Kommentar
12:48 Uhr, 09.09.2021

Großanleger verkaufen europäische Aktien

Im Vorfeld des heutigen EZB-Zinsentscheids haben einige Großanleger offenbar Kasse gemacht und Aktien europäischer Unternehmen verkauft.

Erwähnte Instrumente

  • DAX
    ISIN: DE0008469008Kopiert
    Kursstand: 15.583,07 Pkt (XETRA) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung
  • EURO STOXX 50
    ISIN: EU0009658145Kopiert
    Kursstand: 4.164,75 Pkt (STOXX) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung
  • DAX - WKN: 846900 - ISIN: DE0008469008 - Kurs: 15.583,07 Pkt (XETRA)
  • EURO STOXX 50 - WKN: 965814 - ISIN: EU0009658145 - Kurs: 4.164,75 Pkt (STOXX)

Mehrere Faktoren haben die Stimmung an den europäischen Aktienmärkten in den vergangenen Tagen belastet. Einerseits wird eine Konjunktureintrübung durch die zunehmende Ausbreitung der Delta-Variante des Coronavirus befürchtet, andererseits besteht die Angst, dass die US-Notenbank Fed und die EZB ihre Geldpolitik zu früh straffen könnten.

Insgesamt verkauften Großanleger in den vergangenen sieben Tagen Aktien europäischer Unternehmen im Wert von 7,7 Milliarden Dollar, wie Bloomberg berichtete. Dabei werden nur Aktien von Investoren mitgezählt, die größere Anteile an einem Unternehmen halten. Allein am Dienstag seien acht Aktienpakete an europäischen Firmen von Großinvestoren angeboten worden. Das größte Angebot habe sich auf ein 2,7 Milliarden Dollar schweres Aktienpaket an dem schwedischen Private-Equity-Unternehmen EQT AB bezogen, das erst im September 2019 seinen Börsengang feierte und dessen Aktien sich inzwischen fast versechsfacht haben.

Durch den jüngsten Kursrücksetzer hat sich auch die technische Situation an den europäischen Aktienmärkten eingetrübt. Das zeigt zum Beispiel ein Blick auf das Ichimoku-Trendfolgesystem, das eine systematische Einschätzung der technischen Situation von Finanzinstrumenten erlaubt.

So trat im Euro Stoxx 50 mit dem heutigen Kursrücksetzer ein erstes Verkaufssignal auf: Der Kurs rutschte unter die sogenannte Kijun-Linie (die sich aus dem Mittelwert des letzten 26-Tage-Hochs und des letzten 26-Tage-Tiefs berechnet). Die vier anderen Signale des Ichimoku-Trendfolgesystems stehen aber (noch?) auf long:

1. Kurs über der Wolke: long
2. Wolke grün (rechter Chartrand!): long
3. Kurs unter Kijun: short
4. Tenkan über Kijun: long
5. Chikou über Kurs und Wolke: long

4 x long, 1 x short

Euro Stoxx 50 im Ichimoku-Chart
Statischer Chart
Live-Chart
Chart in stock3 Terminal öffnen
  • ()
    TTMzero Indikation

Der DAX sieht technisch nach dem Ichimoku-System noch etwas angeschlagener aus als der Euro Stoxx 50.

1. Kurs über der Wolke: long
2. Wolke grün (rechter Chartrand!): long
3. Kurs unter Kijun: short
4. Tenkan unter Kijun: short
5. Chikou zwischen Kurs und Wolke: neutral

2 x long, 2 x short, 1 x neutral

DAX im Ichimoku-Chart
Statischer Chart
Live-Chart
Chart in stock3 Terminal öffnen
  • ()
    L&S

Allerdings bedeutet eine eingetrübte technische Situation natürlich nicht zwangsläufig, dass es nicht wieder zu einer deutlichen Kurserholung kommen kann. Nach einem rasanten Absturz im Juli, bei dem nach dem Ichimoku-System ebenfalls reihenweise Short-Signale auftraten, erholten sich die Kurse relativ schnell wieder.

Auch dieses Mal ist eine schnelle Erholung natürlich keineswegs ausgeschlossen. Ganz im Gegenteil: Die sogenannte Buy-the-Dip-Strategie empfiehlt sogar ausdrücklich, Kursrücksetzer in einem Aufwärtstrend für den Einstieg zu nutzen. In den vergangenen Jahren was das ein Rezept zum Gelddrucken an den Aktienmärkten.


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Über den Experten

Oliver Baron
Oliver Baron
Experte für Anlagestrategien

Oliver Baron ist Finanzjournalist und seit 2007 als Experte für stock3 tätig. Er beschäftigt sich intensiv mit Anlagestrategien, der Fundamentalanalyse von Unternehmen und Märkten sowie der langfristigen Geldanlage mit Aktien und ETFs. An der Börse fasziniert Oliver Baron besonders das freie Spiel der Marktkräfte, das dazu führt, dass der Markt niemals vollständig vorhersagbar ist. Der Aktienmarkt ermöglicht es jedem, sich am wirtschaftlichen Erfolg der besten Unternehmen der Welt zu beteiligen und so langfristig Vermögen aufzubauen. In seinen Artikeln geht Oliver Baron u. a. der Frage nach, mit welchen Strategien und Produkten Privatanleger ihren Börsenerfolg langfristig maximieren können.

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