Kommentar
13:18 Uhr, 25.10.2011

Hoffnung auf eine Lösung nach dem EU-Gipfel

In der vergangenen Handelswoche tendierten die internationalen Aktienindizes anfänglich leichter. Gute Konjunkturdaten aus den USA und die Hoffnung auf eine Lösung der europäischen Schuldenkrise ließen die Notierungen zum Wochenende hin wieder steigen. Der Dax 30 trat somit letztlich auf der Stelle.

US-Wirtschaft stabilisiert sich

Bereits seit einigen Wochen ist festzustellen, dass die US-Wirtschaft zum Teil ermutigende Lebenszeichen von sich gibt. Anders als in Europa konnten sich wichtige Konjunkturdaten bereits wieder stabilisieren. Hoffnungen darauf, dass sich die positive Tendenz der Frühindikatoren nun auch in den harten Wirtschaftsdaten zeigen könnte, schürte der Philly Fed Index. Der von der Notenbank in Philadelphia erhobene Konjunkturindex stieg im Oktober auf den höchsten Stand seit April. Mit einem Plus von 8,7 Zählern fiel er weitaus besser als zunächst erwartet aus. Analysten gingen im Vorfeld von einem Wert von -9,0 Punkten aus. Ein Ergebnis über null signalisiert, dass die Produktion gewachsen ist.

Rückenwind gab es darüber hinaus von weiterhin guten Unternehmensdaten. Für positive Schlagzeilen sorgte dabei der Kreditkartenanbieter American Express, der seinen Gewinn steigern konnte. Im letzten Quartal hatten wieder mehr US-Bürger zum Plastikgeld gegriffen. Darüber hinaus kam dem Konzern eine verbesserte Zahlungsmoral seiner Kunden zu Gute, sodass weniger Abschreibungen vorgenommen werden mussten. Im Wochenvergleich verteuerten sich die Papiere daraufhin um mehr als fünf Prozent. Trotz der leicht schwächelnden Wirtschaft ist die Erwartungshaltung an die Unternehmensergebnisse aber keinesfalls gering. Dies bekam der Computerhersteller IBM bitter zu spüren. Obwohl das prognostizierte Ergebnis erreicht wurde, schickten Aktionäre den Kurs auf Talfahrt. Bislang konnten aber über 70 Prozent der Unternehmen positiv überraschen. Auf Indexebene ergab sich für den US-Markt, gemessen am Dow Jones Industrial Average, ein Wochenplus von 1,4 Prozent.

Hoffnung auf eine Lösung nach dem EU-Gipfel

Die Aktienmarktentwicklung in Europa stand in den vergangenen Handelstagen einmal mehr unter dem Einfluss der europäischen Schuldenkrise. Großangelegte Streiks in Griechenland und das Ergebnis der letzten Haushaltsanalyse durch den als Troika bezeichneten Zusammenschluss von Europäischer Zentralbank, Internationalem Währungsfonds und EU-Kommission lasteten anfänglich auf dem Marktgeschehen. Die Staatsverschuldung in Athen bleibt weiterhin „extrem besorgniserregend“, hieß es. Bei einem ungünstigen Konjunkturverlauf könne sich der Finanzbedarf in den kommenden Jahren auf bis zu 450 Mrd. Euro summieren.

Zum Wochenende hin legten die Aktienmärkte wieder deutlich zu. Die Rhetorik der europäischen Politiker schürte bei Anlegern die Hoffnung, dass der gerade stattfindende EU-Gipfel den Durchbruch bringen könnte. Wie ernst die Lage ist, wurde deutlich, als der französische Staatspräsident Nicolas Sarkozy bereits am Mittwoch völlig überraschend zu einem Treffen nach Frankfurt mit Angela Merkel reiste. Die Erwartungshaltung an den Gipfel ist jedoch enorm. Die Standpunkte sind zudem sehr verschieden, sodass sich in den Kursen auch ein großes Enttäuschungspotenzial aufgebaut haben dürfte. Am Mittwoch werden die Ergebnisse präsentiert.

Der Dax beendete die Woche letztlich unverändert, der etwas breiter angelegte EURO STOXX 50 musste einen leichten Verlust von 0,8 Prozent hinnehmen. Mit Blick auf Einzeltitel waren vor allem die Aktien des Einzelhandelskonzerns Metro gefragt. Der Weggang von Aufsichtsratschef Kluge verhalf dem Wert zu einem Kursplus von über vier Prozent. Kluge wurde jüngst zum Sündenbock für das Führungschaos auserwählt. Negative Nachrichten kamen indes von ThyssenKrupp. Das neue Werk in Südamerika scheint für den Stahlkonzern zu einem Fass ohne Boden zu werden. Nachdem schon die Baukosten aus dem Ruder liefen, sind nun Gerüchten zufolge Anlaufkosten von über 1 Mrd. Euro angefallen. Zusätzlich litt der Dax-Wert unter schlechten Konjunkturdaten. Sowohl der ZEW- als auch der ifo-Index fielen schwächer als erwartet aus und deuten damit auf eine Fortsetzung der Konjunkturschwäche hin.

Handelsstreit zwischen den USA und China

Der Streit zwischen China und den USA um eine Aufwertung der chinesischen Währung spitzt sich weiter zu. Im August konnten US-Unternehmen im Reich der Mitte Waren und Dienstleistungen im Wert von 8 Mrd. US-Dollar absetzen. Die Konsumfreude der Amerikaner und der günstige Wechselkurs führten im Gegenzug zu Warenimporten aus China in Höhe von über 37 Mrd. US-Dollar. Dem US-Senat ist dieses Handelsdefizit seit langem schon ein Dorn im Auge, sodass Strafzölle auf chinesische Produkte den Import zukünftig verteuern und somit bremsen sollen. Diese Maßnahmen sind in den Augen der Amerikaner nötig, weil sich die Regierung in Peking bislang weigert, den Wechselkurs des Renminbi zum Greenback zu erhöhen. Ein mit den Strafzöllen verbundener Wachstumsrückgang in China dürfte dann aber auch Auswirkungen auf die Weltwirtschaft insgesamt haben.

Ausblick

In den kommenden Handelstagen werden vor allem aus den USA wichtige Konjunkturdaten erwartet. Das Haupt-augenmerk dürfte dabei auf der ersten Schätzung des Brutto-Inlandsprodukts im dritten Quartal liegen.

Darüber hinaus sind etliche Unternehmensdaten zu erwarten.

Quelle: Union Investment

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