Kommentar
18:16 Uhr, 10.06.2022

Höchste US-Inflationsrate seit 1981 beschleunigt Einbruch bei DAX und S&P500, Euro-Dollar knickt ein, Goldpreis ist auf Berg- und Talfahrt – Wie geht's weiter?

Nachdem die US-Inflationsrate im April leicht gesunken war, hatten viele „Experten“ behauptet, dass der Höhepunkt überschritten sei und die Fed in den nächsten Monaten die Geldpolitik nicht so stark verschärfen müsse, wie viele Investoren erwarten würden.

Erwähnte Instrumente

  • Gold
    ISIN: XC0009655157Kopiert
    Kursstand: 1.869,71 $ (JFD Brokers) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung
  • S&P 500
    ISIN: US78378X1072Kopiert
    Kursstand: 3.912,75 Pkt (S&P) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung

Das würde die Aktienmärkte beflügeln. Nach der Vorlage der Mai-Zahlen wird diese Theorie völlig auf den Kopf gestellt, woraufhin die Zinsen für zehnjährige US-Anleihen nach oben schießen. Geht der Kursrutsch bei S&P500, Nasdaq und DAX weiter? Und wie sieht es mit Gold aus?

Kräftiger Kurseinbruch bei S&P 500 und DAX nach der Vorlage der US-Inflationszahlen. Im Mai waren die Verbraucherpreise um 1,0 Prozent gegenüber dem Vormonat gestiegen. Das lag nicht nur über dem Plus von 0,3 Prozent für April, sondern auch von jenen von 0,7 Prozent für Mai, die Volkswirte vorhergesagt hatten. Damit beschleunigt sich die US-Inflation weiter.

Dabei handelt es sich um einen breitangelegten Inflationsanstieg. So waren die Energiepreise um 3,9 Prozent gegenüber dem Vormonat gestiegen, Lebensmittel sind um 1,2 Prozent teuer geworden, gebrauchte Fahrzeuge um 1,8 Prozent, neue Fahrzeuge um 1,0 Prozent. Die Serie ließe sich endlos fortsetzen. Aufsehenerregend war zudem, dass die Mieten um 0,6 Prozent geklettert sind, womit der kräftige Aufwärtstrend angehalten hat.

Kleiner Hinweis: In einer Kurzanalyse zur EZB-Sitzung vom 9. Juni, präsentiert von BNP Paribas Zertifikate, habe ich analysiert, wie es bei S&P500, DAX und Euro-Dollar weitergehen könnte. Die Sendung vom 7. Juni finden Sie hier.


US-Inflationsrate schießt auf 41-Jahres-Hoch nach oben

Damit schießen die US-Verbraucherpreise im Mai um 8,6 Prozent gegenüber dem Vorjahr nach oben – das ist das höchste Niveau seit 1981. Hingegen hatten Volkswirte einen leichten Rückgang auf 8,2 Prozent vorhergesagt, nach 8,3 Prozent für April. Das Gerede über einen Höhepunkt bei der Inflationsrate können wir damit erst einmal ad acta legen.

Energie ist um 34,6 Prozent teurer, gebrauchte Fahrzeuge um 16,1 Prozent, Nahrungsmittel um 10,1 Prozent. Besonders bedenklich ist, dass die Mieten um 5,2 Prozent explodiert sind – das ist der stärkste Anstieg seit Oktober 1986 (5,4 Prozent). In der Sendung haben wir häufig besprochen, dass die Mieten kräftig steigen und damit die Inflation immer weiter anheizen dürften. Leider passiert genau das.

Rezessionssorgen lassen S&P500 und DAX einbrechen

Nach den verheerenden Zahlen befürchten Investoren, dass die Fed noch aggressiver als bislang erwartet reagieren könnte, um die horrende Inflation unter Kontrolle zu bringen. Daher schießen die Zinsen für zehnjährige US-Anleihen auf 3,14 Prozent nach oben – das ist in der Nähe des höchsten Niveaus seit November 2018. Eine stärkere Verschärfung der Geldpolitik, also eine noch stärker als geplante Anhebung der Leitzinsen, würde die hochverschuldete Privatwirtschaft – wie schlimm die Lage tatsächlich ist, werde ich in der Sendung am kommenden Dienstag, 14. Juni ausführlich analysieren – noch stärker in die Bredouille bringen als ohnehin schon. Dabei leiden Verbraucher und Unternehmen bereits enorm unter der hohen Inflation.

Daher kollabiert der Zinsaufschlag für zehnjährige US-Anleihen gegenüber zweijährigen um 7 Basispunkte auf 0,16 Prozent. Das signalisiert, dass sich die Aussichten für die US-Wirtschaft stark eintrüben und meiner Meinung nach eine Rezession mit schnellen Schritten näher rückt. Daher brechen S&P500 und DAX ein.

Die größten Verluste verbuchen der Sektor S&P500 Information Technologie, also die hochbewerteten US-Technologieaktien, mit den Schwergewichten Apple Inc. (137,7000 $ -3,46 %), Microsoft Corp. (254,8626 $ -3,75 %), NVIDIA Corp. (170,3000 $ -5,63 %), VISA Inc. (199,60 $ -3,16 %), MasterCard Inc. (335,89 $ -3,76 %), Broadcom Inc. (542,71 $ -2,43 %), Adobe Inc. (390,91 $ -8,33 %), Accenture PLC (287,520 $ -2,68 %), Cisco Systems Inc. (43,4950 $ -1,73 %) und Salesforce Inc (178,685 $ -4,50 %), mit einem Rückgang um 3,5 Prozent. Der Grund: bei einem kräftigen Zinsanstieg werden die erwarteten kräftig steigenden Gewinne umso stärker abdiskontiert. Daher sind stark steigende US-Zinsen Gift für hochbewertete Aktien, wie die Growth-Aktien.

Der zweitgrößte Verlierer ist der Sektor S&P500 Consumer Discretionary (zyklischer Konsum), mit den Schwergewichten Amazon.com Inc. (109,4600 $ -5,76 %), Tesla Inc. (689,2900 $ -4,15 %), The Home Depot Inc. (290,3800 $ -3,16 %), McDonald's Corp. (237,8962 $ -1,76 %), NIKE Inc. (114,79 $ -3,21 %).

Goldpreis hält sich gut

Dass in dem Umfeld hochbewertete Technologieaktien aus dem DAX, wie SAP SE (89,03 € -3,60 %) oder Infineon Technologies AG (26,645 € -3,21 %), sowie Zykliker, wie Siemens AG (115,10 € -5,41 %), BASF SE (49,630 € -4,32 %), Daimler Truck Holding (28,440 € -3,18 %) und Covestro AG (41,56 € -4,15 %) unter Verkaufsdruck stehen, sollte niemanden überraschen.

In einem Umfeld stark zunehmender Rezessionssorgen flüchten Investoren in den sicheren Hafen Dollar, woraufhin der Euro einbricht. Umso bemerkenswerter ist es, dass trotz der kräftig steigenden US-Zinsen und des deutlich steigenden Dollar der Goldpreis nach einer Berg- und Talfahrt nach oben gedreht ist. Scheinbar ist das Edelmetall plötzlich als sicherer Hafen in Krisenzeiten gefragt.

Gold
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Wie geht es weiter bei S&P500, DAX, Euro-Dollar und Gold?

Ich fürchte, dass sich der Kurseinbruch bei S&P500 und DAX kurzfristig ausweitet, weil die Investoren vor der Fed-Sitzung am kommenden Mittwoch weiter US-Anleihen verkaufen dürften, womit die Zinsen weiter steigen würden. Die heute veröffentlichten US-Inflationsdaten dürften bei Investoren die Sorge schüren, dass die Fed in den nächsten Wochen aggressiver reagieren könnte als bislang erwartet und damit die US-Wirtshaft noch schneller in eine Rezession schicken dürfte, als viele Investoren bislang erwartet hatten.

S&P 500
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Dass mit einem KGV von 16,7 für den S&P500 eine mögliche Rezession keineswegs eingepreist ist, sollte jedermann klar sein. Und der DAX ist mit einem KGV von 11,4 ebenfalls keineswegs niedrig bewertet.

Zudem gehe ich davon aus, dass der Euro kurzfristig weiter nach unten tendieren sollte.

EUR/USD
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Mich würde es außerdem nicht überraschen, wenn Gold (1.869,98 $ 1,20 %) in den nächsten Wochen trotz weiter steigender US-Zinsen und eines steigenden Dollar weiter zulegen würde. Denn gerade letzteres ist ein Krisensignal, weshalb das Edelmetall als sicherer Hafen gefragt sein dürfte.

Diese und ähnliche Themen analysiere ich jeden Dienstagabend um 18 Uhr in der Sendung „Euer Egmond“ von BNP Paribas Zertifikate ebenso wie US-Konjunkturdaten, und wie es in dem Umfeld bei S&P500 und DAX, einigen Einzelwerten aus den Indizes, EUR/USD und Gold weitergehen könnte. Ich würde mich freuen, wenn Sie sich die Sendung anschauen würden.

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