Kommentar
08:25 Uhr, 29.06.2021

Hat der US-Arbeitsmarkt nun ein Problem oder nicht?

Es wird immer noch darüber gerätselt, wieso in den USA trotz wirtschaftlichen Booms jeden Monat überraschend wenige Jobs entstehen. Die Erklärung: Es fehlen weniger Jobs als gedacht.

Dem US-Arbeitsmarkt geht es besser als viele denken. Die Zahlen sind eigentlich erschreckend, aber nur auf den ersten Blick. Gegenüber Februar 2020 liegt die Beschäftigung immer noch 7,1 Mio. tiefer. Rechnet man den Vorkrisentrend hinzu, fehlen sogar 10,1 Mio. Jobs. Ohne Covid hätte es mit hoher Wahrscheinlichkeit weiteren Beschäftigungszuwachs gegeben. Daher kann man guten Gewissens sagen, dass den USA 10 Mio. Beschäftigte fehlen (Grafik 1).


Es gibt viele Gründe, weshalb der Beschäftigungsaufbau langsamer vonstatten geht als erwartet. Eltern können teilweise noch nicht wieder arbeiten, weil Kinderbetreuung anders nicht möglich ist. Auch das hohe Arbeitslosengeld hat einen Anteil am langsamen Beschäftigungsaufbau. Es gibt aber noch weitere Gründe.

Viele wollen nicht mehr in ihren alten Job zurück. Die Rechnung, die viele angestellt haben, war zu einfach. Sie gingen davon aus, dass die Menschen einfach wieder in ihren alten Job zurückkehren würden. Musste ein Restaurant wegen staatlicher Beschränkungen schließen und Mitarbeiter entlassen, würden diese zurückkehren, wenn das Restaurant wieder öffnen darf, so die Überlegung. Das ist nicht der Fall.

Immer weniger Menschen wollen ihren alten Job zurück. Nur noch die Hälfte der Personen will das (Grafik 2). Die Bereitschaft nimmt ab, da es viele andere Jobs gibt. Über 9 Mio. Stellen sind derzeit gemeldet. Viele wollen die Gelegenheit nutzen, um eine bessere Arbeitsstelle zu finden.


Der langsame Beschäftigungsaufbau braucht Zeit, da es eine Diskrepanz zwischen dem gibt, was Unternehmen anbieten (alten Job zurückbekommen) und dem, was die Menschen wollen (einen anderen und besseren Job). Unternehmen haben es daher schwer, Arbeitnehmer zu finden (Grafik 3).

Zu guter Letzt stehen nicht alle für Arbeit zur Verfügung, die vor Krisenbeginn beschäftigt waren. Eine rekordhohe Anzahl an Personen ist in Rente gegangen. Im Vergleich zu 2019 waren es im vergangenen Jahr 1,7 Mio. mehr. Wer einmal in Rente ist, kommt nicht unbedingt wieder in den Arbeitsmarkt zurück.

Zusätzlich sind ungefähr eine Millionen Personen derzeit nicht verfügbar, z.B. wegen Pflege eines Angehörigen. Nochmals eine Millionen Personen könnten theoretisch arbeiten, wollen aber keine Arbeit. Rechnet man diese Veränderung zu der aktuellen Beschäftigung hinzu, fehlen den USA plötzlich nur noch 3,1 Mio. Jobs im Vergleich zum Vorkrisenniveau (Grafik 4).


Demgegenüber stehen 9 Mio. offene Stellen. Der US-Arbeitsmarkt steht richtig unter Dampf. Diskrepanzen und weniger verfügbare Arbeitnehmer dürften auch in den kommenden Monaten für einen geringeren Stellenaufbau als erwartet sorgen. Das ist nicht bedenklich, sondern ein Zeichen dafür, dass Arbeit relativ knapp ist.

Clemens Schmale


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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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