Hohe Nachfrage nach Energie eröffnet neue Chancen für Anleger
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Wie die Gewinnzahlen für das erste Quartal zeigen, profitiert der Energiesektor eindeutig vom anhaltenden Anstieg des Erdölpreises. Was die Aufwärtskorrekturen der Gewinnprognosen betrifft, ist dieser Sektor alle anderen weit voraus. Dies ist einer der Gründe für den kometenhaften Anstieg des ING (L) Invest Energy, der im April 2008 um 11 Prozent und im Mai um 7 Prozent zulegte. Das entspricht einer Netto-Performance von 8,9 Prozent im bisherigen Jahresverlauf (per 31.05.2008, auf US-Dollar-Basis). Versorgungsunternehmen kommen die hohen Ölpreise indirekt zugute, da Strom mit Hilfe von Energieträgern wie Erdöl, Erdgas und Kohle erzeugt wird.
„Man sollte sich nie einem fahrenden Güterzug in den Weg stellen“, antwortete Frederic Vanparijs, einer der Senior Investment Manager und Ölexperte des ING (L) Invest Energy, auf die Frage nach seinen Erwartungen für die weitere Entwicklung der Preise für das „schwarze Gold“. „Der Ölpreis befindet sich derzeit in voller Fahrt. Eine Stabilisierung ist noch nicht abzusehen. Wichtig ist jedoch, einschätzen zu können, wann der Höchststand erreicht ist und eine Trendwende einsetzt. Die Richtung des Trends ist dabei wichtiger als das jeweilige Preisniveau.“
Eskalierende Ölpreise aufgrund von Dollar-Schwäche
Der Anstieg des Erdölpreises ist sowohl auf technische als auch fundamentale Faktoren zurückzuführen. Dabei war der in den letzten Monaten beobachtete Höhenflug vor allem durch den schwachen US-Dollar bedingt. Vor diesem Hintergrund kann man sich gegenüber Dollarschwäche und Inflationsrisiken durch die Investition in – auf Dollar lautende – Erdölwerte absichern. Laut Vanparijs wird der Ölpreis zu einem Fünftel vom schwachen Dollar bestimmt.
Die Nachfrage nach Erdöl hält trotz nachlassender Konjunktur in den USA an. Aber auch wenn die USA nach den Worten von Präsident Bush „süchtig nach Erdöl“ sind (auf die USA entfallen rund 20 Prozent des weltweit geförderten Rohöls), so geht die steigende Nachfrage doch in erster Linie auf das Konto von Schwellenländern wie China und Indien. „Unklar ist, ob die Nachfrage hauptsächlich durch den Konjunkturzyklus oder die Einstellung der Verbraucher bestimmt wird. Wir haben offensichtlich noch nicht das Niveau erreicht, bei dem die Schmerzgrenze am Zapfhahn erreicht ist“, so Vanparijs.
Im Gegensatz zu den Krisen der 1970er und 1980er Jahre sind die hohen Erdölpreise nicht die Ursache für die momentane konjunkturelle Schwächephase. Daher besteht immer noch ein gewisses Maß an Elastizität. Ein Analyst von Goldman Sachs äußerte kürzlich die Vermutung, der Ölpreis werde demnächst die 200-Dollar-Marke durchbrechen. Vanparijs hält dies jedoch für etwas übertrieben. „Für den Rest des Jahres 2008 wird sich der Ölpreis wohl zwischen 120 und 160 Dollar einpendeln. Auf längere Sicht rechnen wir eher mit einem Preis um die 80 bis 100 Dollar.“
Anhaltende Knappheit auf dem Erdölmarkt
Tatsache ist, dass die Knappheit am Erdölmarkt anhalten wird. Während die Nachfrage weltweit jährlich um 1,5 Prozent steigt (3 Prozent in China), sinkt die Förderleistung der bestehenden Ölfelder jedes Jahr um 4 Prozent. Zwar werden immer noch neue Vorkommen entdeckt, häufig allerdings in extrem unzugänglichen Gebieten.
Erst kürzlich wurde ein neues Ölfeld im Santos-Becken vor der brasilianischen Küste entdeckt, einem Gebiet von der Größe der Nordsee. In dieser Gegend wurden bereits in der Vergangenheit mehrere Ölfelder ausgemacht. Schätzungen zufolge könnte das neue Ölfeld namens Carioca Reserven von 33 Milliarden Barrel Rohöl enthalten. Damit wäre dies der bisher drittgrößte Erdölfund. Die brasilianische Erdölgesellschaft Petrobras hat eine 45%ige Beteiligung an Carioca. Bislang ist noch nicht klar, ob das Rohöl relativ zügig und wirtschaftlich gefördert werden kann, da sich das Vorkommen in sehr tiefem Wasser befindet. Sofern es Petrobras gelingt, die Ölförderung in Carioca aufzunehmen, würde das Unternehmen zum zweitgrößten Erdölproduzenten der Welt aufsteigen (Saudi Aramco ist die Nummer 1). Der Energy Fund hält zu rund 4 Prozent Anteile an Petrobras. Bei Emerging Markets wie Brasilien ist der Fonds übergewichtet.
Kohle und Erdgas
Die Preise für Erdgas und Kohle sind im Zuge der Ölpreisexplosion ebenfalls in die Höhe geschnellt. Aufgrund der Knappheit am Kohlemarkt muss China nicht nur mehr Kohle importieren, sondern wird auch zunehmend mehr Erdgas verbrauchen. In den USA, wo Kohle die wichtigste Energiequelle zur Erzeugung von elektrischem Strom ist, steigt man nach und nach aus Umweltschutzgründen auf Erdgas um. Im Energiesektor haben die Aktien von Erdgasunternehmen in diesem Jahr bisher am besten abgeschnitten, aber auch die Kohleindustrie entwickelt sich erfreulich.
Dazu Vanparijs:
„Im Erdölsektor gewichten wir die Aktien von Ölraffinerien unter, da diese im bisherigen Jahresverlauf ausgesprochen schlecht abgeschnitten haben. Hier belastet die rückläufige Konjunktur die Gewinnspannen der Raffinerien. Als Hurrikan Katrina im Sommer 2005 über die Vereinigten Staaten hereinbrach und die Benzinpreise in den USA etwas unter dem aktuellen Niveau lagen, beliefen sich die Gewinnspannen der Raffinerien noch auf 35 Dollar pro Barrel. In der Zwischenzeit sind diese Spannen auf ein Drittel dieses Betrags gesunken. Auch bei den Ölkonzernen ist der Fonds unter-gewichtet und hält beispielsweise keine Aktien von Royal Dutch Shell und BP. Wir bevorzugen Unternehmen, die sich einzig der Gewinnung und Förderung von Rohöl widmen, denn dies sind die hauptsächlichen Nutznießer der hohen Ölpreise. Daneben gewichten wir auch Erdölexplorations-unternehmen über, die in den nächsten Jahren von der fieberhaften Suche nach neuen Ölfeldern profitieren werden“.
„Berechenbare“ Investments im Energiesektor
Der ING (L) Invest Utilities investiert weltweit in Unternehmen in den Bereichen Stromerzeugung, Wasseraufbereitung, Abfallentsorgung und Versorger, d. h. Anbieter von Strom, Gas und Wasser. Aufgrund der zentralen Bedeutung, die diese Unternehmen für das tägliche Leben haben, ist die Nachfrage nach ihren Leistungen eher unelastisch. Versorger reagieren daher weniger empfindlich auf Konjunkturschwankungen als der Energiesektor und weisen in volatilen Perioden eine defensive Ausrichtung auf. Zudem lassen sich ihre Erträge relativ leicht vorhersagen. Die Preise für das gesamte Jahr 2008 sind weitgehend fix, während man sich gleichzeitig gegenüber den höheren Inputkosten abgesichert hat. Bereits jetzt haben die Elektrizitätsunternehmen rund 50 Prozent ihrer gesamten Stromproduktion für 2009 verkauft.
Strompreise ziehen an
Die höheren Strompreise belasten die Haushalte. Die Preise für elektrischen Strom spielen natürlich eine wichtige Rolle für die Profitabilität von Versorgungsunternehmen. Wir rechnen daher mit einem fortgesetzten Aufwärtstrend in den nächsten Jahren. Die Strompreise werden nämlich von den Preisen für Rohstoffe wie Erdöl angetrieben, die seit rund sieben Jahren stetig steigen. In einigen Ländern, so zum Beispiel in Europa, sind die Preise für Erdgas an den Ölpreis gekoppelt. Viele Kraftwerke werden neben Erdgas mit Kohle betrieben, und die Kohlepreise sind ebenfalls in die Höhe geschnellt. Zudem kann man hier eine Zeitverzögerung beobachten: Die hohen Ölpreise in diesem Jahr werden auch noch in Zukunft die Erträge belasten.
Massive Zunahme von Investitionen
Überdies befindet sich der Sektor im Frühstadium eines enormen Investitionsbooms. Die Zunahme der Investitionen wird ebenfalls zu einer verstärkten Nachfrage nach Strom führen, die sich bis 2030 verdoppeln soll. Insbesondere an den schnell wachsenden Märkten von China, Brasilien und Russland besteht dringender Bedarf an zusätzlichen Kapazitäten für die Stromerzeugung. Die Situation wird dadurch noch verschärft, dass die Investitionen in neue Kapazitäten während der letzten zwanzig Jahre minimal waren. Auch der Ausbau der Verbundsysteme zur Stromversorgung der Kunden muss forciert werden. Nach Berechnungen der Internationalen Energiebehörde IEA müssen zwischen 2005 und 2030 über 11 Billionen Dollar in die Erzeugung und Verteilung von Elektrizität investiert werden.
Nachfrage nach sauberer Energie
Auch die Maßnahmen gegen globale Erwärmung werden sich entscheidend auf Versorgungsunternehmen – die Hauptverursacher von CO2-Emissionen – auswirken. Die hohen Ölpreise haben die Nachfrage nach alternativen Energiequellen angekurbelt. Damit bieten sich attraktive Chancen für die Anbieter alternativer Energien. Wir haben eine deutliche Präferenz für Windenergie, die ein Wachstum von jährlich rund 20 Prozent und Bruttogewinnspannen von bis zu 80 Prozent aufweist. Aufgrund der staatlichen Förderung sind Elektrizitätsunternehmen zur Abnahme von Windenergie verpflichtet. Die Anbieter kommen daher in den Genuss eines garantierten Marktes. Aber auch ohne Beihilfen ist Windenergie bereits jetzt wirtschaftlich.
Steigende Nachfrage, zunehmende Investitionen und höhere Preise sowohl im Energie- als auch im Versorgungssektor werden in den kommenden Jahren für dynamisches Wachstum sorgen. Beide Sektoren bieten daher langfristig interessante Anlagechancen.
Quelle: ING Investment Management
ING Investment Management ist der globale Asset Manager der ING Gruppe. Mit Euro annähernd 400 Milliarden Assets under Management (Q2 2007), vertreten in 30 Ländern mit 2.500 Experten (Europa: 713, Americas: 866, APAC: 921), ist ING Investment Management (ING IM) weltweit unter den Top 25 im Asset Management. ING IM Europe hat Niederlassungen in 14 europäischen Ländern mit annähernd Euro 160 Milliarden Assets (Q2 2007) under Management.
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