Kommentar
07:30 Uhr, 11.05.2015

GOOGLE ist tot? Es lebe FACEBOOK!

Google ist die unangefochtene Nummer 1, wenn es um online Werbung geht. Das täuscht darüber hinweg, dass Google einen Trend verpasst hat. Das kann Google an den Rand einer Existenzkrise bringen.

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Die Welt ändert sich rasend schnell. Noch vor 20 Jahren war das Internet so gut wie nicht existent. Ein paar Millionen Menschen hatten Zugang zum Internet. Heute sind es nicht ein paar Millionen, sondern ein paar Milliarden Menschen. Grafik 1 zeigt die Entwicklung der weltweiten Internetnutzer in absoluten und relativen Zahlen. 2014 hatten ca. 3 Mrd. Menschen Zugang zum Internet. Das sind über 40% der Weltbevölkerung. Bereits in wenigen Jahren werden es 50% sein.

Google hat von diesem Trend wie kaum ein anderes Unternehmen profitiert. Google hatte zu Beginn seiner Erfolgsgeschichte nur ein Produkt: die Suchmaschine. Dieses Produkt wurde eingesetzt, um den Werbemarkt zu revolutionieren. Werbung war lange Zeit stark auf Print und Fernsehen begrenzt. Dann kam das Internet und nahm den traditionellen Kanälen immer mehr Umsatz weg. Google war darin so gut wie kein anderes Unternehmen.

Ob hinter Googles Erfolg ein großer Masterplan stand, kann keiner so genau sagen. Wahrscheinlich war eine ganze Menge Glück dabei. Das Produkt, die Suchmaschine, ist der Anfangspunkt fast jeder online Erfahrung. 90% der Menschen, die das Internet verwenden, beginnen die Internetnutzung, indem sie etwas suchen. Ob Google das so klar war als sie ihr Produkt auf den Markt brachten kann man bezweifeln. Das ist aber auch nicht wichtig, denn ob beabsichtigt oder nicht, es ist genial.

Das Geschäftsmodell profitiert von der weiter steigenden Marktdurchdringung. Immer mehr Menschen gehen online. Das ist auch ein Trend, der sich in den kommenden Jahren weiter fortsetzen wird. Werbung im Internet ist und bleibt eine Geldmaschine. Allein mit dem noch nicht ausgeschöpften Potential der Internetanschlüsse lässt sich hohes Wachstum erzielen. Grafik 2 zeigt wie sich die Zahl der Nutzer in den einzelnen Regionen entwickelt hat. In Asien gibt es bereits mehr als 1,4 Mrd. Internetnutzer, aber das entspricht lediglich einer Durchdringung von einem Drittel. Dieser Wert wird sich in den kommenden 10 bis 15 Jahren verdoppeln. Das sind 1,4 Mrd. neue Nutzer, die alle ins Internet gehen und dort mit Werbung versorg werden können.

Bei diesen Perspektiven kann man eigentlich nicht vom Niedergang des Tech-Giganten Google sprechen, oder? Doch, das kann man, insbesondere, wenn man sich ansieht, woher die steigende Internetnutzung kommt. Grafik 3 zeigt das erwartete Wachstum von Geräten über die Werbung transportiert wird.

Die Weltbevölkerung wird von heute 7 Mrd. auf vermutlich 7,5 Mrd. im Jahr 2020 steigen. Diese Menschen „wollen“ alle mit Werbung versorgt werden. Wie wird das geschehen? Es wird vor allem online geschehen. Es wird nicht erwartet, dass die Zahl von Fernsehern weltweit noch substantiell steigt. Es gibt auch schon knapp 5 Mrd. in Benutzung. Das Potential ist da sehr gering. Ebenso wird die Anzahl an Desktop-Computern kaum mehr steigen. Woher das Wachstum kommt? Es sind die Smartphones.

Das Wachstum des Internets wird von Smartphones vorangetrieben. Bis 2011 kamen die immer neuen Nutzer vor allem durch die Verbreitung von Computern. Seit 2011 kommt das Wachstum von Smartphones. Die Welt geht online, aber nicht mehr durch PCs, sondern durch Smartphones.

Für Google ist das ein Problem. Ihr Produkt ist sehr stark von PCs abhängig. Smartphone Benutzer suchen vergleichsweise wenig über Suchmaschinen. Sie nutzen Apps. Wer am Desktop sitzt, der sucht nach Dingen, z.B. Nachrichten. Mit einem mobilen Gerät ist das mühsam. Nachrichten werden eher über Apps entdeckt anstatt dass sie Nutzer gezielt suchen. Das Kernprodukt von Google ist damit nicht obsolet, aber stark gefährdet. Auf dem Smartphone ist die Suchmaschine nicht mehr die alles dominierende Anwendung, sondern nur eine von sehr vielen.

Im Gegensatz zu Google ist Facebook auf mobilen Geräten sehr gut unterwegs. Lange Zeit machten sich Analysten darüber sorgen, aber Facebook hat es geschafft. Es gelang ihnen die Einnahmen aus Werbung vom PC auf das Smartphone zu übertragen. Grafik 4 zeigt die Umsatzentwicklung nach Herkunft der Werbeeinnahmen von Facebook. Wie der Hase läuft ist ziemlich eindeutig.

Google ist sicherlich noch nicht am Ende, es hat aber einen großen Trend verpasst: die Evolution des Internets. Das Internet ist noch nicht alt, aber bereits jetzt wandelt es sich extrem stark. Das Internet war bis vor kurzem noch ein „PC Produkt.“ Jetzt ist es ein Smartphone Produkt. Dieses ist vollkommen anders als für den PC. Auf Smartphones läuft alles über Apps und ist auf die begrenztere Funktionalität abgestimmt (arbeiten würde ich niemals am Smartphone...). Der PC verschwindet nicht. Für das Berufsleben ist er noch unersetzlich. Früher war er es auch für die Freizeit. Wer surfen wollte ging an den Computer. Heute ist das nicht mehr so. Wer das Internet gebrauchen will, nimmt das Tablet oder das Smartphone. Diesen Trend hat Google bisher verschlafen.
Facebook dürfte sich demnächst mit einem direkten Angriff auf Googles Position stärken. Google ist noch sehr stark auf Seiten, die Inhalte bieten und nicht nur Inhalte sammeln und weiterverbreiten (wie Facebook). Facebook wird nun aber wahrscheinlich sehr bald in diesen Bereich expandieren und neben den Social Networking auch Original Content Seiten anbieten.

Google hat viele Produkte in der Pipeline. Bisher ist davon noch keines so richtig groß geworden. Das muss sich ändern, bevor Facebook noch schlagkräftiger wird. Facebook hat nicht nur die de facto einzige globale Social Networking Plattform, sondern auch andere Kommunikationsdienste wie Messaging Dienste (WhatsApp). Facebook integriert in sein Netzwerk Funktionen, die bisher auf andere Art und Weise benutz wurden. Heute chattet man über Facebook, man schreibt sich Nachrichten, kommuniziert über WhatsApp. Der nächste Schritt wäre ein eine Integration eines Dienstes wie Skype. Youtube hat Facebook im Prinzip schon, zumindest werden auf Facebook mehr Videos gepostet als auf Youtube, welches zu Google gehört.

In nicht allzu ferner Zukunft wird man mit Facebook auch zahlen können wie derzeit mit PayPal. Facebook integriert konsequent alles in die eigene Plattform, was im Internet erfolgreich ist. Das ist eine sehr gute Strategie. Bei Google ist die Linie nicht so klar. Wird Google deshalb von Facebook verdrängt? Ich glaube das nicht. Google muss nun aber so langsam „zu Potte kommen“, sonst verliert es den Anschluss. Ein solcher Anschluss ist das Smartphone Geschäft.

Persönlich glaube ich nicht, dass Google ins Hintertreffen gerät. Auch Facebook wurde totgesagt, weil das mobile Geschäft Probleme bereitete. Jetzt ist es kein Problem mehr, sondern Wachstumstreiber. Anleger wissen nun aber nicht so recht, was sie mit Google anfangen sollen und wissen auch nicht, ob Google den Sprung bald schafft. Das sollte eine weitere Konsolidierung der Aktie begünstigen. Die Langfristperspektiven für Google sehe ich ziemlich positiv. Je tiefer der Kurs fällt, desto besser. Dann kann man Wachstum und guten Wert günstiger ins Depot holen.

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4 Kommentare

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  • Chronos
    Chronos

    Ich verstehe den Artikel nicht. Ist fast ein Hoose.

    Angefangen mit teilbeleuchtet und dann verschrieben und in die falsche Richtung gerittten...

    Halten wir mal fest, der Artikel ist doch PRO Google.

    Werbung und Google läuft über DoubleClick fast ein Monopol (ca. 80%)

    Jedes droid ist ein Google, über den PlayStore kommt so gut wie niemand aus der No raus (gut von crash2k) beschrieben.

    Die meisten apples nutzen doch Safari nicht wirklich und die Macs sind nur daher auch im Office erfolgreich, da MS seit Jahren für den Mac ein anständiges Office-Paket hat, was oft sogar besser läuft als bei MS.

    Communicatoren kommen und gehen, Google stellt Dienste die nicht laufen, schnell wieder ein.

    Wie sich GVoice entwickelt wird man sehen. Es fehlt ein OneNumberService und OWA

    Mit Bilderdiensten haben sie alle draufgezahlt.

    In Richtung Hardware gehen sie nur in Kooperation, Nexus/LG oder hier unbekannte chin. Hersteller.

    Die einzigen Wachstumsgrenzen werden Ihnen von Yandex, Rambler und Baidu aufgezeigt.

    Nur soweit ist weder MS noch apple. Um die beiden würde ich mir mehr Sorgen machen.

    Apple ist in Sachen Software nicht gerade premium (persönliche Meinung) was gut ist, ist die Hardware.

    Für apple wird Applebot die Entscheidung werden. Genug unkritische Anwender gibt es ja, siehe iTunes. Der journalistische Kurzschluß ist die watch. Die ist nicht zum Erfolg verdammt.

    MS kommt weder mit bing (zwangsinstallation), noch mit smartphones noch mit core oder communications (skype)weiter. Die beiden bündeln und verbrüdern sich um gegen Google zu kämpfen. Wenn MS oder apple getrennte Wege geht, werden das teure Spielgänge.

    Die letzten Betriebssysteme von MS waren bis auf Win Server 2012 jetzt auch kein Knaller.

    21:20 Uhr, 11.05. 2015
  • Schtonk
    Schtonk

    M.E. eine sehr interessante und mutige Hypothese! Immerhin haben Sie ein Fragezeichen hinter die Aussage vom Tode Googles gesetzt. In dem bekanten Bonmot "Der König ist tot. Es lebe der König!" ist der (alte) König unzweifelhaft tot bzw. abgesetzt, als das Volk bereits dem neuen König zujubelt.

    Ich neige allerdings dazu, das Fragezeichen durch einen Punkt zu ersetzen, und damit Ihrer Ausgangshypothese klar zuzustimmen. Warum?

    Das Internet hat sich seit seinen Ursprüngen immer mehr vom Spezialisten- zum Massenmedium gewandelt. Spezialisten haben spezielle Interessen, sie sind aktiv an der Informationsversorgung interessiert, also typische Suchmaschinen-Benutzer. Für sie ist das Internet ein Pull-Medium. Diese Klientel hat sich *damit abgefunden*, mit etwas Werbung (also "Push-Diensten") *leben zu müssen*.

    Ganz anders die restliche Gesellschaft der Nicht-Spezialisten. Für sie war das Internet ziemlich uninteressant, so lange man selber aktiv werden musste, um etwas *konsumieren* zu können. Diese Klientel ist von den Massenmedien gewohnt, etwas zum Konsum vorgesetzt zu bekommen, egal ob TV oder Presse. Man wählt bestenfalls den medialen Rahmen oder die Sparte. Das Beharrungsvermögen ist extrem, davon zeugen die Bemühungen der Marketingagenturen in diesem Bereich - mit minimalem Erfolg.

    Facebook - im Gegensatz zu Google - folgt genau diesem konsumtiven Push-Prinzip, - vermutlich anfangs genauso ungewollt, wie Google das aktive Pull-Prinzip unterstützt und gefördert hat. Die Verfügbarkeit von sehr mächtigen Suchmaschinen war ja zu Beginn des Internets noch eine Quelle für den Erkenntnisgewinn fast aller Professionen, von Wissenschaftlern und Ingenieuren aller Fachrichtungen, später auch von Politik und Gesellschaft. Inzwischen ist das durch bezahlte Rankings und hunderttausende von völlig sinnfreien SEO-Sites annähernd unmöglich geworden, zumindest für den Nicht-Spezialisten.

    Insofern ist ein einst wesentlicher Nutzen, insbesondere von Google, inzwischen nicht mehr unumstritten. Daher haben sich in jüngster Zeit auch Spezial-Suchmaschinen etablieren können, was vor ein paar Jahren (angesichts der gefühlten Omnipräsenz von Google) niemand geglaubt hätte.

    Für Facebook stehen die Zeichen dagegen eindeutig auf Grün. Die Benutzer-Zentrierung dieses Dienstes macht es möglich, die Interessen der Benutzer immer besser zu erkennen - und den Werbekunden zu vermitteln. Der Benutzer hat davon den Vorteil, dass er, wie von den Telemedien gewohnt, ein auf seine Interessen zugeschnittenes Programm gepusht bekommt. Das "Programm" besteht selbstverständlich zu einem hohen Prozentsatz Product-Placement und Vermittlung von sub-kognitiven Einstellungen. Es gibt ja hier keinerlei "Rundfunk-Staatsverträge" oder Verpflichtungen zur Neutralität wie bei der Presse usw. Dank immer weiter verbesserten semantischen Analyseverfahren wird der Prozess der Interessenleitung in den nächsten Jahren so enorm optimiert werden, dass niemandem mehr auffallen wird, dass er sich eigentlich in einem manipulativen Netz von Werbenden befindet!

    Werbende sind übrigens bereits heute nicht nur Industrie und Wirtschaft, sondern auch Politik und Interessenverbände aller Art.

    Übrigens sind wir jetzt auch argumentativ an dem Punkt angelangt, wo die Vision von Mark Zuckerberg ebenfalls hinzielte!

    Möglicherweise hat Google angesichts seiner wirtschaftlichen Potenz noch ein Zeitfenster, um sich Gedanken über einen benutzerzentrierten Dienst zu machen, der die konsumtive Rolle der Menschen befriedigt. Allerdings zielt weder GooglePlus noch irgendein anderer Dienst in diese Richtung, und dies wird sich auch nicht ändern, so lange die Werbewirtschaft meint, auf ein gekauftes Google-Ranking nicht verzichten zu können.

    16:39 Uhr, 11.05. 2015
  • mkgeld
    mkgeld

    gehe eher davon aus das Facebook sterben wird und nicht Google. Allerdings gibt es aus meiner Sicht noch keine perfekte Suchmaschine von daher ist auch dieser Bereich für Wettbewerber offen. Facebook ist doch zum größten Teil nur ein Müllhaufen von Daten

    13:14 Uhr, 11.05. 2015

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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