Kommentar
10:03 Uhr, 18.11.2020

Griechische Anleihen werden knapp

Nach Japan hat Griechenland die höchste Staatsverschuldung. Anleihen rentieren teils im negativen Bereich. Finanzalchemie macht es möglich.

Griechische Anleihen mit bis zu einem Jahr Laufzeit haben bereits negative Renditen. Bleibt der aktuelle Trend bestehen, werden weitere Laufzeiten folgen. Anleihen mit 5 Jahren Laufzeit haben noch eine Rendite von 0,16 %. Immerhin sind die 10-jährigen noch bei knapp 0,8 %. Das war offensichtlich nicht immer so. 2010 und 2011 drohte der Staatsbankrott. Die Renditen lagen bei zeitweise mehr als 40 %. Böse Erinnerungen an die Eurokrise wurden im Jahr 2015 wach. Der damalige Finanzminister Yanis Varoufakis schien den Bankrott erzwingen zu wollen. Seither herrscht eine gewisse Ruhe. Griechenland profitiert dabei nicht einmal von QE. Die EZB hat sich Regeln auferlegt, die es ihr nur erlauben Anleihen von Ländern zu erwerben, die ein Investment Grade Rating haben. Griechenland gehört eindeutig nicht dazu. Die Regeln wurden für das PEPP (Pandemic Emergency Purchase Programme) außer Kraft gesetzt. Die EZB kauft unter dem Programm Anleihen von allen Staaten. Bei Griechenland hat die EZB inzwischen 13 Mrd. an Schulden erworben. Bei insgesamt über 330 Mrd. an Schulden ist das nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Es sind lediglich 4 % der Schulden.


Trotzdem zahlt Griechenland inzwischen so wenig für seine Schulden wie Kanada, Australien oder die USA. Die Rendite ist so stark gesunken, dass sie inzwischen fast mit der italienischen gleichzieht. Italien ist auch hoch verschuldet, allerdings immer noch um ein Viertel weniger als Griechenland.

Anleger scheinen jegliches Gefühl für Risiko verloren zu haben. Auf den ersten Blick ist das verwunderlich. Die Notenbank hält 20 % der italienischen Anleihen, aber nur 4 % der griechischen (Grafik 2). Wie kann es da sein, dass Griechenland bei schlechterem Rating so gefragt ist?


Dafür gibt es zwei Erklärungen. 2010 und in den Folgejahren wurden mehrere Hilfsprogramme aufgelegt. Diese Hilfsprogramme haben den Markt mehr oder minder ersetzt. Der Internationale Währungsfonds und der Europäische Stabilitätsmechanismus halten über zwei Drittel der Staatsschulden.

Zusammen mit den Käufen der Notenbank sind nur noch 20 % der Schulden auf dem Markt frei verfügbar. Damit sind griechische Anleihen fast so knapp wie deutsche. Knappheit erklärt natürlich nicht, weshalb Anleger das Risiko nicht mehr wahrnehmen. Hier kommt der Spekulationsgedanke.

Nun kauft auch noch die EZB griechische Anleihen. Dabei sind diese schon knapp. Die Nachfrage durch das PEPP Programm lässt hoffen, dass man die Anleihen zu einem höheren Preis an die Notenbank verkaufen kann. Das PEPP ist ja noch lange nicht am Ende und wird vermutlich im Dezember ausgeweitet. Mit dieser Sicherheit lässt sich auf Kursgewinne spekulieren. So wird das Risiko der Anleihen bei weitem nicht mehr in der Rendite reflektiert.

Clemens Schmale


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2 Kommentare

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  • LukiLuke
    LukiLuke

    Befürcht da ist jemandem das klopapier ausgegangen ;)

    17:32 Uhr, 19.11.2020
  • mkronen
    mkronen

    Wahnsinn

    10:42 Uhr, 18.11.2020

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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