Hohe Inflation = kurzer Aufschwung?
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Es gibt heute viele Ähnlichkeiten zu den 70er Jahren. Rückblickend gesehen kam die Große Inflation der 70er Jahre nicht überraschend. In den zehn Jahren zuvor waren die Zinsen sehr niedrig und der Staat transferierte mehr Geld an die Bürger. Beides zusammen, niedrige Zinsen und höhere Einkommen durch Staatsausgaben, führten zu hoher Inflation.
Seit der Finanzkrise sind die Zinsen historisch niedrig. Was fehlte, waren hohe Staatsausgaben. Diese kamen erst in der nächsten Krise, der Pandemie. Man hatte aus der Finanzkrise gelernt. Geldpolitik allein reicht nicht. Es braucht hohe Staatsausgaben.
Im Vergleich zu den 70er Jahren gibt es allerdings auch bedeutende Unterschiede. Damals war die Inflation hoch und gleichzeitig war die Arbeitslosigkeit überdurchschnittlich hoch. Heute ist die Arbeitslosigkeit niedrig. In einigen Ländern ist sie so niedrig wie seit Jahrzehnten nicht mehr. Es herrscht Arbeitskräftemangel.
Das ist alles andere als eine Beruhigung. Ganz im Gegenteil sogar: Je niedriger die Arbeitslosenrate, desto mehr Inflationsdruck gibt es. Die Löhne steigen in einem solchen Umfeld schneller als die Produktivität. Aktuell steigen die Löhne zwar langsamer als die Inflation, aber schneller als die Produktivität.
Da Löhne aufgrund von Tarifverträgen nicht sofort auf die Inflation reagieren, ist es bemerkenswert, dass die Löhne nach einer kurzen Phase der hohen Inflation bereits stark steigen. Wer keine Angst vor einer Lohn-Preis-Spirale hat, hat nicht aufgepasst.
Zumindest gibt es im Gegensatz zu den 70er Jahren keinen Ölpreisschock. Ob dieser noch kommt, sollte der Ukrainekonflikt eskalieren, sei dahingestellt. Auch ohne Ölpreisschock ist klar, dass die Teuerung nicht so schnell wieder unter 2 % fällt.
Die Inflationsrate bleibt überdurchschnittlich hoch. Historisch hat das zu einem schnellen Wechsel zwischen Expansion und Rezession geführt. Die Frage, ob der aktuelle Aufschwung aufgrund der Inflation kurz wird, ist also nicht aus der Luft gegriffen. Tatsächlich kann man einen gewissen Zusammenhang erkennen.
In den vergangenen 100 Jahren gab es in den USA zwei Hochpreisphasen. Die erste dauerte von 1914 bis 1924 und die zweite von 1970 bis 1982. In beiden Fällen waren Expansionen kurz und Rezessionen etwas länger als sonst üblich (Grafik 1). Das Phänomen kann man nicht unbedingt der Geldpolitik zuordnen. Die US-Notenbank wurde 1913 gegründet, hatte in den ersten Jahren jedoch begrenzten Einfluss.
Inflation selbst, auch ohne Geldpolitik, scheint einen Einfluss auf die Dauer eines Aufschwungs zu haben. Das macht durchaus Sinn. Inflation führt zu mehreren Reaktionen. Verbraucher verändern ihr Konsumverhalten. Steigen die Preise zu schnell, wird weniger konsumiert. Unternehmen ihrerseits versuchen den Preisanstieg und niedrigere Margen durch Sparprogramme auszugleichen.
Der Versuch, dem Preisanstieg zu entgehen, führt zu volatilerem Wachstum. Unabhängig von der Geldpolitik kann man einen kürzeren Aufschwung erwarten. Eine straffe Geldpolitik hilft natürlich nicht, den Aufschwung zu verlängern. Sich als Anleger schon jetzt darauf vorzubereiten, wäre allerdings verfrüht.
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