeben. Er soll im September von 49,1 auf 48,2 Punkte gesunken sein. Damit würde er noch weiter unter die 50er-Marke sinken und damit weiterhin ein Schrumpfen des Sektors anzeigen. Der Index für den Dienstleistungssektor soll leicht nachgeben von 47,7 auf 47,4 Punkte. Ich erwarte, dass beide Indikatoren deutlich schwächer ausfallen als von Volkswirten erwartet.

Um 10 Uhr folgen die Einkaufsmanagerindizes für die Euro-Zone. Für jenen für die Industrie werden 48,9 Punkte vorhergesagt und für den Dienstleistungsbereich 49,2 Punkte.

Um 15.45 Uhr folgen die Indizes für die USA. Jener für die Industrie soll leicht zurückgehen von 51,5 auf 51,3 Punkte und würde damit ein leichtes Wachstum des Sektors signalisieren. Er profitiert nicht zuletzt davon, dass die Energiepreise in den USA deutlich niedriger sind als beispielsweise in der Euro-Zone, was das Geschäft der US-Industriefirmen stützt. Hingegen soll der Einkaufsmanagerindex für den US-Dienstleistungssektor von 43,7 auf 45 Punkte gestiegen sein. Ich kann mir ehrlich gestanden nicht vorstellen, wie der Index in dem Umfeld zulegen kann – das kann ich mir wirklich nicht vorstellen. Mich würde zudem nicht wundern, wenn der Index für die Industrie überraschend unter die 50er-Marke fallen würde.

In meiner Sendung "Euer Egmond" analysiere ich wöchentlich die Märkte!

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