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10:41 Uhr, 29.05.2013

Großteil aller Fonds schlägt Benchmark nicht

Wangen (BoerseGo.de) – Die Indexorientierung der Investmentfonds, die ihren Vergleichsindex zu mehr als 70 Prozent abbilden, ist nach wie vor relativ hoch. Dennoch hat dieser Wert in den letzten sechs Jahren kontinuierlich abgenommen. 62 Prozent aller in Europa zum Vertrieb zugelassenen Investmentfonds bildeten den Vergleichsindex im Durchschnitt der vergangenen drei Jahre mit einer Korrelation von > 0,7 ab. 2011 waren noch 71 Prozent aller Fonds mit einer derart hohen Indexorientierung unterwegs. Die Aktienfondskategorien mit der auf mittlerer Sicht höchsten Indexanlehnung werden nach wie vor von reinen Länderfonds dominiert. Dies ergibt die sechste Fondsstudie der GECAM AG zum Korrelationsverhalten von Investmentfonds.

In der vorliegenden Studie wurden erstmals die Analyseparameter verändert und eine Betrachtung des Fondsuniversums ohne börsengehandelte Indexfonds (ETF) vorgenommen. „Dies ermöglicht uns noch einen genaueren Blick auf das aktive Management von Investmentfonds“, sagt Uwe Leonhardt, Vorstand der GECAM AG. Diese Anpassung hat auf die Untersuchung der Aktienfonds nur geringe Auswirkungen, da diese mit einer ohnehin hohen Korrelation von knapp 0,9 sehr indexnah positioniert sind. Bei Renten-, Geldmarkt- und Mischfonds verändert der Ausschluss von ETFs das Gesamtbild dagegen erheblich.

Die Bandbreite der Korrelation reicht von minus 1 bis plus 1, wobei plus 1 für die 100-prozentige Indexabbildung steht. Obwohl sich die Korrelation von Aktienfonds in den vergangenen zwei Jahren unter der Marke von 0,9 bewegt hat, befindet sie sich mit einem Durchschnitt von 0,86 weiter auf einem hohen Niveau. Bei den Renten- und Mischfonds ist die Korrelation in den vergangenen zwei Jahren weiter zurückgegangen. Im letzten Jahr lag die durchschnittliche Indexabbildung bei 0,67 bzw. 0,42. „Die abnehmende Korrelation lässt auf benchmarkunabhängiges Management sowie flexiblere Anlagerichtlinien, aber auch aktiveres Währungsmanagement bzw. gestiegene Währungseinflüsse und stärkeren Einsatz von Derivaten schließen“, so Leonhardt.

Nur noch 23 Prozent der in Europa zugelassenen Aktienfonds schafften es in den vergangenen drei Jahren, ihre jeweilige Benchmark zu übertreffen. In der letzten Studie gelang dies noch 35 Prozent der Fonds. Dennoch findet man nach wie vor Aktienfondskategorien, die eine vergleichsweise hohe Anzahl an Outperformern hervorbringen, vor allem bei Nebenwertefonds. So konnten 100 Prozent der britischen Mid-/Small Caps und finnischen Aktienfonds in den vergangenen drei Jahren ihre Benchmark schlagen. Bei den deutschen Standardwerten lieferten nur 25 Prozent der Fonds ein besseres Ergebnis als der MSCI Germany. Gegenüber 87 Prozent in der Auswertung von 2011 ist das eine deutliche Verringerung. Die fünf besten Deutschlandfonds schafften einen durchschnittlichen Mehrwert von rund vier Prozent bei einer durchschnittlichen Korrelation von 0,91. Das sind fünf Prozent weniger als in der letzten Studie. Auch die Ergebnisse von weltweiten Aktienfonds in Bezug auf das Volumen haben sich weiter verschlechtert. „Zwar war die Wahrscheinlichkeit überhaupt einen Outperformer zu erwischen, bei den Flaggschiff-Fonds höher, dennoch sank der Anteil in den letzten Jahren kontinuierlich von 70 Prozent Outperformern unter den volumengrößten Fonds auf knapp 20 Prozent“, sagt Leonhardt.

Eine hohe Abhängigkeit von Vergleichsindizes verringert die Wahrscheinlichkeit, Mehrwert zu generieren. Ein aktives Management bleibt weiterhin eine Voraussetzung, um die Benchmark zu schlagen. „Allerdings ist das keine Garantie für Outperformance. Auch die schlechtesten Investmentfonds haben teilweise eine geringe, in manchen Fällen sogar eine negative Korrelation zum Index“, so Leonhardt.

Insbesondere die kontinuierlich steigenden Zuflüsse in Renten- und Geldmarktfonds bei gleichzeitigen Abflüssen aus Aktienfonds zeigt die Flucht der Anleger in vermeintlich sichere Häfen – ein typisch zyklisches Verhalten, das sich in der Vergangenheit selten ausgezahlt hat. Die Stimmung gegenüber Aktien bleibt trotz des Aufschwungs am Aktienmarkt so schlecht wie selten zuvor. Aus Bewertungssicht sind Aktien derzeit dennoch die attraktivste Anlageklasse. Das beste Chancen-Risikoverhältnis bieten oft Mischfonds, da die Anlageprozesse und Investmentinstrumente äußerst heterogen sind. Zudem wird diese Fondskategorie insgesamt am aktivsten gemanagt. Die Studie zeigt aber auch deutlich: „Anleger und Berater müssen sich genau informieren, um die chancenreichsten Produkte aus dem riesigen Fondsuniversum zu finden, zumal der Marktanteil der Fonds, die langfristig einen nennenswerten Mehrwert in Form von Outperformance bieten, sehr überschaubar ist“, so Leonhardt abschließend.

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Über den Experten

Tomke Hansmann
Tomke Hansmann
Redakteurin

Nach ihrem Studium und einer anschließenden journalistischen Ausbildung arbeitet Tomke Hansmann seit dem Jahr 2000 im Umfeld Börse, zunächst als Online-Wirtschaftsredakteurin. Nach einem kurzen Abstecher in den Printjournalismus bei einer Medien-/PR-Agentur war sie von 2004 bis 2010 als Devisenanalystin im Research bei einer Wertpapierhandelsbank beschäftigt. Seitdem ist Tomke Hansmann freiberuflich als Wirtschafts- und Börsenjournalistin für Online-Medien tätig. Ihre Schwerpunkte sind Marktberichte und -kommentare sowie News und Analysen (fundamental und charttechnisch) zu Devisen, Rohstoffen und US-Aktien.

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