Kommentar
14:40 Uhr, 22.06.2011

Griechenland-Misere dauert an

In den letzten beiden Handelswochen dominierten nahezu ausschließlich zwei Themen das Börsengeschehen weltweit: Zum einen die sich erneut zuspitzende Schuldenkrise in Griechenland und zum anderen die Konjunkturschwäche in den USA. Beides belastete das Marktgeschehen, doch zeigten sich zuletzt vereinzelt auch wieder leichte Entspannungstendenzen.

Konjunkturschwäche in den USA setzt sich fort &

In den USA hält der unerfreuliche Mix aus schwachem Wachstum und steigender Inflation weiter an. Insbesondere die regionalen Einkaufsmanagerindizes Philly Fed und Empire State Index bestätigten, dass sich die konjunkturelle Schwäche im Juni fortgesetzt hat. Auch das Konsumentenvertrauen der Universität Michigan ging zurück, wobei sowohl die aktuelle Lage als auch die Erwartungskomponente abnahmen. In diesem Umfeld war der höher als prognostizierte Anstieg der Verbraucherpreise besonders bitter. Alles in allem hat es Marktteilnehmer nicht verwundert, dass Fed-Chef Ben Bernanke in seiner jüngsten Rede die Konjunkturdelle bestätigte und gleichzeitig eine unverändert leichte Geldpolitik für die nächste Zeit ankündigte. Gleichwohl wird QE2 Ende Juni wie geplant auslaufen, was Marktteilnehmer mit Blick auf die weitere Wirtschaftsentwicklung zusätzlich beunruhigte.

& und belastet gerade auch die asiatischen Börsen

Die insgesamt enttäuschenden Daten belasteten nicht nur das Börsengeschehen in den USA, sondern führten weltweit zu überwiegend rückläufigen Kursen. Insbesondere die Märkte in Asien zeigten sich verunsichert, denn die USA sind einer der wichtigsten Handelspartner der Region. Zudem bestehen hier Befürchtungen, dass China mit seinen restriktiven geldpolitischen Maßnahmen die Wirtschaft des Landes nachdrücklich schwächt. Dies könnte dazu führen, dass das Land als globaler Wachstumstreiber ausfallen wird. Bislang haben sich derartige Sorgen allerdings nicht bestätigt. Die jüngsten makroökonomischen Daten wie etwa eine zuletzt nur marginal sinkende Industrieproduktion haben vielmehr gezeigt, dass China ein Konjunkturmotor bleibt. Mit einem geschätzten BIP-Anstieg von 9,5 Prozent für das laufende Jahr wird das Bild einer wirtschaftlich weichen Landung noch untermauert. Gleichwohl bleiben in Asien die Inflationsängste bestehen. Insbesondere in den beiden großen Volkswirtschaften China und Indien ist die voranschreitende Teuerung zu einem erheblichen Problem angewachsen. Die Notenbanken beider Länder versuchen mit Leitzinserhöhungen zuletzt Indien mit +25 Basispunkten auf 7,5 Prozent - der Inflation Herr zu werden. Die Peoples Bank of China hat zudem mehrfach die Mindestreserve heraufgesetzt, doch bislang noch nicht mit durchgreifendem Erfolg.

Griechenland-Misere dauert an

Neben der abnehmenden Konjunkturdynamik in den USA war die sich zuspitzende Verschuldungskrise in Griechenland das zweite Thema, das die Weltmärkte beschäftigte und die Stimmung unter den Anlegern deutlich beeinträchtigte. Die Unsicherheit über das zweite Hilfspaket war dabei erheblich. Fragen, ob das griechische Parlament weiteren Sparmaßnahmen zustimmen wird sowie die Differenzen zwischen Deutschland und der EZB bezüglich einer Beteiligung privater Gläubiger standen im Vordergrund. Nachdem sich am Freitag eine Einigung zwischen Merkel und Sarkozy in den strittigen Punkten abzeichnete und die Börsen positiv reagierten, kamen am Wochenende mit den Forderungen des IWF wieder Zweifel an einer Lösung auf. Dementsprechend war der Wochenauftakt an den asiatischen Börsen negativ und auch der deutsche Aktienmarkt tendierte am Montag Vormittag deutlich rückläufig. Solange sich in puncto Griechenland kein tragfähiger Weg aus dem Schuldendilemma abzeichnet, werden die Börsen von Nervosität dominiert sein.

Das Griechenland-Thema hat in den letzten Handelswochen über weite Strecken insbesondere Bankaktien deutlich belastet. Vor allem die Nachricht, dass Moodys als erste der drei großen Ratingagenturen die Bonitätsnoten der Banken mit Anlagen in Griechenland auf eine Herabstufung prüfen will, hat erhebliche Unruhe unter den Marktteilnehmern ausgelöst. Zunächst sollen die französischen Kreditinstitute BNP Paribas, Société Générale und Crédit Agricole einer Prüfung unterworfen werden, da sie über Tochtergesellschaften in Griechenland oder über hohe Bestände an griechischen Staatsanleihen verfügen. Andere Institute, unter ihnen vor allem auch deutsche Banken, müssen mit ähnlichen Untersuchungen rechnen.

M&A-Aktivitäten und Börsengänge

In diesem von Unruhe und Nervosität geprägten Umfeld drehte sich das Fusions- und Übernahmekarussell munter weiter und fungierte als Marktstütze. So steht der amerikanische Baumaschinenhersteller Terex kurz vor der Übernahme des deutschen Kranbauers Demag Cranes, nachdem er sein Angebot auf 45,50 Euro pro Aktie erhöht hat. Darüber hinaus einigte sich in der US-Energiebranche Energy Transfer mit seinem Wettbewerber Southern Union auf eine Akquisition in Höhe von 4,2 Mrd. US-Dollar. Des weiteren macht die Luxusgüterbranche mit Börsengängen auf sich aufmerksam. So wird die italienische Modemarke Prada ihre Aktie Ende des Monats an der Börse in Hongkong einführen und die Marken Coach, Samsonite und Burberry haben für ihre Zweitnotiz ebenfalls den Börsenplatz Hongkong gewählt.

Ausblick

In der kommenden Woche wird in den USA vor allem das FOMC-Meeting der Fed das Interesse der Anleger finden. Eine Änderung der Notenbankpolitik ist nicht zu erwarten. In Deutschland stehen der ZEW-Index sowie der Ifo-Geschäftsklimaindex zur Veröffentlichung an. Beide dürften sich wohl etwas schlechter entwickelt haben und davon zeugen, dass sich auch diesseits des Atlantiks das Konjunkturmomentum allmählich leicht abschwächt.

Quelle: Union Investment

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