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12:01 Uhr, 24.01.2019

High-Yield-Ausblick 2019: Ausfallraten bleiben niedrig

Ulrich Gerhard, Senior Portfolio Manager bei Insight Investment, einer Boutique von BNY Mellon IM, rechnet mit einem ausreichend positiven Wachstum, um die Ertragsdynamik im Jahr 2019 zu unterstützen.

New York (GodmodeTrader.de) - Wir gehen davon aus, dass das Wachstum in den USA und Europa ausreichend positiv sein wird, um die Ertragsdynamik im Jahr 2019 zu unterstützen und somit die Ausfallraten auf niedrigem Niveau zu halten. Dazu trägt auch bei, dass viele Unternehmen den Großteil ihrer kurzfristigen Fälligkeiten bereits in trockenen Tüchern haben. Die Unternehmensbilanzen sehen nach der jüngsten Refinanzierungsrunde robust aus. 2019 müssen nur noch rund fünf Prozent des europäischen Hochzinsmarktes refinanziert werden, während diese Quote in den USA weniger als fünf Prozent beträgt, wie Ulrich Gerhard, Senior Portfolio Manager bei Insight Investment, einer Boutique von BNY Mellon IM, in einem Ausblick auf 2019 schreibt.

Die EZB habe die Märkte für Unternehmensanleihen der Eurozone in den letzten Jahren erheblich unterstützt. Dieser riesige Käufer habe dabei Investoren verdrängt. Diejenigen Investment-Grade-Fonds, die in High Yield zu investieren konnten, hätten auf der Suche nach höheren Renditen offenbar Titel mit BB-Rating gekauft. Mit der Ausweitung der Credit Spreads im Investment-Grade-Bereich hätten sich einige dieser Investoren wahrscheinlich aus Hochzinsanleihen zurückgezogen, aber es sei noch immer eine beträchtliche Anzahl von ihnen investiert. Dies sei für den High-Yield-Sektor ein Grund zur Sorge, insbesondere in Europa, heißt es weiter.

„Andererseits: Wer die Verschuldungsprofile von High Yield-Emittenten untersucht, wird feststellen, dass viele das positive Marktumfeld genutzt haben, um die Laufzeit ihrer Anleihen zu verlängern. Das bedeutet, dass das Refinanzierungsrisiko selbst bei einer Eintrübung der Konjunktur begrenzt ist. Bei einigen großen Investment-Grade-Emittenten stehen vielmehr erhebliche Volumina an Schuldtiteln mit Fälligkeiten in den Jahren 2019 und 2020 aus. Dies kann dazu führen, dass Anleger ihre High Yield-Bestände behalten, obwohl sich die Spreads für Investmentgrade erweitert haben. Sofern sich die Erwartungen in Bezug auf die Ausfallraten nicht ändern, sehen wir die Anlageklasse aufgrund des attraktiven Ertragsniveaus des Hochzinsmarktes in Verbindung mit einem begrenzten Angebot positiv. Die besten Chancen bieten nach unserer Einschätzung starke Single-B-Titel, zudem bevorzugen wir US-Hochzinsanleihen“, so Gerhard.

In Zukunft werde es mit ziemlicher Sicherheit Emittenten geben, die von Investment Grade auf High Yield herabgestuft würden, und je größer der Pool der BBB-Emissionen sei, desto größer sei die potenzielle Anzahl der Herabstufungen. Wenn ein einzelnes Unternehmen auf High Yield herabgestuft werde und damit zu einem „gefallenen Engel“ werde, seien die Auswirkungen auf den breiten Markt begrenzt. Das sei kürzlich bei Xerox zu beobachten gewesen, dessen Unternehmensschulden im Volumen von fünf Milliarden US-Dollar auf High Yield herabgestuft habe, heißt es weiter.

„Typischerweise sinken die Kurse in diesen Fällen bereits, bevor die Anleihen den Hochzinsmarkt erreichen, da der Prozess der Herabstufung Zeit braucht und Investment-Grade-Investoren schon bei Erwartung einer Herabstufung verkaufen. Für aktive Manager kann dies eine Chance darstellen. Eine sorgfältige Analyse ist dennoch erforderlich, um sicherzustellen, dass das Management über einen tragfähigen Plan zur Stabilisierung des Unternehmens verfügt oder – falls der Downgrade-Zyklus systematischer Natur ist – dass das Unternehmen in der Lage ist, bei einer wirtschaftlichen Erholung zu profitieren“, so Gerhard.

Wenn jedoch ein deutlich größerer Emittent auf High Yield herabgestuft würde oder mehrere Emittenten innerhalb kurzer Zeit herabgestuft würden, könnte dies die Hochzinsmärkte durchaus in der Breite stören, heißt es abschließend.

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Über den Experten

Tomke Hansmann
Tomke Hansmann
Redakteurin

Nach ihrem Studium und einer anschließenden journalistischen Ausbildung arbeitet Tomke Hansmann seit dem Jahr 2000 im Umfeld Börse, zunächst als Online-Wirtschaftsredakteurin. Nach einem kurzen Abstecher in den Printjournalismus bei einer Medien-/PR-Agentur war sie von 2004 bis 2010 als Devisenanalystin im Research bei einer Wertpapierhandelsbank beschäftigt. Seitdem ist Tomke Hansmann freiberuflich als Wirtschafts- und Börsenjournalistin für Online-Medien tätig. Ihre Schwerpunkte sind Marktberichte und -kommentare sowie News und Analysen (fundamental und charttechnisch) zu Devisen, Rohstoffen und US-Aktien.

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