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10:10 Uhr, 21.05.2013

Gründe für Russlands wirtschaftlichen Abschwung

Stockholm (BoerseGo.de) - Russland ist mit keinem anderen Land zu vergleichen und wird weiterhin von vielen missverstanden. „Mittlerweile ist es eine Volkswirtschaft mit mittlerem Einkommensniveau und ist nicht mehr in der Lage, schwindelerregend hohe Wachstumsraten zu produzieren – und Russland sollte es auch nicht“, sagt Marcus Svedberg, Chefvolkswirt beim schwedischen Vermögensverwalter East Capital. Die Frage sei, ob die russische Regierung bereit sei zu tun, was notwendig ist.

Die Bären gehen von einem strukturellen Abschwung aus, wohingegen die Bullen nur an einen temporären Rückgang glauben und für die zweite Hälfte des Jahres mit neuem Wachstum rechnen. „Beide haben Recht, aber nur bis zu einem gewissen Grad“, sagt Svedberg. „Die Bullen haben Recht, indem sie sagen, dass die russische Wirtschaft in eine Phase des schwächeren Wachstums eingetreten ist. Das muss aber keineswegs ein Zeichen für ein strukturelles Problem sein, denn die gesamte Welt wächst im Moment etwas langsamer“, sagt der Wirtschaftsexperte.

Wachstumsraten von 7 Prozent pro Jahr, wie zwischen 2000 und 2008, sollte die russische Wirtschaft auf mittlerem Einkommensniveau auch nicht mehr anstreben, denn das würde zu einer Überhitzung führen. Das Gleiche gelte auch für Emerging Markets des gleichen Entwicklungsstandes, wie Polen, Türkei und Brasilien. „Russland hat das Potential schneller zu wachsen als die aktuell geschätzten drei bis vier Prozent für die nächsten Jahre. Aber um dieses Potential auszuschöpfen, das irgendwo um die fünf Prozent pro Jahr liegt, müssten einige strukturelle Reformen implementiert und die Korruption bekämpft werden“, sagt Svedberg.

Doch es gebe einen Silberstreif am Horizont. Nachdem das Wirtschaftsministerium im April die Wachstumsprognosen von 3,6 auf 2,4 Prozent gesenkt hat, habe Putin sofort ein Konjunkturpaket in Auftrag gegeben, das am 15. Mai präsentiert werden soll. „Dennoch bleibt es fraglich, ob die natürliche Erholung der Wirtschaft zusammen mit dem Konjunkturprogramm dieses Jahr das Wachstum über den weltweiten Durchschnitt drücken kann“, sagt Svedberg.

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Über den Experten

Tomke Hansmann
Tomke Hansmann
Redakteurin

Nach ihrem Studium und einer anschließenden journalistischen Ausbildung arbeitet Tomke Hansmann seit dem Jahr 2000 im Umfeld Börse, zunächst als Online-Wirtschaftsredakteurin. Nach einem kurzen Abstecher in den Printjournalismus bei einer Medien-/PR-Agentur war sie von 2004 bis 2010 als Devisenanalystin im Research bei einer Wertpapierhandelsbank beschäftigt. Seitdem ist Tomke Hansmann freiberuflich als Wirtschafts- und Börsenjournalistin für Online-Medien tätig. Ihre Schwerpunkte sind Marktberichte und -kommentare sowie News und Analysen (fundamental und charttechnisch) zu Devisen, Rohstoffen und US-Aktien.

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