Kommentar
16:55 Uhr, 03.02.2018

Gute US-Arbeitsmarktdaten? Fatale Fehleinschätzung!

Im Januar wurden in den USA 200.000 Stellen aufgebaut. Das wird gefeiert und gefürchtet. Alles unnötig, denn der Bericht war eigentlich grottenschlecht.

Wenn man einmal die einfachen Fakten betrachtet, wird einem fast schwindelig. Im Januar werden keine Jobs geschaffen. Dass der Bericht eine positive Zahl ausweist, liegt einzig und allein an der Saisonbereinigung. Lässt man diese unbeachtet, wurden also keine Jobs geschaffen, sondern 3,085 Mio. Jobs verloren.

Dieses dicke Minus wird durch die Saisonbereinigung zu einem Plus von 200.000. Das ist jedes Jahr so. Wieso aber ist dann der Bericht schlecht gewesen? Der Abbau von 3,085 Mio. Stellen im Januar ist der zweithöchste Jobverlust in einem Januar seit Erhebung der Daten. Nur 2009 war das Minus noch größer.

Im vergangenen Jahr lag das Minus bei 2,877 Mio. Dieses Jahr sind es also 200.000 mehr Jobs, die im Januar verlorengingen. Die Daten werden in den kommenden Monaten noch einmal revidiert. Es ist möglich, dass das Bild dann wieder besser aussieht oder aber auch noch schlechter.

Viele richten ihren Blick heute aber gar nicht auf die Anzahl an Stellen, die geschaffen bzw. abgebaut wurden, sondern auf die Entwicklung der Stundenlöhne. Diese stiegen gegenüber dem Vorjahr um 2,9 %. Das ist der größte Zuwachs seit 9 Jahren. Endlich ist das Lohnwachstum da, auf das alle gewartet haben – wenn da nicht ein ungemütliches Detail wäre.

Die Stundenlöhne sind nicht das beste Maß, um die Lohnentwicklung zu bestimmen. Der Stundenlohn ergibt sich aus dem Lohn, der durch die Wochenarbeitszeit dividiert wird. Sinkt die Wochenarbeitszeit und bleibt der Lohn konstant, steigt der Stundenlohn trotzdem. Genau das ist geschehen. Im Januar wurde weniger gearbeitet. Deswegen ist das Plus so groß.

Betrachtet man den Gesamtlohn, so ist dessen Wachstum wieder abgesackt (siehe Grafik). Das Wachstum liegt nun nur noch bei 2,6 %. Vor zwei Monaten waren es noch 3,1 % Wachstum. 2,6 % sind immer noch nicht schlecht und am oberen Ende dessen, was wir in den letzten 5 Jahren gesehen haben. Sensationell ist es nicht. Es ist vor allem kein Grund nun vor der Notenbank Angst zu haben. Man könnte ja auf die Idee kommen, dass diese nun die Zinsen schneller anhebt, weil die Löhne endlich zulegen. Dies ist einfach nicht der Fall.

Der Arbeitsmarktbericht ist eigentlich ziemlich enttäuschend. Vielleicht ist er nicht katastrophal, doch einen so schwachen Januar hatten wir schon lange nicht mehr. Da gibt es nichts zu feiern und eine andere Zinspolitik muss man auch nicht befürchten.

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Clemens Schmale

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7 Kommentare

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  • Sputnik1648
    Sputnik1648

    Moin, moin,

    sehr guter Artikel, der Blick hinter die Headline-Zahlen. So gesehen erklären die im Artikel gemachten Aussagen so einiges.

    07:17 Uhr, 05.02.2018
  • Kasnapoff
    Kasnapoff

    Ein wirklich guter Beitrag Herr Schmale, aber er passt überhaupt nicht zum Hurra-Gebrüll das die MSM nach der Veröffentlichung der Arbeitsmarktzahlen angestimmt haben. Die MSM, US-Administration, Zentralbanken und Politik haben einen Deal geschlossen, unter dem Titel „the big fake“. Man tut wirklich alles, um dem arglosen Gehirnbesitzer Sand in die Augen zu streuen.

    Deshalb erkennt nur der Gehirnbenutzer die Tragödie, welche sich hinter den potemkinschen Dörfern der vereinigten Propagandafront verbirgt. Ihren Beiträgen und denen von Herrn Hoose gebührt das Prädikat „besonders wertvoll“ da sie sich beide redlich darum bemühen, aus Gehirnbesitzern Gehirnbenutzer zu machen.

    Manchmal könnte man als geneigter Leser ihrer Beiträge zwar den Eindruck gewinnen, daß Sie gegen Windmühlenflügel kämpfen, aber wie heißt es doch so überaus treffend „wer zuletzt lacht.......“

    http://www.handelsblatt.com/politik/international/geschoente-wachstumsdaten-der-statistik-schmu-der-amerikaner/3452502.html

    https://www.contra-magazin.com/2017/04/fake-news-die-us-jobmotoren-luege/

    https://deutsche-wirtschafts-nachrichten.de/2016/11/08/usa-zu-wenig-wachstum-zu-hohe-schulden/

    http://www.spiegel.de/politik/ausland/usa-barack-obamas-ambivalente-wirtschaftsbilanz-a-1118090.html

    17:02 Uhr, 04.02.2018
  • Newton1642
    Newton1642

    Wenn ich hier von Herrn Simon Hauser, einem Redakteur vom Team, lese, dass der US Arbeitsmarktbericht super sei, dann empfehle ich ihm, diesen Artikel zu lesen und sich mal mit den tatsächlichen Zahlen zu beschäftigen.

    12:18 Uhr, 04.02.2018
  • Newton1642
    Newton1642

    Ein guter Artikel, der mal wieder zeigt, in welcher realitätsfernen Welt die meisten Menschen und Analysten hinsichtlich der US-Wirtschaft leben.

    Wenn ich lese, dass hier Leute an ein reales Wachstum von 4 und mehr Prozent glauben, weil dieses ökonomisch unsinnige GDP Now Modell eine Wachstumsprognose aufgrund eines Datensatzes (Stimmungsindikator) von angeblich 5,4 Prozent anzeigt, da kann man nur den Kopf schütteln.

    Der Arbeitsmarktbericht bestätigt die Reihe schwacher und relativ valider makroökonomischer Daten, die seit Dezember 2017 seitens der US-Wirtschaft geliefert werden. So wurden am Donnerstag deutlich steigende Lohnstückkosten bei sinkender Produktivität veröffentlicht. Die US-Realwirtschaft ist unter internationalen VGR Standards bereits im Dezember nicht mehr gewachsen. Ihr geht es zusehends schlechter!

    Und genau deshalb ist es brandgefährlich, wenn die FED an ihren Zinserhöhungsplänen festhält. Sie hat noch ein wenig Spielraum, aber nicht mehr viel.

    Es wird so sein wie 2008/2009. 99 Prozent werden erst erkennen, die US-Wirtschaft in einer Rezession ist, wenn sie bereits längst da ist!

    12:16 Uhr, 04.02.2018
  • cabsle
    cabsle

    Sehr interessante Analyse, man fragt sich wie die Heerschar der Experten und Markteilnehmer das übersehen können oder ist der US-Markt angesichts der Dauer-Haussse einfach nur nervös und "trigger-happy" ?

    09:37 Uhr, 04.02.2018
  • Joey-the-bee
    Joey-the-bee

    Sie haben recht jedoch eine Änderung der Zinspolitik ist mittelfristig unumgänglich

    17:53 Uhr, 03.02.2018
    1 Antwort anzeigen

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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