Gute Aktien finden: Buffett verrät sein Erfolgsgeheimnis
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Warren Buffett ist der wohl erfolgreichste Investor aller Zeiten. Mit einem geschätzten Vermögen von 74,2 Milliarden Dollar ist Buffett heute der zweitreichste Mensch der Welt. Ganze 85 Prozent seines Vermögens hat Buffett für die Zeit nach seinem Tod gemeinnützigen Organisationen vermacht.
Nach der US-Immobilienblase und der anschließenden Finanzkrise wurde eine Regierungskommission damit beauftragt, den Grund für die Krise zu ermitteln. Die Kommission führte dazu Gespräche mit hunderten von Personen. Auch Warren Buffett wurde von der Kommission in einem vertraulichen Gespräch im Jahr 2010 zu den Gründen für die Krise befragt. Das vollständige Protokoll des Gesprächs wurde erst im vergangenen Jahr veröffentlicht und war vorher als "vertraulich" eingestuft.
In dem Gespräch geht Warren Buffett nicht nur auf die Finanzkrise ein, sondern erklärt auch, wie er seine Investmententscheidungen trifft. Wie Buffett in dem Gespräch betont, trifft er seine Investmententscheidungen völlig allein, ohne Beteiligung von Mitarbeitern, und vertraut dabei auch nur auf die eigenen Analysen.
Gefragt nach seinem Kauf der Aktien von Dun and Bradstreet, dem ehemaligen Mutterkonzern der Ratingagentur Moody's, verrät Buffett was das wichtigste Kriterium ist, um qualitativ hochwertige Unternehmen und Aktien zu identifizieren:
"Dun und Bradstreet hatten ein sehr gutes Geschäft, und Moody's hatte ein noch besseres Geschäft. Und im Grunde genommen ist die wichtigste Entscheidung bei der Bewertung eines Unternehmens die Preissetzungsmacht ("pricing power"). Wenn du die Macht hast, die Preise anzuheben, ohne Geschäft an die Konkurrenz zu verlieren, hast du ein sehr gutes Geschäft. Und wenn Sie ein Gebet sprechen müssen, bevor Sie den Preis auch nur um ein Zehntel eines Cents erhöhen, dann haben Sie ein schreckliches Geschäft. Ich war in beiden, und ich kenne den Unterschied."
Das wichtigste Kriterium zur Entscheidung, ob ein Unternehmen qualitativ hochwertig ist oder nicht, ist laut Buffett also die Preissetzungsmacht. Darunter versteht man die Fähigkeit eines Unternehmens, die Verkaufspreise für eigenen Produkte anheben zu können, ohne Geschäft an die Konkurrenz zu verlieren. Die allermeisten Unternehmen haben eine solche Preissetzungsmacht nicht. Sie können ihre Produkte nur zu den Preisen anbieten, die Kunden auch bereit sind zu zahlen. Gewöhnliche Unternehmen werden in der Wirtschaftswissenschaft auch als Preisnehmer bezeichnet. Sie können ihre Produkte nur zum Marktpreis verkaufen und müssen diesen akzeptieren. Der einzige Entscheidungsspielraum für diese Unternehmen besteht darin, zu entscheiden, welche Mengen sie zum aktuellen Marktpreis anbieten.
Über Preissetzungsmacht verfügt ein Unternehmen vor allem dann, wenn es eine starke Marktposition hat und nur wenig oder keine Konkurrenz existiert. Vor allem Monopolisten verfügen also über Preissetzungsmacht. Buffett nennt als Beispiel Lokalzeitungen (die Buffett zumindest früher auch zahlreich im Depot hatte). Wenn es in einem bestimmten Gebiet nur eine lokale Zeitung gibt, müssen Menschen, die sich auf dem Laufenden halten wollen, zu dieser Zeitung greifen und können nicht auf ein anderes Produkt ausweichen.
Moody's hatte zwar kein Monopol, aber dennoch eine sehr starke Marktposition. Moody's teilte sich den Markt für Kreditratings lange Zeit mit einem einzigen Wettbewerber, Standard und Poor's, auf, und war damit Teil eines sogenannten Duopols, wie Buffett erklärt.
"Es gibt sehr wenige Unternehmen, die die Wettbewerbsposition hatten, die Moody's und Standard und Poor's hatten. Sie haben beide die gleiche Position, im Wesentlichen. Es gibt nur sehr wenige Unternehmen in der Welt. Sie sind - es ist ein natürliches Duopol zu einem gewissen Grad. Nun, das kann sich ändern, aber es war historisch ein natürliches Duopol, wo jeder, der hereinkam und anbot, den Preis zu halbieren, keine Chance auf Erfolg hatte. Und es gibt nicht viele Geschäfte, wo jemand hereinkommen kann und anbietet, den Preis zu halbieren, und die Leute trotzdem nicht daran denken, sich zu bewegen. Aber das ist die Natur des Ratings-Geschäfts."
Die Preissetzungsmacht von Moody's erklärt sich also aus der Tatsache, dass es lange Zeit nur zwei große Ratingagenturen gab und Unternehmen und sogar Staaten, die ihre Wertpapiere an Investoren verkaufen wollten, eine der beiden Ratingagenturen als Kunden haben mussten, um ihre Wertpapiere bewerten zu lassen und verkaufen zu können. Auch Berkshire Hathaway war ein Kunde von Moody's, so Buffett, weil man Kunde einer der Ratingagenturen sein musste. "Wir waren ein unwilliger Kunde, aber dennoch ein Kunde", sagt Buffett in dem Gespräch. Die Macht der Ratingagenturen wurde auch durch gesetzliche Regelungen geschützt, die hohe Hürden für die Gründung neuer Ratinggesellschaften zur Folge hatten.
Preissetzungsmacht kann ein Unternehmen nicht nur dann haben, wenn es bei einem bestimmten Produkt über ein Monopol verfügt oder Teil eines Duopols ist, sondern auch, wenn das Unternehmen über eine starke Marke verfügt. Klassische Beispiele für Unternehmen, die aufgrund ihrer starken Marken über Preissetzungsmacht verfügen, sind die Buffett-Unternehmen Coca-Cola und Kraft Heinz. Letztlich ermöglichen nur die starken und weltweit bekannten Marken, dass Coca-Cola und Kraft Heinz ihre einfach zu kopierenden Produkte (Erfrischungsgetränke und Ketchup) zu höheren Preisen als die Konkurrenz verkaufen können, und dennoch keine Kunden verlieren.
Als Value-Investor spielt für Buffett bei seinen Investmententscheidungen nicht nur die Qualität des Unternehmens, sondern auch die Bewertung eine wichtige Rolle. Aber wie Buffett an anderer Stelle erklärt hat: „Es ist besser, ein qualitativ hochwertiges Unternehmen zu einem durchschnittlichen Preis zu kaufen, als ein durchschnittliches Unternehmen zu einem guten Preis.“
Fazit: Ein gutes Unternehmen zeichnet sich laut Buffett vor allem dadurch aus, dass es über Preissetzungsmacht verfügt. Das bedeutet, dass das Unternehmen eine so starke Marktposition hat, dass auch bei einer Preisanhebung die Kunden letztlich nicht ausweichen können, sondern dem Unternehmen die Treue halten müssen. Preissetzungsmacht haben vor allem Unternehmen, die über einen starken und nachhaltigen Wettbewerbsvorteil verfügen und zum Beispiel bei einem bestimmten Produkt über ein Monopol verfügen. Preissetzungsmacht kann aber auch Folge einer starken Marke sein.
Lesetipp: Auf diese Checkliste achtet Warren Buffett beim Aktienkauf
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Guter Artikel, allerdings bezweifele ich, dass Buffett Fitch vergessen hat... ;)