Griechenland und Banken im Fokus
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Zu Beginn der vergangenen Handelswoche mussten die internationalen Aktienmärkte teils heftige Verluste hinnehmen. Die zunehmende Furcht vor einer Pleite Griechenlands hatte vor allem bei europäischen Aktien zu Kurseinbußen geführt. Anlass zur Sorge bot die Nachricht, dass der Rettungsplan für Griechenland womöglich neu aufgesetzt werden muss. Kürzlich gestand die Regierung in Athen ein, dass für das laufende und kommende Jahr mit höheren Haushaltsdefiziten als bislang angenommen zu rechnen ist. Die sogenannte Troika - bestehend aus der EU-Kommission, der Europäischen Zentralbank und dem Internationalen Währungsfonds wird nun erst Ende Oktober zu einem Urteil kommen können, ob Griechenland seinen Auflagen nachgekommen ist. Somit wird erst im November entschieden, ob die nächste Tranche des Hilfspakets in Höhe von 8 Mrd. Euro ausgezahlt werden wird. Fließen die Gelder nicht, droht der Staatsbankrott.
In diesem Zusammenhang gerieten Finanzwerte besonders stark unter Druck. Auf den Titeln der Deutschen Bank lastete zusätzlich die Nachricht, dass sich der deutsche Branchenprimus von seinem Rekordgewinnziel für das laufende Jahr verabschiedete. Die größten Abschläge musste allerdings die Dexia hinnehmen. Das belgisch-französische Institut hat große Probleme sich am Kapitalmarkt zu refinanzieren und steht nun vor der Zerschlagung. Bereits beim letzten Banken-Stresstest belegte das Haus einen der hintersten Plätze.
Ab Wochenmitte, nachdem der DAX seine Talfahrt bei 5.125 Punkten stoppte, war es erneut die Finanzbranche, die das Marktgeschehen beeinflusste. Pläne, die Banken mit zusätzlichem Eigenkapital krisenfester zu machen und Milliardenspritzen der EZB sorgten für wieder steigende Notierungen. Letztlich beendete das deutsche Börsenbarometer den Handel mit einem Plus von drei Prozent bei 5.676 Punkten. Als fader Beigeschmack bleibt allerdings die Frage, ob man sich wirklich freuen sollte, dass die Ankündigung einer (Teil-) Verstaatlichung des Bankensektor die Börse in Hochstimmung versetzt.
Der US-Markt zeigte in der vergangenen Handelswoche einen ähnlichen Verlauf verbuchte letztlich einen Zuwachs von 1,7 Prozent. Stützend wirkte sich vor allem der Arbeitsmarktbericht am Freitag aus. Demnach wurden mehr Stellen geschaffen als prognostiziert. Erfreulich war auch zu hören, dass wieder mehr US-Bürger auf Jobsuche gehen und demnach glauben, demnächst eine Anstellung zu finden.
Renten: Renditen steigen nach EZB-Sitzung
Die Europäische Zentralbank (EZB) befindet sich wieder im Krisenmodus. Der Leitzins wurde zwar, entgegen zunehmender Marktspekulationen, unverändert belassen. Auf seiner letzten Pressekonferenz gab der aus dem Amt scheidende Präsident Jean-Claude Trichet am vergangenen Donnerstag jedoch eine ganze Reihe unkonventioneller Maßnahmen zur Stützung der Banken bekannt. Zum einen wurden bereits bestehende Refinanzierungsmöglichkeiten im Rahmen sogenannter Tendergeschäfte (7 Tage sowie ein und drei Monate mit Vollzuteilung zum Leitzins) bis Juli 2012 verlängert. Zum anderen wird die EZB im Oktober und Dezember zwei weitere Tendergeschäfte mit einer Laufzeit von 12 bzw. 13 Monaten, ebenfalls mit unlimitierter Zuteilung, anbieten. Angesichts der derzeit am Geldmarkt angespannten Lage werden die beteiligten Banken in Richtung des kritischen Jahreswechsels mit der benötigten Liquidität versorgt. Zudem beschloss der Zentralbankrat die Neuauflage des Covered-Bond-Ankaufsprogramms in Höhe von 40 Milliarden Euro. Nach 2010 wird die EZB damit erneut besicherte Anleihen, zu denen auch der deutsche Pfandbrief zählt, am Markt ankaufen. Die EZB wies zudem wieder auf intensive Abwärtsrisiken der Wirtschaft hin, während die Inflationsrisiken hingegen als abnehmend eingeschätzt werden.
Die Bank von England (BoE) wird zur Vermeidung einer deflationären Entwicklung in Großbritannien ebenfalls erneut Liquidität in die Märkte geben. Rund 75 Milliarden Pfund werden dabei zum Ankauf britischer Staatsanleihen (Gilts) zur Verfügung gestellt.
Zum Wochenschluss gerieten die Ratingagenturen wieder einmal in den Blickpunkt der Märkte. Fitch senkte dabei die Kreditwürdigkeit der angeschlagenen Europeripherieländer Italien und Spanien um eine bzw. zwei Stufen auf A+ und AA- zurück. Der Ausblick auf das Rating beider Länder ist negativ und macht damit eine weitere Herabstufung in den kommenden Monaten möglich. Die Entscheidung wurde mit den Risiken im Rahmen der Verschuldungskrise im Euroraum begründet. Die seit geraumer Zeit angespannte Lage am europäischen Bankenmarkt spiegelt sich ebenfalls im Ratinggeschehen wider. Moody’s stufte am Freitag zwölf britische und neun portugiesische Banken herab, darunter befanden sich auch große Häuser wie beispielsweise die Royal Bank of Scotland.
Nach dem starken Renditeverfall kam es im Verlauf der vergangenen Woche zu einer moderaten Gegenbewegung an den Rentenmärkten. Die Renditen von Bundesanleihen und US-Schatzanweisungen legten dabei leicht zu. Die Risikoaufschläge (Spreads) der Europeripherieländer gingen leicht zurück. Der Euro tendierte nahezu unverändert.
Ausblick
In einer vergleichsweise datenarmen Woche sollten sich die Blicke der Marktteilnehmer auf die Teuerungsdaten in Deutschland bzw. dem Euroraum richten. Am Freitag stehen in den USA zahlreiche Konjunkturdaten auf der Agenda. Insbesondere die Einzelhandelsumsätze des vergangenen Monats und das Konsumklima im Oktober, ermittelt von der Universität Michigan, stehen im Mittelpunkt des Interesses.
Quelle: Union Investment
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