Analyse
11:11 Uhr, 27.11.2014

Hohe Diplomatie der weltbesten Öl-Trader: Schnappt die Bärenfalle zu? *

Die alljährliche Konferenz des Ölkartells OPEC ist eigentlich schon gelaufen, bevor sie überhaupt angefangen hat.

Erwähnte Instrumente

  • Brent Crude Öl
    ISIN: XC0009677409Kopiert
    Kursstand: 76,13 $/Barrel (Deutsche Bank Indikation) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung
  • WTI Öl
    ISIN: XC0007924514Kopiert
    Kursstand: 72,35 $/Barrel (Deutsche Bank Indikation) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung
  • Brent Crude Öl - WKN: 967740 - ISIN: XC0009677409 - Kurs: 76,13 $/Barrel (Deutsche Bank Indikation)
  • WTI Öl - WKN: 792451 - ISIN: XC0007924514 - Kurs: 72,35 $/Barrel (Deutsche Bank Indikation)

Sollen wir die Aussagen der Saudis für bare Münze nehmen? Oder handelt es sich um geschicktes Taktieren der am besten informierten Öl-Trader der Welt? Bilden Sie sich selbst Ihr Urteil. Das geschah gestern, bevor die Sitzung überhaupt begonnen hatte:

1) Saudis Ölminister Naimi trat vor die Presse und sagte, dass der Markt selbst darüber bestimmen solle, wo der richtige Ölpreis liege. Der Markt werde sich selbst stabilisieren, sagte er. Er fügte hinzu, dass weder die Saudis, noch die USA, und auch andere nicht durch die Senkung von Fördermengen versuchen sollten, den Preis zu stabilisieren.

2) Wenig später traf sich Naimi mit dem iranischen Ölminister Zanganeh, der selbst im Vorfeld des Treffens mit Naimi gegenüber der Presse gesagt habe, dass er die Saudis nicht um eine Senkung der Fördermengen bitten werde.

3) Danach tritt Zanganeh vor die Presse und sagt, dass Irans Position vor dem OPEC-Treffen sehr nahe an jener der Saudis wäre.

Die französische SG Commodities Research stellt die berechtigte Frage, ob es sich hierbei um eine bewusste Irrefürhung des Marktes und um kluges Taktieren handeln könnte. Tatsächlich könnte die Lage im Vorfeld so dargestellt werden, um die finale Preisreaktion im Öl auf der Oberseite zu maximieren, nach dem Motto: Wir treiben eine maximale Zahl an Shorties in den Markt, um danach einen echten Boden im Öl zu erzeugen, da so der erzeugte Schmerz maximal ist.

Fakt ist auch, dass etwa Russland 100 Milliarden USD Mindereinnahmen durch den Ölpreisrutsch pro Jahr haben wird. Und Fakt ist auch, dass sowohl der amerikanische Außenminister als auch der US-Präsident selbst in diesem Jahr mehrmals in Riad waren. Außerdem haben hochrangige saudische Minister in New York mehrere Treffen mit anderen OPEC-Mitgliedern geführt.

Fakt ist jedoch auch: Der Markt nimmt die Aussagen der Saudis für bare Münze. Öl bricht weiter weg:

Brent Öl auf Viermonatstief
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    JFD Brokers

Anzumerken ist, dass der Handel von Brent Futures an der NYMEX wegen dem amerikanischen Feiertag heute um 19 Uhr geschlossen und erst um 0 Uhr wieder aufgenommen wird. Es ist aber nicht zu erwarten, dass das Meeting so lange gehen wird, oder doch? Normalerweise sickern immer erste Informationen aus Wien schon vor der Pressekonferenz an die Presse durch. Bei der letzten Sitzung am 11. Juni kamen die ersten Informationen schon um 12:58 Uhr, eine Stunde vor der Pressekonferenz. Am 4. Dezember 2013 wurden die ersten Informationen um 13:40 Uhr über die Agenturen verteilt, am 31. Mai 2013 um 13:39 Uhr. Die offizielle Pressekonferenz für heute ist für 14 Uhr anberaumt, aber ein OPEC-Vertreter warnte schon einmal vor:

“Sie müssen sich einigen, auch wenn sie zwei Tage lang bleiben müssen. Es ist eine Frage zwischen Tod und Überleben für die Haushalte der Länder", sagte er. "Es könnte etwas länger dauern als sonst."

Sie können mit mir auf Guidants diskutieren und mir dort folgen. Dort veröffentliche ich meine Analysen. Klicken Sie dazu auf die folgende Grafik und klicken Sie dann im Stream unten links auf "Jochen Stanzl folgen".

14 Kommentare

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  • Dieter_HW
    Dieter_HW

    ​Soll er doch fallen, der Ölpreis. Hier sind scheinbar nur Mitmenschen unterwegs, die ihren Tank gerne für 1,70 je Liter befüllen. Anders verstehe ich das Gejammere nicht. Wäre schön, wenn der Kurs noch unter die 40,00 rutscht.

    10:33 Uhr, 28.11.2014
  • Austrochris
    Austrochris

    ​Interessant schon, aber im Moment ein fallendes Messer

    18:26 Uhr, 27.11.2014
  • Austrochris
    Austrochris

    ​Das schaut nicht gut aus. Habe seit 2008 nicht so einen Preisverfall bei Oel gesehen.

    Koennte tatsächlich zu einer High Yield Krise kommen. Den Dax störts anscheinend noch nicht.

    Wer jetzt noch kauft ...... ???

    18:07 Uhr, 27.11.2014
    1 Antwort anzeigen
  • Protheus
    Protheus

    ​Der niedrige Ölpreis passt politisch viel zu gut, als dass das "den Marktkräften" geschuldet ist. Und selbst, wenn das nicht so wäre: Wenn man sich heute in die Ölunternehmen einkauft, die man ohnehin vor einigen Monaten/Jahren schon interessant fand, kann man imho nicht viel falsch machen.

    Außerdem man hat einen Zeithorizont wie die Trader auf Godemode-Trader natürlich. Aber falls man noch ein paar Jahre zu leben hat und nicht mental (auf die nächsten 3 Tage) beschränkt ist, ist die Ölbranche enorm interessant.

    15:57 Uhr, 27.11.2014
  • nuetzi
    nuetzi

    ​nöööööööööööööö

    14:39 Uhr, 27.11.2014
  • markuss
    markuss

    Die USA wollen nicht (nur) die Investoren maximal schädigen, sondern durch ihren Wirtschafts- und Währungskrieg alle Länder und deren Wirtschaft schädigen, um der eigenen Wirtschaft zu nutzen. Das ist der Plan und das Ziel der USA, um damit die Vormachtstellung in der Welt zu verteidigen.

    12:37 Uhr, 27.11.2014
  • Jochen Stanzl
    Jochen Stanzl Chefmarktanalyst CMC Markets

    Die Live-Webcam von der Sitzung gibt es auf

    ​http://go.guidants.com/#c/jochen.stanzl

    12:11 Uhr, 27.11.2014
  • Austrochris
    Austrochris

    Tatsächlich wurde das Shale Öl- und Gas-Bonanza in den USA über die letzten fünf Jahre auf Grundlage der Nullzins-Politik der Fed und gigantischen spekulativen Investments gieriger Wallstreet-Banker und Fonds erbaut. Finanziert wurde der Boom insbesondere über den Markt für hochverzinsliche Anleihen (Junk Bonds). In 2010 machten "Energy & Materials" nur 18 Prozent des US-High-Yield-Indizes aus. Heute liegt ihr Anteil bei satten 29 Prozent.

    Das Problem ist, dass der Markt für Hochzinsanleihen selbst einen gigantischen Boom erlebte. Allein bis Oktober wurden in diesem Jahr Papiere im Wert von rund 275 Milliarden Dollar ausgegeben. Mit etwa 1,60 Billionen Dollar ist der High-Yield-Markt doppelt so groß wie vor der Finanzkrise und fast drei Mal so groß wie vor zehn Jahren. In der Folge schieben die US-Shale-Companies einen gewaltigen Schuldenberg vor sich her.

    11:20 Uhr, 27.11.2014
  • 0815
    0815

    ​Wann findet die Sitzung denn statt heute? Also wann gibts dazu News?

    11:19 Uhr, 27.11.2014
    1 Antwort anzeigen
  • Austrochris
    Austrochris

    ​Sollte Öl noch weiter fallen, und es schaut ja dannach aus als ob die Opec ihre Förderqoten nicht senkt, dann wird auch die gesamte US Fracking Industrie einbrechen das wiederum koennte die nächste Finanzkrise nach sich ziehen , denn der Schuldenberg der Frackingnternehmen ist gewaltig .

    11:18 Uhr, 27.11.2014
    1 Antwort anzeigen

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Über den Experten

Jochen Stanzl
Jochen Stanzl
Chefmarktanalyst CMC Markets

Jochen Stanzl begann seine Karriere in der Finanzdienstleistungsbranche als Mitbegründer der BörseGo AG (jetzt stock3 AG), wo er 18 Jahre lang mit den Marken GodmodeTrader sowie Guidants arbeitete und Marktkommentare und Finanzanalysen erstellte.

Er kam im Jahr 2015 nach Frankfurt zu CMC Markets Deutschland, um seine langjährige Erfahrung einzubringen, mit deren Hilfe er die Finanzmärkte analysiert und aufschlussreiche Stellungnahmen für Medien wie auch für Kunden verfasst. Er ist zu Gast bei TV-Sendern wie Welt, Tagesschau oder n-tv, wird zitiert von Reuters, Handelsblatt oder DPA und sendet seine Einschätzungen über Livestreams auf CMC TV.

Jochen Stanzl verfolgt einen kombinierten Ansatz, der technische und fundamentale Analysen einbezieht. Dabei steht das 123-Muster, Kerzencharts und das Preisverhalten an wichtigen, neuralgischen Punkten im Vordergrund. Jochen Stanzl ist Certified Financial Technician” (CFTe) beim Internationalen Verband der technischen Analysten IFTA.

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