Griechenland bestimmt die Kurse
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Die Entwicklungen in Griechenland bestimmten zuletzt die Kurse. Nach einem turbulenten Wochenverlauf schlossen die Aktienmärkte im Minus. Besonders betroffen waren erneut Banktitel. Derweil konnte das Online-Rabattportal Groupon einen gelungenen Börsengang feiern.
Griechenland schickt Kurse auf Achterbahnfahrt
Die Euro-Peripheriekrise bestimmt weiter die Entwicklung an den Aktienmärkten. Waren die Ergebnisse des EU-Gipfels vom 26. Oktober an den Börsen noch mit Kurssteigerungen honoriert worden, so sorgte zuletzt Griechenland für erneute Turbulenzen. Premierminister Papandreou hatte Anfang vergangener Woche auf den zunehmenden Protest gegen das mit der EU und dem IWF vereinbarte Sparpaket reagiert. Er kündigte an, im Parlament die Vertrauensfrage zu stellen und eine Volksabstimmung über die Kürzungen abzuhalten. Laut Umfragen befürwortet die griechische Bevölkerung zwar mehrheitlich den Verbleib im Euroraum, lehnt weitere Spar-runden aber ab. Marktteilnehmer befürchteten daher einen negativen Ausgang des Referendums. Der Rettungsplan wäre somit hinfällig geworden. Die EU-Entscheidungsträger um Kanzlerin Merkel und den französischen Präsidenten Sarkozy machten auf dem zeitgleich stattfindenden G20-Gipfel klar, dass die Auszahlung der nächsten Hilfstranche für Athen in Höhe von 8 Mrd. Euro von der Umsetzung der vereinbarten Schritte abhinge. Ohne weitere Maßnahmen könnten die Gelder nicht ausgezahlt werden. Griechenland wäre in diesem Fall vom Zahlungsausfall bedroht gewesen und hätte evtl. die Eurozone verlassen müssen. Papandreou zog daraufhin seine Referendumspläne zurück, hielt aber an der Vertrauensfrage fest. Zudem forderte er die Opposition auf, in einer Regierung der nationalen Einheit an der Umsetzung der Sparmaßnahmen mitzuwirken. Am Freitagabend überstand der Premier schließlich die Vertrauensfrage, kündigte jedoch seine Bereitschaft zu einem Rücktritt an. Zudem zeichneten sich zuletzt die Konturen einer Übergangsregierung unter Einbeziehung der Opposition ab. Die Details blieben weiterhin unklar. Die internationalen Börsen quittierten die griechischen Volten mit einer Berg- und Talfahrt. Auf die Ankündigung eines Referendums kam es zunächst zu spürbaren Abschlägen. Nachdem die Abstimmung vom Tisch war, erholten sich die Kurse teilweise von ihren Verlusten. Der EURO STOXX 50 verlor insgesamt 6,9 Prozent. Aus Sorge vor einer Ausbreitung der Schuldenkrise auf die drittgrößte Volkswirtschaft der Eurozone gaben die Kurse in Italien noch stärker nach. Der FTSE/MIB verzeichnete ein Minus von 7,9 Prozent. In den USA fiel der Rückgang hingegen geringer aus. Der Dow Jones Industrial Average notierte um 2,0 Prozent leichter.
Bankaktien bleiben unter Druck
Das Umfeld für Bankaktien bleibt schwierig. In der letzten Woche gab eine Reihe europäischer Kreditinstitute Ergebnisse für das dritte Quartal bekannt. Bei der Mehrzahl der Geldhäuser – wie etwa BNP Paribas, der Commerzbank oder ING – lasteten Abschreibungen auf Staatsanleihen aus der Euro-Peripherie auf den Erträgen. Zudem berichteten die Unternehmen von Problemen im Investment Banking. Im Ergebnis konnten die Analystenschätzungen zumeist nicht erfüllt werden. In Verbindung mit der erneuten Zuspitzung der Schuldenkrise führte dies zu spürbaren Kursrückgängen. Der STOXX EUROPE 600 Banks verlor 9,5 Prozent.
Erschwert wird die Situation noch durch die Eintrübung der Konjunkturaussichten in der Eurozone. Aufgrund der gestiegenen Wachstumsrisiken senkte die Europäische Zentralbank (EZB) in der vergangenen Woche überraschend den Leitzins auf 1,25 Prozent. Von einer Abnahme der Wirtschaftsdynamik sind negative Auswirkungen auf die Ertragskraft der Kreditinstitute zu erwarten. Der Effekt wiegt umso schwerer, als die Geldhäuser bei der von der EU bis zum 30. Juni 2012 vorgeschriebenen Erhöhung ihrer Eigenkapitalausstattung auf die Innenfinanzierung angewiesen sind. Im derzeit angespannten Börsenumfeld sind Kapitalerhöhungen für die Banken schwierig zu platzieren.
Welche Sprengkraft die Euro-Schuldenkrise im Extremfall auf Bankbilanzen ausüben kann, zeigte in der vergangenen Woche der Fall des US-Brokerhauses MF Global. Das Unternehmen hatte in Erwartung einer Lösung der Krise Peripherie-Staatsanleihen im Volumen von 6,3 Mrd. US-Dollar erworben. Aufgrund der Verschärfung der Situation musste das Institut jedoch im dritten Quartal erhebliche Abschreibungen auf die Positionen vornehmen. Geschäfts-partner und Kunden verloren daraufhin das Vertrauen und MF Global musste Insolvenz anmelden.
Groupon feiert Börsendebüt
Das US-amerikanische Online-Rabattportal Groupon gab am Freitag seine Premiere auf dem Börsenparkett. Die Aktien des Unternehmens gingen mit einem Kurs von 26,11 US-Dollar aus dem Handel – ein sattes Plus von knapp 31 Prozent gegenüber dem Ausgabepreis von 20 US-Dollar. Insgesamt platzierte Groupon 5,5 Prozent seiner Aktien im Rahmen einer Kapitalerhöhung und erlöste damit rund 700 Mio. US-Dollar. Das Unternehmen verfügte damit zum Wochenende über eine Marktkapitalisierung von 16,6 Mrd. US-Dollar. In den ersten neun Monaten des laufenden Jahres hat die Gesellschaft bei einem Umsatz von 1,1 Mrd. US-Dollar einen Verlust von 308 Mio. US-Dollar erwirtschaftet.
Ausblick
Diese Woche steht erneut ganz im Zeichen der Berichtssaison. Die letzten „Schwergewichte“ geben ihre Zahlen für das abgelaufene Quartal bekannt, insbesondere in Europa. Zudem trifft sich die Bank of England am Donnerstag zu ihrer geldpolitischen Sitzung.
Mit Spannung dürften die Marktteilnehmer darüber hinaus die Geschehnisse in der politischen Arena, insbesondere in Italien, verfolgen. Im Parlament in Rom stehen Abstimmungen über den Haushalt an. Eine Regierungsmehrheit gilt als nicht sicher.
Quelle: Union Investment
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