Kommentar
20:00 Uhr, 21.07.2008

Happy Birthday Finanzkrise!

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Vor ziemlich genau einem Jahr erwischt der Subprime-Virus Europa: Die als konservativ eingeschätzte IKB muss zugeben, dass sie sich auf dem USHypothekenmarkt verzockt hat.

Von da an ist klar: Jeder könnte involviert sein.

Der September sieht vergessen geglaubte Szenen vor einer europäischen Bank: Riesige Schlangen bilden sich vor den Filialen von Northern Rock, einem britischen Baufinanzierer. Menschen in Panik wollen ihr Vermögen retten. Der Staat rettet das Institut. Einen weiteren vorläufigen Höhepunkt erleben wir im März, als das amerikanische Traditionshaus Bear Stearns kurz vor der Pleite steht und von JP Morgan geschluckt wird. Danach herrscht einigermaßen Ruhe, die ersten glauben bereits die Krise sei vorbei.

Bis zum Juli – Fannie Mae und Freddie Mac sind abschussreif und müssen gestützt werden, der Hypothekenfinanzierer Indymac wird gar verstaatlicht.

Wars das jetzt?

Fundamental wahrscheinlich nein, aber die Märkte scheinen zur Tagesordnung überzugehen. Es gilt als allgemein akzeptiert, dass kein größeres Institut fallengelassen wird. Auch wenn Fed-Chef Ben Bernanke kürzlich behauptete, dass „no one too big to fail“ sein. Dieses Risiko kann keine Regierung eingehen, denn es würde zu einem tatsächlichen Wirtschaftseinbruch über Geldhortung führen. Dagegen ist die jetzt kommende milde Rezession ein Klacks, der ohnehin fällig war. Denn fünf Jahre Wirtschaftsboom in einer derartigen Intensität, das gab es mit Ausnahme der einmaligen Wiederaufbausituation nach dem Zweiten Weltkrieg ohnehin noch nie.

Selbst wenn sich das Wachstum nun setzt oder gar kurzfristig regional negativ wird: Alle langfristigen ökonomischen Untergangsszenarien kann man getrost vergessen.

Die Weltwirtschaft kann natürlich nicht ewig wachsen, aber es gibt noch so unglaublich viel Potenzial: Außerhalb der USA, Europas und Japans stehen die meisten Volkswirtschaften erst am Anfang eines langen und breiten Aufschwungs, der sie auf Sicht von einigen Jahrzehnten auf unser Wohlstands-Niveau heben wird. Nur größere kriegerische Konflikte werden diesen Weg aufhalten können. Diese zu verhindern, wird die eigentliche Herkules-Aufgabe der kommenden Jahrzehnte. Dagegen ist die Finanz- und Immobilienkrise nur eine Randnotiz der Geschichte.

Ihr Daniel Kühn

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Über den Experten

Daniel Kühn
Daniel Kühn
Chefredakteur

Daniel Kühn ist seit 1996 aktiver Trader und Investor. Nach dem BWL-Studium entschied sich der vielseitig interessierte Börsen-Experte zunächst für eine Karriere als freier Trader und Journalist. Seit 2012 leitet Daniel Kühn die Redaktion von stock3 (vormals GodmodeTrader)
Besondere Interessenschwerpunkte des überzeugten Liberalen sind politische und ökonomische Fragen und Zusammenhänge, Geldpolitik, Aktien, Hebelprodukte, Edelmetalle und Kryptowährungen sowie generell neuere technologische Entwicklungen.

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