Kommentar
18:01 Uhr, 21.08.2019

Handelsstreit: Ist der Konflikt schon bald vorbei?

Kaum ein Tag vergeht, an dem die Märkte global nicht vom Handelsstreit in Atem gehalten werden. Das Ende der Aufregung könnte näher sein als viele denken.

Wer pokert, braucht Disziplin. Wer sein Pokerface einmal verliert, der hat verloren. Genau das ist den USA nun passiert. Erst wurden vollmundig weitere Zölle im September angekündigt. Dann kam der Rückzieher. Schon jetzt liegt der Durchschnittszoll auf Importe bei mehr als 4 %. Durch die neuen Zölle steigt der Durchschnittszoll auf fast 6 %, aber nicht sofort, sondern erst nach dem Weihnachtsgeschäft. Das ist absolut bemerkenswert. Es ist nicht etwa bemerkenswert, dass die Zölle gestaffelt kommen, sondern dass die USA ganz offen ihre Karten auf den Tisch legen. Die Regierung gibt offen zu, dass die Zölle schädlich sind und die Bürger belasten.

Damit sind zwei Dinge geschehen. Erstens: Die Regierung gibt zu, dass sie die Bevölkerung gezielt getäuscht hat („Zölle werden von China bezahlt“). Zweitens: Es wird zugegeben, dass sich die Regierung mit den Zöllen selbst schwächt. Sie will Konsumenten langsamer belasten, damit die Zustimmungswerte nicht nachhaltig fallen.

Damit wird eine Strategie gewählt, die jeder kennt. Setzt man den Frosch in heißes Wasser, springt er heraus. Setzt man ihn in kaltes Wasser und erwärmt es dann langsam, merkt er es nicht bis es zu spät ist. Letzteres wird seit Beginn des Handelsstreits versucht.

Das ändert jedoch nichts daran, dass die Regierung ihr Pokerface verloren hat. Schon zuvor hatte es Kratzer. Zölle wurden immer dann angekündigt, wenn der Aktienmarkt gerade gut lief. Dann reagierten Anleger verschnupft und auf wundersame Weise wurde durch neue Verhandlungen Hoffnung gestreut.

China reagierte auf die Ankündigung der Staffelung der Zölle ungewöhnlich aggressiv. Es scheint, als wolle China nun den Bluff auffliegen lassen. Anstatt auf die USA zuzugehen, wird eskaliert. Die USA sind nämlich nun an einem Punkt angelangt, an dem der Streit nicht mehr spurlos an den Wählern vorbeigeht.

Die 300 Mrd. an Gütern sind Konsumgüter. Ein Großteil davon, Mobiltelefone, Tablets, Spielsachen usw. landen unterm Weihnachtsbaum. Werden diese Waren plötzlich teurer, ist der Wähler verärgert. Es könnte daher nun in Chinas Interesse sein, selbst zu eskalieren. Viel zu verlieren hat es ja nicht mehr.

Eskaliert nun China, müssen die USA reagieren und damit entweder einknicken oder gegenhalten. Ersteres wäre ein enormer Gesichtsverlust, letzteres würde die kommenden Wahlen wohl entscheiden. Will die jetzige Regierung die Wahlen gewinnen, muss sie den Handelsstreit wohl beenden. Das setzt voraus, dass die rationale Entscheidung getroffen wird. Genau daran könnte eine Einigung noch scheitern.

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2 Kommentare

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  • tight-man
    tight-man

    vor allem in einem Land das völlig überkonsumiert ist und in den nächsten Jahren sich auf enormen Verzicht einstellen muss. Da kann man ja schon mal anfangen dieses Weihnachten zu üben.

    19:40 Uhr, 21.08.2019
  • tight-man
    tight-man

    es geht hier um die Vorherrschaft auf der Welt. Die USA wollen diese ein wenig verlängern, die Chinesen Sie spätestens 2050 übernehmen. Es wäre naiv zu glauben das ein paar Geschenke unter dem Tannenbaum die USA von ihrem Plan abbringen könnten.

    19:37 Uhr, 21.08.2019

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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