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11:00 Uhr, 08.08.2022

Horrorvision: Wie Autofahrer zusätzlich abkassiert werden

Das "vernetzte Fahren" ermöglicht den Autobauern ganz neue Geschäftsmodelle. Künftig soll es nicht mehr ausreichen, ein Auto einmal zu erwerben. Wer alle Funktionen nutzen will, muss fortlaufend bezahlen.

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  • BMW AG
    ISIN: DE0005190003Kopiert
    Kursstand: 77,010 € (XETRA) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung
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  • Tesla Inc.
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  • BMW AG - WKN: 519000 - ISIN: DE0005190003 - Kurs: 77,010 € (XETRA)
  • Tesla Inc. - WKN: A1CX3T - ISIN: US88160R1014 - Kurs: 864,510 $ (Nasdaq)

Früher bestand das Geschäft der Autobauer darin, Autos zu verkaufen. Aber dieses Modell, so liest man es überall, soll keine Zukunft mehr haben: Geteilte Mobilität und vernetztes Fahren sind (neben Elektromobilität und dem autonomen Fahren) die Schlagwörter, mit denen sich die Autobauer neu aufstellen wollen.

In der schönen neuen Welt der Mobilität soll das Hardwaregeschäft eine eher untergeordnete Rolle spielen. Menschen werden sich nicht mehr unbedingt ein Auto anschaffen, um mit einem zu fahren. Es geht vielmehr um die Bereitstellung von Mobilitätsdienstleistungen.

Die Vision, die von Politik und Industrie auch hinter den Kulissen massiv vorangetrieben wird, wird meistens so beworben: Jede Person soll kostengünstig jede Art von Mobilität nutzen können, ganz unabhängig davon, ob sie ein eigenes Fahrzeug besitzt oder nicht. Oder anders ausgedrückt: Der Besitz eines eigenen Autos soll überflüssig werden.

Die Schattenseite der Vision sieht allerdings so aus, dass die Autobauer in der schönen neuen Mobilitätswelt ein Geschäftsmodell etablieren wollen, bei dem die Nutzer von Mobilität ständig zur Kasse gebeten werden und keine Möglichkeit mehr haben, nicht zu zahlen.

Idealerweise zahlt der Autofahrer sogar mehrfach. Erst für die Anschaffung des Autos, dann für dessen Nutzung. Denn wer glaubte, dass er mit dem Kauf eines Autos auch alle Funktionen nutzen kann, die in diesem verbaut sind, der ist noch viel zu sehr in der alten Mobilitätswelt verhaftet.

In der neuen Mobilitätswelt können die Autobauer Funktionen des Fahrzeugs per Software-Update aktivieren und auch wieder ausschalten. Wer nicht zahlt, kann eine Funktion eben nicht mehr nutzen. So einfach ist das aus der Sicht der Autobauer.

Zwei Beispiele aus der jüngeren Vergangenheit zeigen, dass es genau in diese Richtung geht:

  • Der Autobauer BMW verkauft für die Nutzung der Sitzheizung künftig Monatsabos. Wer die Funktion nutzen will, muss in Deutschland 17,00 Euro pro Monat bezahlen – obwohl die Hardware in den betreffenden Fahrzeugen bereits verbaut ist. Zumindest die Hardware der Sitzheizung wurde vom Autokäufer beim Kauf des Fahrzeugs auch miterworben. Aber wer sie dann auch nutzen will, soll gefälligst ein Abo abschließen. (Neben dem Abomodell gibt es auch weiterhin die unbegrenzte Variante, bei der einmalig 385 Euro fällig werden. Unbegrenzt heißt allerdings nicht wirklich unbegrenzt, sondern "solange die technischen Voraussetzungen für dieses Fahrzeug gegeben sind", was im Zeitalter automatischer Software-Updates alles und nichts bedeuten kann.)
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    Screenshot von BMW-Website
  • Auf Twitter berichtete der Nutzer Jason Hughes von dem Fall eines Tesla-Fahrers, bei dem die Reichweite eines älteren Fahrzeugs durch ein Software-Update nachträglich nach unten gesetzt wurde und der Tesla-Fahrer dann 4.500 Dollar zahlen sollte, um die ursprüngliche Reichweite wiederherzustellen. (Hintergrund war, dass in dem Fahrzeug ein 90er-Batteriepack statt eines 60er-Batteriepacks verbaut war und dadurch die Reichweite höher lag, als es bei diesem Modell eigentlich der Fall sein sollte.) Nur ein massiver Aufschrei auf Twitter führte offenbar dazu, dass Tesla dem Fahrer sowie anderen Fahrern in ähnlich gelagerten Fällen die ursprüngliche Reichweite ohne zusätzliche Kosten wieder freischaltete. (Link zum ursprünglichen Twitter-Thread)

Die neue Mobilitätswelt bedeutet für die Nutzer der Mobilität in allererster Linie, dass sie den Bereitstellern der Mobilitätsdienstleistungen vollständig ausgeliefert sind. Früher bedeutete der Besitz eines eigenen Fahrzeugs auch eine gewisse Freiheit: Man war bei der Fortbewegung, auch über größere Strecken, unabhängig. In der schönen neuen Mobilitätswelt gibt es diese Freiheit und Unabhängigkeit nicht mehr.

Funktionen eines Fahrzeugs können durch ein Software-Update einfach ein- oder auch wieder ausgeschaltet werden. Der Besitz eines Autos bedeutet nicht mehr automatisch, dass man dieses auch uneingeschränkt nutzen kann.

Ganz ähnlich wie heute bereits die Softwareanbieter wollen Autobauer ihre Produkte in Zukunft nicht mehr einmalig verkaufen, sondern ständig an ihnen verdienen, ohne tatsächlich eine neue Leistung bereitstellen zu müssen. Solange ein Produkt genutzt wird, soll auch dafür gezahlt werden. Die Beispiele von BMW und Tesla zeigen ganz deutlich, dass es in diese Richtung geht.

Man kann sich durchaus vorstellen, dass das eigene Auto einen in fünf oder zehn Jahren vollautomatisch und rein elektrisch zum Arbeitsplatz oder nach Hause befördern wird. "Sie sind am Ziel angekommen", wird das Auto dann stolz verkünden. "Zum Öffnen der Türen zahlen Sie jetzt bitte 10 Euro."


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6 Kommentare

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  • mkgeld
    mkgeld

    kaufe mir kein neues Auto mehr es lohnt sich einfach nicht. Einfach 20 Jahre und mehr fahren fertig. Abo für Sitzheizung würde ich nur bezahlen wenn es mit Gas beheizt ist.

    10:23 Uhr, 09.08. 2022
  • P_44
    P_44

    Echt jetzt? Leute, verarschen könnt ihr wen anderen! WENN ich mir ein Auto kaufen würde, wäre es das modernste Auto, das ich mit Oldtimer-Zulassung bekommen könnte. Da gibt es keine Abos für die Sitzheizung, man darf (da Oldtimer) auch überall in die Innenstadt und so. Vielleicht einen Mazda von 1992? Das waren keine schlechten Autos.

    15:58 Uhr, 08.08. 2022
  • MDO77
    MDO77

    Die Automobilhersteller haben erkannt, dass es bei der Produktion preiswerter ist nicht x-verschiedene Komponenten wie Sitze mit oder ohne Heizung einzubauen, sondern die Basisfunktionen in allen Fahrzeugen zu installieren. Wer die Sitz- oder Lenkradheizung oder den Echtzeittraffic des Navis nicht ständig braucht, bestellt diese wahrscheinlich aus Kostengründen nicht mit - bezahlt sie dann aber auch nicht! Da sie aber nun mal verbaut sind, können diese Funktionen zeitlich begrenzt freigeschaltet werden und wer dann feststellt, dass er die Funktion doch will, kann sie ja dann kaufen (unlimited statt abo).

    Der Hinweis - unlimited so lange wie technisch möglich - ist bei der Sitzheizung einfach überflüssig, beim Echtzeitverkehr des Navis aber nicht. In einem 15 Jahre alten Auto werden solche Informationen dann wohl irgendwann nicht mehr bereitgestellt werden, weil es was besseres gibt was aber ggf. nicht mehr auf den in-Car-Systemen läuft und die alten Datenlieferungen abgestellt werden.

    Ich habe erst dann ein Problem mit solchen Preismodellen, wenn bei der Bestellung NUR Abomodelle für Funktionen angeboten werden und der unbegrenzte Erwerb nicht mehr möglich ist.

    13:40 Uhr, 08.08. 2022
  • Omni
    Omni

    Liebe Autofahrer - nicht jammern, sondern handeln! Ich bin letzten November dazu übergegangen, mit dem E-Bike (genauer gesagt ein Pedelec, aber egal: E-Zweirad) berufszupendeln. Die Technik ist da soweit, dass es bis 25km keinen Grund mehr gibt, das nicht zu tun - in der Summe keine Komforteinbuße (Vor- und Nachteile am Komfort gleichen sich aus), auch bei leichtem Frost nicht (es gibt ja beheizbare Handschuhe, wie die Skifahrer bestimmt wissen), bei entsprechender Kleidung friert und schwitzt man nicht, man hat keine Umzieherei, man steigt einfach nur auf und ab und über ein bisschen Bewegung freuen sich die Gelenke auch. Preis bei 25km und einem 25km/h-Pedelec: 20 Minuten früher aufstehen und entsprechend Zeit bei der Rückfahrt einplanen unter der Annahme, dass man Überland-Wege hat. Morgens ein Blick auf die Wetter-App incl. evtl. Regenradar, für die Zeit des Weges ist das genau genug. Und über die ca 40% Rendite, wenn man das als Investition und Risikoabsicherungsgeschäft sieht, beschwere ich mich auch nicht. Ich kann mich nur wundern, wie viel Geld die Leute anscheinend auf der hohen Kante haben, die immer noch massenhaft als Einzelpersonen auf den Straßen im Auto herumtingeln. Das sind bei Weitem nicht alles solche, die es wirklich brauchen. Wer sich da wundert, wenn entsprechende Firmen für ihre E-Gadgets die Hand aufhalten genauso wie die Streamingdienste das machen und dann bei entsprechendem Gewinnwunsch diversifizieren und jeweils erhöhen, intern oder wie bei der Bundesliga-Vermarktung gesehen auch durch Outsourcing an verschiedene Wettbewerber, sollte vielleicht langsam in der Realität ankommen und anfangen, selbstverantwortlich zu handeln. Leider hilft die Politik nicht dabei - gerade diejenige Regierungspartei, die sich Selbstverantwortung ganz besonders groß auf die Fahnen schreibt, fördert in dem Punkt in Wirklichkeit ja gerade die Bequemlichkeit und wirft lieber Milliarden zum Fenster raus, als den Leuten reinen Wein einzuschenken.

    12:10 Uhr, 08.08. 2022
  • landwirt
    landwirt

    Moin Herr Baron,

    sehr gut geschrieben.

    Wenn ich auf meinem Hof nach Nordosten sehe sind da 15 Windmühlen,manche stehen still oder laufen in Zeitlupe,wir haben momentan bedeckten Himmel die 500000€ teure Solaranlage meines pächters bringt auch nicht viel.

    Woher soll der Strom herkommen fürs Türöffnen ?

    11:55 Uhr, 08.08. 2022
  • Zukunft21
    Zukunft21

    Die haben doch nicht mehr alle Tasse im Schrank und wer diesen Mist mit macht der hat noch viel weniger Tassen im Schrank !

    11:05 Uhr, 08.08. 2022

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Über den Experten

Oliver Baron
Oliver Baron
Experte für Anlagestrategien

Oliver Baron ist Finanzjournalist und seit 2007 als Experte für stock3 tätig. Er beschäftigt sich intensiv mit Anlagestrategien, der Fundamentalanalyse von Unternehmen und Märkten sowie der langfristigen Geldanlage mit Aktien und ETFs. An der Börse fasziniert Oliver Baron besonders das freie Spiel der Marktkräfte, das dazu führt, dass der Markt niemals vollständig vorhersagbar ist. Der Aktienmarkt ermöglicht es jedem, sich am wirtschaftlichen Erfolg der besten Unternehmen der Welt zu beteiligen und so langfristig Vermögen aufzubauen. In seinen Artikeln geht Oliver Baron u. a. der Frage nach, mit welchen Strategien und Produkten Privatanleger ihren Börsenerfolg langfristig maximieren können.

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