Kommentar
10:34 Uhr, 19.03.2009

Hoppla, in den USA wird’s richtig quantitativ und der USD geht in die Knie!

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Der Euro eröffnet heute bei 1.3450 (07.50 Uhr), nachdem im US-Handel Höchstkurse bei 1.3535 markiert wurden. Der USD hat gegenüber dem JPY an Boden verloren und stellt sich auf 95.55. In der Folge notiert EUR-JPY bei 128.55 und EUR-CHF oszilliert bei 1.5380.

Der Offenmarktausschuss der Fed hat die Fed Funds Rate erwartungsgemäß in dem Korridor 0,00% - 0,25% belassen. Darüber hinaus hat sie bekannt gegeben,

* dass sie in den nächsten sechs Monaten US-Treasuries mit Laufzeiten von zwei bis 10 Jahren in einem Gesamtvolumen von 300 Mrd. USD aufkaufen wird.
* Der Ankauf hypothekenbesicherter Anleihen wird noch einmal um 750 Mrd. USD erhöht.

Damit ist der Weg des "Quantitative Easing" nachhaltig beschritten. Die Fed zeigt sich vollständig determiniert alles zu tun, um eine Stabilisierung der Finanzmärkte zu erzwingen.

Fakt ist, dass als Folge der weiteren MBS Aufkäufe durch die Fed, das Problem "Toxic Waste" zügig weiter entschärft wird. Nach mehr als 1.200 Mrd. USD Abschreibungen und weiteren 750 Mrd. USD Aufkäufen wird die Krisenlage zunehmend übersichtlicher.

In der Phase von 2001 bis 2008 kam es zu einer Ausweitung der Hypotheken um circa 5.500 Mrd. USD. Davon wird der wesentlichste Teil bedient. Ergo nähern wir uns bei dem weiteren "Korrekturbedarf" der neutralen Zone. Das darf Zuversicht in Richtung erhöhter Finanzmarktfunktionalität und sinnvoller Kreditvergabepraxis Richtung 2. Halbjahr 2009 begründen.

Wenden wir uns einem anderen Problem zu. Die Finanzierung dieser Programme erfolgt durch Anwerfen der Notenpresse. Mithin reden wir hier von monetärer Inflation in durchaus erheblichen Umfang von mehr als 1.000 Mrd. USD. Das ist markant, das sind keine Peanuts.

Moody’s gab bekannt, dass diese Schritte der Fed keinen Einfluss auf die Kreditwürdigkeit der USA hätten. Das ist durchaus erstaunlich. Die Begriffe "Rating light" oder "antiautoritäres Rating" drängen sich ein Stück weit auf. Das wirft vor diesem Hintergrund die Frage auf, was überhaupt einen negativen Einfluss auf das Rating der USA haben kann?

* Weder Budgetdefizite im zweistelligen Bereich,
* in der Vergangenheit Leistungsbilanzdefizite von mehr als 60 Mrd. USD,
* unverantwortliche Zentralbankpolitik nach Machart Greenspan,
* Umkehr der US-Wirtschaft von einer einkommensgetriebenen (income-driven) zu einer vermögensgetriebenen (asset-driven) Wirtschaft,
* unverantwortliche Präsidentschaft unter Bush II
* noch das aktuelle "Quantitative Easing" in erheblichem Umfang

sind also geeignet, das AAA Rating der USA in Frage zu stellen? Meinungsfreiheit ist gegeben, und die lassen wir Moody’s selbstredend. In einem "UN-Panel" wurde der Weltgemeinschaft empfohlen, die Leitwährung USD durch einen Währungskorb zu ersetzen. Hier herrscht dann offensichtlich eine andere Meinung vor. "Food for thought!"

Die US-Verbraucherpreise sind per Februar um 0,4% im Monatsvergleich gestiegen. Die Prognose war bei 0,3% angesiedelt. Im Jahresvergleich kam es zu einer Zunahme um 0,1% nach zuvor - 0,2%. Ergo bleibt Preisinflation kein Thema, das Sorgen bereitet.

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Das Leistungsbilanzdefizit per 4. Quartal 2008 stellte sich auf -132,8 Mrd. USD (Prognose -137,0 Mrd. USD). Das Defizit des Vorquartals wurde von -174,1 Mrd. USD auf -181.3 Mrd. USD revidiert, so dass das Halbjahresergebnis kumuliert etwas schlechter als erwartet ausfiel. Fakt ist, dass die US-Rezession Importe dämpft und damit eine temporäre Verbesserung der Defizitlage einhergeht. Diese Verbesserung ist primär Ausdruck von ökonomischer Schwäche und weniger Ausdruck einer strukturellen Optimierung.

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Bezüglich der heute zu veröffentlichenden Daten verweisen wir auf die Datenbox. Wir werden uns morgen dezidiert mit den Resultaten auseinandersetzen. Wir bieten zunächst einen Blick auf die Charts.

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Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das den EUR gegenüber dem USD nach dem plötzlichen und durchaus unerwarteten Überwinden des Widerstandsfelds bei 1.3300 - 30 favorisiert. Ein nachhaltiges Unterschreiten diese Marke neutralisiert den positiven Bias des Euros.

Viel Erfolg!

© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Bremer Landesbank

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