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16:35 Uhr, 14.12.2022

Grüner Wasserstoff vor weiterer Kostendegression

Grüner Wasserstoff spielt aus Sicht von Columbia Threadneedle Investments eine wichtige Rolle bei der Dekarbonisierung der Wirtschaft. Neben der notwendigen Infrastruktur sind sinkende Kosten und die politischen Rahmenbedingungen wichtige Parameter für den Sektor.

„Mit dem Plan die Produktionskosten von Wasserstoff bis 2030 von derzeit 3,81 auf 1 US-Dollar pro Kilogramm zur reduzieren, verfolgen die USA weltweit die ambitioniertesten Pläne“, schreibt Natalia Luna, Responsible Investment Analyst bei Columbia Threadneedle. „Diese Verpflichtung aus dem Inflation Reduction Act ist ein ‚Game Changer‘ für die Entwicklungsperspektiven von grünem Wasserstoff.“

Das im August verabschiedete Gesetz sieht Steuergutschriften in Höhe von 3 US-Dollar pro Kilogramm für grünen Wasserstoff vor und könnte damit dazu beitragen, dass die Kosten schneller als erwartet auf das Niveau von grauem oder blauem Wasserstoff fallen, zumal es auch Steuererleichterungen für die Erzeugung erneuerbarer Energien gebe. Daneben hat das US-Energieministerium im September einen Entwurf seiner Wasserstoff-Strategie vorgelegt, nach der 9,5 Milliarden US-Dollar für die Entwicklung von Wasserstoff-Hubs und regionale Verteilernetzwerke aufgewendet werden sollen.

Nachfrage benötigt Anschub
Auch China, das für 30 % der globalen Nachfrage nach grünem Wasserstoff steht, hat diese Jahr seine Wasserstoff-Strategie verabschiedet. Damit könnte China in diesem Jahrzehnt erheblich die Entwicklung von Wasserstoffprojekten beeinflussen, insbesondere im Bereich der Elektrolyseure und der Brennstoffzellen. Das im März von der EU verabschiedete Repower-Paket, das die Energieunabhängigkeit von Russland stärken soll, sieht eine Vervierfachung der grünen Wasserstoff-Kapazitäten vor.

„Das wichtigste Instrument sind die Contracts for Difference, die eine 100 %-ige Ausgleichszahlung auf die Kosten im Vergleich zu fossilen Energieträgern ermöglichen“, schreibt Luna. Investitionen in Infrastruktur in Höhe von 5,2 Milliarden Euro und die Schaffung einer ‚Wasserstoff-Bank‘ mit einem Ankaufvolumen von 3 Milliarden Euro sollten der Expertin zufolge für höhere Planungssicherheit sorgen. „Allerdings konzentrieren sich die Bemühungen in den USA und in der EU auf die Angebotsseite. Noch gibt es zu wenig politische Unterstützung für eine nachhaltige Nachfrage, die für die Finanzierungsplanung der Projektentwickler eine entscheidende Rolle spielt“, gibt Luna zu bedenken.

Anlagechancen jenseits von Infrastruktur
Weltweit sind derzeit 680 Großprojekte mit einem Volumen von 240 Milliarden US-Dollar in Planung. Nur bei 10 % sind bereits Investitionen geflossen, viele davon in Bereichen, wo die Nutzung bereits weiter fortgeschritten ist wie bei der Ammoniakproduktion oder im Schwerlastverkehr. Einsatzmöglichkeiten und Anlagechancen ergeben sich insbesondere in Bereichen, in denen rasche Fortschritte bei der Elektrifizierung kaum möglich erscheinen, z. B. bei der Düngemittelherstellung, der Stahlproduktion, in der Luftfahrt, für die längerfristige Energiespeicherung und im Schwerlastverkehr. „Wir sehen insbesondere Chancen im Bereich der Düngemittelproduktion, da diese stark mit dem Gaspreis korreliert und die größten Erzeuger Ukraine und Russland kriegsbedingt weniger liefern,“ so Natalia Luna.

Sinkende Kosten für erneuerbare Energie machen grünen Wasserstoff attraktiver
Rund 70 % der Produktionskosten für grünen Wasserstoff hängen von den Elektrizitätspreisen ab. Solar- und Windenergie können heute im Vergleich zu 2010 um 80 % bzw. 60 % günstiger produziert werden, insofern sinken auch die Kosten für die Herstellung von grünem Wasserstoff. Umgekehrt machen der Expertin zufolge die hohen Gaspreise grauen und blauen Wasserstoff im Vergleich zu grünem Wasserstoff zunehmend unattraktiv.

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Über den Experten

Tomke Hansmann
Tomke Hansmann
Redakteurin

Nach ihrem Studium und einer anschließenden journalistischen Ausbildung arbeitet Tomke Hansmann seit dem Jahr 2000 im Umfeld Börse, zunächst als Online-Wirtschaftsredakteurin. Nach einem kurzen Abstecher in den Printjournalismus bei einer Medien-/PR-Agentur war sie von 2004 bis 2010 als Devisenanalystin im Research bei einer Wertpapierhandelsbank beschäftigt. Seitdem ist Tomke Hansmann freiberuflich als Wirtschafts- und Börsenjournalistin für Online-Medien tätig. Ihre Schwerpunkte sind Marktberichte und -kommentare sowie News und Analysen (fundamental und charttechnisch) zu Devisen, Rohstoffen und US-Aktien.

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