Kommentar
07:00 Uhr, 10.04.2018

Handelskrieg USA-China: Es trifft die Reichen. Und die ganz Armen!

China versucht sich gegen die US-Handelspolitik zu wehren, doch schon jetzt – ganz zu Beginn des Konflikts – geht China die Munition aus.

Trump twitterte noch vor einigen Wochen: Handelskriege sind gut und sie sind leicht zu gewinnen. Ob sie gut sind, darüber lässt sich streiten. Einfach zu gewinnen sind sie auch nicht, aber das liegt vor allem an der Position eines Landes. Die USA haben die Defizite, die anderen die Überschüsse. Hier zu verlieren scheint schwierig.

Die USA importieren aus China über 500 Mrd. an Waren. Im Gegenzug exportieren die USA lediglich Waren im Wert von 130 Mrd. nach China (siehe Grafik). Das Defizit liegt bei 370 Mrd. Würde der Handel plötzlich komplett stoppen, hätte China eindeutig mehr zu verlieren. Auch die USA würden kurzfristig Arbeitsplätze verlieren, doch der Schaden für China wäre sehr viel größer.

Bisher ist der Konflikt sehr vorhersehbar. Die USA veröffentlichen eine Warenliste mit einem bestimmten Wert und China folgt einen Tag später mit einer eigenen Liste im gleichen Umfang. Erst waren es 3 Mrd., dann kamen 50 Mrd. hinzu und nun sollen noch einmal 100 Mrd. draufgesetzt werden. Will China hier reagieren, muss es Güter im Wert von 153 Mrd. besteuern. Das kann es gar nicht.

China importiert lediglich Waren im Wert von 130 Mrd. Das Land kann im Wettstreit also schon gar nicht mehr mithalten. Es muss nun die Dienstleistungen angreifen. Hier exportieren die USA ca. 55 Mrd. nach China. Dennoch: Die USA können 330 Mrd. mehr an Waren und Dienstleistungen besteuern als China. Da muss man nicht lange rechnen, um zu erkennen, dass die USA am längeren Hebel sitzen.

Gewinnen werden sie möglicherweise trotzdem nicht. Viele argumentieren, dass Zölle Arbeitsplätze gefährden. Ob das stimmt, wissen wir erst hinterher. Definitiv werden Zölle die Gewinnaussichten der US-Unternehmen erst einmal belasten. Importe lassen sich nicht von heute auf morgen ersetzen. Die Zölle müssen gezahlt werden, was die Produkte einfach verteuert. Das senkt die Marge, denn die Kosten lassen sich aller Voraussicht nach nicht so einfach an die Kunden weitergeben.

Nicht zuletzt wegen dieser Aussicht reagieren Anleger nervös. Der Konflikt kann die Gewinne reduzieren. Das kann keinem rational denkenden Anleger gefallen. Aber sind die Zölle deswegen schlecht? Nein. Sie sind schlecht für die Wall Street, zweifellos, doch das bedeutet nicht, dass sie auch für die Bevölkerung schlecht sein müssen.

Wer Geld hat, hat Angst, denn der Konflikt kann die Geldvermehrung behindern. Es trifft die Reichen. Da hält sich das Mitleid bei so manchem in Grenzen. Hier macht der Konflikt jedoch nicht Halt und man darf nicht vergessen, dass die Steuersenkung den Verlust für Unternehmen verkraftbar macht.

Problematischer sind Preissteigerungen für Konsumenten. Gerade die, die am wenigsten haben, sind auf die Billigimporte aus China angewiesen. Es ist möglich, dass die Mittelschicht am Ende ein wenig profitiert, dafür aber die Extreme der Gesellschaft stark verlieren. Die Anzahl armer Menschen ist dabei deutlich höher als die Anzahl reicher. Es wird sehr schwierig werden, in einer so komplexen Angelegenheit die unteren Einkommensschichten zu schützen.

Clemens Schmale

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  • The Secessionist
    The Secessionist

    Der Einzige der erkannt hat seit dem Buch `` Die Gelbe Gefahr `` was die Hunde bei lebendigem Leibe kocher `` vorhaben und mal richtig auf die Pfoten haut ist Trump ... Am besten haut er sie ganz weg wäre ein Segen für den Planeten !

    10:22 Uhr, 10.04. 2018
    1 Antwort anzeigen

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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