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19:25 Uhr, 13.03.2024

Habeck erwartet Lösung für Kostenprobleme bei Netzausbau und Redispatch

Von Andrea Thomas

BERLIN (Dow Jones) - Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) hat sich zuversichtlich gezeigt, dass die hohen Netzentgelte aufgrund sogenannter "Redispatch"-Kosten und wegen des Ausbaus der Netze künftig gerechter zwischen der heutigen und künftigen Generation aufgeteilt werden kann. Dazu sei er im Gespräch mit Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP). Er erwartet "gute Lösungen", so Habeck.

Mit diesen Redispatch-Maßnahmen ist gemeint, dass aufgrund des fehlenden Netzausbaus Energieanlagen im Norden und Nordosten Deutschlands zu wind- und sonnenreichen Zeiten nicht die komplett erzeugte Energie ins Stromnetz einspeisen können, weil die Netzinfrastruktur Richtung Süden noch nicht ausreichend vorhanden ist. Für die nicht eingespeisten Strommengen werden die Erzeuger finanziell entschädigt. Gleichzeitig mussten im vergangenen Jahr im Süden oder Südosten Deutschlands Gaskraftwerke hochgefahren werden, die Strom mit teurerem Gas produzierten. Dieses Problem mit den Redispatch-Kosten müsse angegangen werden, so Habeck.

"Wir müssen die Stromnetze ausbauen. Hätten wir sie ausgebaut, wir wären im letzten Jahr 4,5 Milliarden günstiger gewesen. Die Netzentgelte wären deutlich geringer", sagte Habeck beim "Zukunftstag Mittelstand" des Bundesverbandes mittelständische Wirtschaft (BVMW) in Berlin. Den Ausbau müsse man jetzt vorantreiben. In dem Zusammenhang wies Habeck darauf hin, dass die Vorgängerregierung auf die "glorreiche Idee" der teureren Erdverkabelung von Stromnetzen gekommen sei und nun die Kosten aufliefen.

"Bauen wir sie (die Netze) nicht aus, entstehen Kosten. Bauen wir sie aus, entstehen auch Kosten. Wenn wir das nicht anders lösen, reißen wir mit dem Hintern ein, was wir gerade mit den Händen aufbauen", warnte Habeck. Besonders die Wirtschaft klagt über die hohen Energiekosten und hat die Bundesregierung zu Änderungen bei den Netzentgelten gedrängt.

Habeck warnte davor, wenn man die Kosten für den Netzausbau nach der aktuellen Logik auf die Unternehmer und Verbraucher umlegen würde, dann würde es für diese "dann sehr, sehr teuer". Die Kosten für den Ausbau der Netzinfrastruktur würden in den kommenden sechs bis acht Jahren auflaufen, obwohl die Netze tatsächlich für eine jahrzehntelange Nutzung gebaut würden. "Daran arbeiten wir, der Finanzminister und ich, dass wir eine Logik finden, diesen Kostenanstieg nicht jetzt dieser Generation in dieser schwierigen Zeit aufzubürden, sondern ein Modell zu entwickeln, das die Kostentragfähigkeit streckt über die Zeit", so Habeck. "Ich bin voller Zuversicht, dass wir da gute Lösungen hinbekommen werden."

Kontakt zur Autorin: andrea.thomas@wsj.com

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