Kommentar
12:45 Uhr, 02.07.2021

Hier bestimmen Zinsen die Aktienkurse

Viele Anleger denken, dass Zinsen eine wichtige Rolle für Aktienkurse haben. Das ist generell nicht der Fall. Ausnahmen gibt es jedoch.

Der Einfluss von Zinsen auf die Kurse wird häufig überschätzt. Ob der Zins oder die Renditen von Staatanleihen bei 0 % oder 1 % liegen, ist kaum von Bedeutung. Der Renditeanstieg bei US-Anleihen zu Jahresbeginn sorgte kurzfristig für Verunsicherung. Inzwischen haben die Indizes neue Allzeithochs erreicht. Das gilt auch für den Nasdaq 100. Dieser sollte unter den höheren Zinsen eigentlich besonders leiden. Viele Technologieunternehmen haben hohes Wachstum. Das heißt, dass ein Großteil der Umsätze und Gewinne in ferner Zukunft erwirtschaftet werden. Steigen die Renditen, wird mit einem höheren Zins abgezinst. Der aktuelle Wert des Unternehmens sollte fallen. Nun ist ein neues Allzeithoch gerade erreicht worden und es ist bei weitem nicht das erste Mal, dass Indizes neue Hochs erreichen, wenn die Zinsen steigen oder gerade gestiegen sind. Es ist zwar etwas vereinfacht, als Faustregel kann man sich jedoch merken, dass das Zinsumfeld kaum Bedeutung für US-Indizes oder den Dax hat. Steigt der Leitzins in den USA erst über 1,5-2 %, kann man darüber noch einmal nachdenken...

Solange wir uns im sehr niedrigen Zinsumfeld befinden, kann man Zinsen fast ignorieren. Es überrascht daher nicht, dass die Zinsentwicklung und die Aktienkurse wenig korreliert sind. Zinsen und Kurse machen, was sie wollen. Einen offensichtlichen Zusammenhang gibt es nicht (Grafik 1).


Das ist nicht überall so. Es gibt Märkte, in denen das Zinsniveau und die Aktienkurse sehr stark korrelieren. Auch hier gibt es eine Faustregel. Handelt es sich um Emerging Markets Aktien, spielen die Zinsen eine große Rolle (Grafik 2). Es ist fast erschreckend, wie deckungsgleich der Zinsverlauf mit dem des MSCI Emerging Markets ist.

Auch dafür gibt es eine Erklärung. Renditen von Anleihen hängen maßgeblich davon ab, ob ausländisches Kapital in Emerging Markets fließt oder nicht. Der Kapitalstrom erklärt die meisten Bewegungen in Emerging Markets. Sind Anleger risikofreudig, kaufen sie eben Aktien und Anleihen von Emerging Markets.

Das unterscheidet diese Märkte von Europa oder den USA. Es kommt nicht zu so großen Umschwüngen im Kapitalstrom. Sinkt die Risikofreude, holen Anleger in den USA und Europa das Geld nach Hause. Es kommt nicht zu einer Kapitalflucht. Das Gegenteil trifft eher zu.

Auch in den USA oder Europa gibt es Sektoren, die auf Zinsen mehr reagieren als andere. Sektoren, die hohe Dividenden zahlen, sind stärker betroffen. Versorger konkurrieren mit Anleihen und höhere Anleiherenditen sind daher für die Aktien von Versorgern ein Problem. Wer einen marktbreiten Index kauft, muss sich darüber jedoch keine Gedanken machen. Der Zusammenhang von Zinsen zum Gesamtmarkt ist vage.

Clemens Schmale


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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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