Analyse
11:06 Uhr, 23.10.2014

Haben die USA gerade ihre Allianz mit Saudi Arabien gekündigt?

Der Ölpreis fällt wie ein Stein und es gehen Gerüchte über die Beziehungen Saudi Arabiens mit den USA um...

Erwähnte Instrumente

  • Brent Crude Öl
    ISIN: XC0009677409Kopiert
    Kursstand: 84,66 $/Barrel (Deutsche Bank Indikation) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung
  • WTI Öl
    ISIN: XC0007924514Kopiert
    Kursstand: 80,45 $/Barrel (Deutsche Bank Indikation) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung
  • Brent Crude Öl - WKN: 967740 - ISIN: XC0009677409 - Kurs: 84,66 $/Barrel (Deutsche Bank Indikation)
  • WTI Öl - WKN: 792451 - ISIN: XC0007924514 - Kurs: 80,45 $/Barrel (Deutsche Bank Indikation)

Die Dollarfakturierung, also die Inrechnungstellung von Käufen von Rohöl in der amerikanischen Währung, erhob den Greenback nach dem Zweiten Weltkrieg zur Weltreservewährung und hält ihn bis heute in dieser Position, obwohl es zahlreiche Versuche gab, ihn von diesem Thron zu stürzen.

Alan Greenspan sagte in einem Interview mit dem amerikanischen Fernsehsender NBC im August 2011:

„Die Vereinigten Staaten können jegliche Schulden begleichen, da sie Geld drucken können, um das zu tun.“

Nur das Land, das die Weltreservewährung hat, kann sich solche Aussprüche leisten. Jedes andere Land muss sich der Weltreservewährung beugen, da es sich in ihr verschulden muss. Zwar kann die argentinische Regierung sagen: Wir verschulden uns im Peso. Es wird aber keine Käufer für seine Staatsanleihen finden. Deshalb wird Argentinien nun auch nach amerikanischer Rechtsprechung an einem amerikanischen Gericht für seinen Zahlungsausfall verantwortlich gemacht. Sicherlich versucht die argentinische Regierung, dies als unfair darzustellen. Die USA können sich ihrer Position aber sicher sein, schließlich haben sie die Weltreservewährung, und nicht Argentinien.

Der amerikanische Buchautor Jim Rickards wirft in einem neuen Interview eine interessante These auf: US-Präsident Barack Obama könnte die Allianz mit Saudi Arabien um den Ölpreis gekündigt haben. Schon heute verkaufe Saudi Arabien mehr Erdöl nach China als in die USA. Irgendwann könnte Saudi Arabien also auch den Yuan akzeptieren, wenn die Chinesen ihr Öl einkaufen. Damit steht der Petrodollar erneut unter Beschuss, so seine These.

Hier muss man jedoch unterscheiden. Wenn sich ein Land entscheidet, den Handel von Erdöl in anderen Währungen abzuwickeln ist dies nicht gleichbedeutend damit, eine Währung gegen eine andere Währung als Reserve auszutauschen. Es gibt einen Unterschied zwischen Handelswährung auf der einen Seite und Reservewährung auf der anderen. Dass die USA sich fast folgenlos verschulden können liegt vor allem daran, dass ausländische Zentralbanken den US-Dollar als sicher ansehen und ihre Überschüsse in amerikanischen Staatsanleihen „ansparen“ – wer wie der Ölstaat Nigeria über seine Banken Chinesen oder Indern Konten in Yuan und Rupie anbietet weicht grundsätzlich nicht von diesem Grundsatz ab.

Eine weitaus schlüssigere Interpretation des offensichtlich absichtlich fallen gelassenen Ölpreises ist, dass Washingtons Masterplan dem Schutz dieses Grundsatzes dient. Russland und andere Supermächte sollen davon abgehalten werden, sich ihren Teil aus dem Nahen und Mittleren Osten zu schneiden, der enorme Energieressourcen bietet. Der Krieg im Nahen und Mittleren Osten ist mit dem Truppenabzug der Amerikaner aus dem Irak also nicht beendet. Er hält unvermindert an – nur mit dem Unterschied, dass er der US-Wirtschaft aufgrund ihrer weitest gehenden und wachsenden Unabhängigkeit von Ölimporten aus der Region weniger schaden werden. In dieser Situation befindet sich die Eurozone nicht. Leider tun unsere Politiker so, als wären wir in der Position, die auch die USA genießen. Das ist ein Fehler.

Sie können mit mir auf Guidants diskutieren und mir dort folgen. Dort veröffentliche ich meine Analysen. Klicken Sie dazu auf die folgende Grafik und klicken Sie dann im Stream unten links auf "Jochen Stanzl folgen".

7 Kommentare

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  • TradeMark
    TradeMark

    ​Hallo zusammen, kennt eigentlich jemand eine Korrelation zwischen dem Ölpreis (Brent) und dem Dax? Klingt komisch ist mir aber aufgefallen.

    13:18 Uhr, 23.10.2014
  • Calimaro
    Calimaro

    Wie sich in der Ukrainekrise herausgestellt hat, ist die EU leider nur ein Vasall der USA, der z.B. Sanktionen gegen Russland von der USA verordnet bekommt und daher offensichtlich überhaupt nichts zusagen hat.

    12:27 Uhr, 23.10.2014
    1 Antwort anzeigen
  • Protheus
    Protheus

    ​Also sind Sie der Meinung, stumpfe Politik ist für einen günstigeren Ölpreis verantwortlich. Gut, denn das unterstreicht meine Haltung, dass es jetzt an der Zeit ist, sich langsam aber sicher mit relativ günstigen Aktien aus dem Öl-Sortiment einzudecken.

    Der Ölpreis wird nicht ewig auf 85 Dollar pro Barrel bleiben. Denn die Amis produzieren damit teilweise nicht mehr im Gewinn. Geschweige denn um 75 Dollar pro Barrel.

    Ich liebe dumme Politik.

    11:22 Uhr, 23.10.2014
    1 Antwort anzeigen

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Über den Experten

Jochen Stanzl
Jochen Stanzl
Chefmarktanalyst CMC Markets

Jochen Stanzl begann seine Karriere in der Finanzdienstleistungsbranche als Mitbegründer der BörseGo AG (jetzt stock3 AG), wo er 18 Jahre lang mit den Marken GodmodeTrader sowie Guidants arbeitete und Marktkommentare und Finanzanalysen erstellte.

Er kam im Jahr 2015 nach Frankfurt zu CMC Markets Deutschland, um seine langjährige Erfahrung einzubringen, mit deren Hilfe er die Finanzmärkte analysiert und aufschlussreiche Stellungnahmen für Medien wie auch für Kunden verfasst. Er ist zu Gast bei TV-Sendern wie Welt, Tagesschau oder n-tv, wird zitiert von Reuters, Handelsblatt oder DPA und sendet seine Einschätzungen über Livestreams auf CMC TV.

Jochen Stanzl verfolgt einen kombinierten Ansatz, der technische und fundamentale Analysen einbezieht. Dabei steht das 123-Muster, Kerzencharts und das Preisverhalten an wichtigen, neuralgischen Punkten im Vordergrund. Jochen Stanzl ist Certified Financial Technician” (CFTe) beim Internationalen Verband der technischen Analysten IFTA.

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