Griechenland: Umschuldung macht keinen Sinn
- Lesezeichen für Artikel anlegen
- Artikel Url in die Zwischenablage kopieren
- Artikel per Mail weiterleiten
- Artikel auf X teilen
- Artikel auf WhatsApp teilen
- Ausdrucken oder als PDF speichern
Die Angst ist an die Märkte zurückgekehrt, ausgelöst durch eine Neuauflage der Solvenzkrise in Europa. Begleitet wird dieses zentrale Thema von schwächeren Konjunkturdaten, vor allem in den USA, was wiederum Wachstumssorgen nährt und die Rohstoffpreise fallen lässt.
Neu an der aktuellen Version der Staatsverschuldungskrise ist, dass die Terminologie vieler Politiker nun Tabus bricht und über Schuldenschnitte diverser Ausprägung offen gesprochen wird. Aus unserer Sicht ist es notwendig, dass die Staatsverschuldung immer wieder als Thema Nummer eins auf die Tagesordnung kommt, da sonst massive und weitreichende Reformanstrengungen ausbleiben. Wir haben bereits im letzten Jahr beanstandet, dass neben Garantien der EU und Schuldenerlass-Szenarien die Option einer Privatisierung von Staatsvermögen nicht auf der Agenda stand. Das hat sich jetzt jedoch infolge des erhöhten Druckes der Märkte und der Drohgebärden von Politikern geändert.
Griechenland hat nun endlich damit begonnen, weitreichende Privatisierungen in Höhe von 50 Mrd. Euro zu beschließen. Diese reichen von der Telekombeteiligung über die Bahn bis hin zu Häfen und Immobilien. Dies wird die Schuldenproblematik sowie die strukturellen Probleme Griechenlands zwar nicht lösen, aber es hilft, die Gemüter in den Geberländern und beim IWF zu beruhigen. Außerdem gewinnt man Zeit, um die bereits auf den Weg gebrachten Maßnahmen wirken zu lassen. Nicht zuletzt wird die eigene Bevölkerung dadurch für den Ernst der Lage sensibilisiert, ohne sofort mit höheren Steuern oder weniger Sozialtransfers und Gehältern direkt negativ betroffen zu sein. Die griechische EU-Kommissarin Damanaki hat ihr Land auf einen drastischen Sparkurs eingeschworen: „Entweder einigen wir uns mit unseren Schuldnern auf ein Programm mit brutalen Opfern, oder wir kehren zur Drachme zurück.“
Südeuropa ist auf dem richtigen Weg
Der Sparwille scheint an Momentum zu gewinnen. Spanien will sieben Sparkassen sowie Teile der staatlichen Lottogesellschaft und der Flughäfen Madrid und Barcelona privatisieren – insgesamt erhofft man sich Erlöse um die 20 Mrd. Euro. Auch Italien zieht sein Sparprogramm vom Herbst vor und will bis 2012 rund 24 Mrd. Euro einsparen. Damit sind wir auf dem richtigen Weg.
Ein Schuldenschnitt ist aus unserer Sicht nicht möglich! Bislang sind griechische Staatsanleihen mit einem Solvabilitätskoeffizient von 0 belegt. Das heißt, Banken und Versicherungen müssen für ihre Bestände kein Eigenkapital vorhalten. Außerdem können griechische Staatspapiere zur Liquiditätsbeschaffung bei der Europäischen Zentralbank (EZB) als Sicherheit hinterlegt werden, was vor allem von griechischen Banken genutzt wird. Sollte eine weiche, harte oder andersartig gestaltete Umschuldung stattfinden, wäre dies ein Kreditereignis im Sinne der Anleihebedingungen. Die EZB könnte folglich die Liquiditätsausstattung des griechischen Bankensystems nicht mehr gewährleisten. Es liegt also im eigenen Interesse der EZB, einen Schuldenausfall zu vermeiden, da die größten Bestände griechischer Anleihen nicht wie oft dargestellt bei den privaten Banken liegen, sondern mittlerweile bei der Zentralbank selbst, sowie bei bereits verstaatlichten Instituten und griechischen Banken.
Spekulation bei Rohstoffen sinkt mit abnehmender Wachstumsdynamik
Die Dynamik der konjunkturellen Entwicklung wird sich wie erwartet, aufgrund von Basiseffekten der massiven Erholung in den letzten beiden Jahren abschwächen. Trotzdem wird sich die Wirtschaft weiter positiv entwickeln, vor allem in Deutschland, das 2011 mit rund 3,5 Prozent wieder überdurchschnittlich wachsen könnte.
Die gebremste Erwartungshaltung führt jedoch zu verbesserten Rahmenbedingungen. Die spekulativ überteuerten Rohstoffpreise erhalten massiven Gegenwind. Sie waren und sind die Hauptrisikofaktoren für die Kostenseite von produzierenden Unternehmen weltweit und die Konsumfreude der Verbraucher. Ziehen die Rohstoffpreise also nicht in gleicher Weise wieder an, erhöht das in einer nach wie vor stark wachsenden Weltwirtschaft (2011 über 4 Prozent) die Unternehmensmargen und somit die Gewinne. Rückläufige Rohstoffpreise senken überdies den Inflationsdruck und ermöglichen ein für längere Zeit anhaltendes Niedrigzinsumfeld. Der DAX hat von der Spitze in diesem Jahr bereits 7 Prozent korrigiert, die Gewinne der Unternehmen steigen jedoch weiter und die Kosten bleiben im Griff – ein besseres Szenario, vor allem für exportstarke deutsche Aktien, kann man sich fast nicht vorstellen. Wir bleiben deshalb bei einem Kursziel von weit über 8.000 Punkten in diesem Jahr.
Fallschirm für nervöse Märkte
Für Anleger ist es wichtig, auf die volatilen Märkte angemessen zu reagieren. Wer angesichts der guten Rahmenbedingungen hohe Aktienquoten halten will, legt sich am besten einen kleinen Sicherheits-Fallschirm, bestehend aus DAX-Put-Optionen, Gold und deutschen Staatsanleihen als Ergänzung ins Portfolio.
Quelle: Gecam
Als unabhängiger Finanzdienstleister hat sich die GECAM AG auf das Investmentgeschäft spezialisiert. Das Unternehmen bündelt die fünf für das Investmentgeschäft essenziellen Bausteine Investmentdach, Vermögensverwaltung, Produkte, Partner-Portal und Dienstleistungskonzept in einem Haus. GECAM verwaltet in ihren vier Dachfonds aktuell ein Gesamtnettovermögen von 150 Millionen Euro.
Keine Kommentare
Die Kommentarfunktion auf stock3 ist Nutzerinnen und Nutzern mit einem unserer Abonnements vorbehalten.