Kommentar
13:19 Uhr, 04.11.2009

Goldpreis explodiert - Was spielt sich am Terminmarkt ab?

Erwähnte Instrumente

  • Gold
    ISIN: XC0009655157Kopiert
    Aktueller Kursstand:   (JFD Brokers)
  • Silber
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    Aktueller Kursstand:   (JFD Brokers)

Der Goldpreis hat heute ein neues Rekordhoch erreicht. Dabei koppelten sich die Kurse des Edelmetalls deutlich von der Dollar-Entwicklung ab. Welche Rolle spielen Eindeckungsbemühungen großer Leerverkäufer?

“Goldpreis-Prognose: 1.100 Dollar im November?” lautete die Überschrift unseres [Link "Artikels vom 28.10.2009" auf www.goldreporter.de/... nicht mehr verfügbar]. Wir spekulierten darauf, dass sich der Goldpreis ähnlich verhält, wie zu Beginn der Monate Oktober und November: Er stieg nach kurzen Korrekturphasen geradezu explosionsartig an, wie im aktualisierten Chart unten zu erkennen ist.

[Link "Gold in US-Dollar, 3 Monate" auf profichart.boerse-go.de/... nicht mehr verfügbar]: Den grünen Pfeil setzten wir am 28. Oktober bei einem Goldpreis um 1.030 US-Dollar.

Am heutigen 3. November nun tatsächlich ein ähnliches Bild: Am späten Nachmittag unserer Zeit sprang der Goldfuture in New York (Goldpreis zur Lieferung im Dezember) zunächst bis auf 1081,70 US-Dollar - auch der Spotpreis notierte über 1.080 Dollar - hielt sich auf hohem Niveau und stieg später weiter an.

Was sind die Gründe für die ungewöhnliche Goldstärke?

Tatort Terminmarkt
Dazu ein kleiner Exkurs: Am Terminmarkt spielen sich derzeit Dinge ab, die der breiten Öffentlichkeit verborgen bleiben. Ganz offensichtlich haben einige große Banken derzeit immer wieder Probleme, am Monatsende ihren Lieferverpflichtungen nachzukommen, weil Kontrahenten auf physische Gold-Lieferung bestehen. Wie aus Insiderkreisen zu erfahren ist, waren die Institute zuletzt bereit, einen hohen Aufpreis zu zahlen - man spricht von bis zu 20 Prozent über dem Spotpreis - um die Lieferverpflichtungen in bar ausgleichen.

Das Papiergold-Problem
Schon seit geraumer Zeit ist klar, dass im Rahmen von Termin- und Swap-Geschäften durch große Finanzinstitute und Notenbanken (Verkauf- mit gleichzeitiger Rückkauf-Vereinbarung zu vorab festgelegten Konditionen) mehr Gold in Papierform verkauft wird, als physisch überhaupt vorhanden ist. Mehrfach haben wir bereits auf ein großes Volumen an Vorwärtsverkäufen weniger großer US-Banken an der Warenterminbörse COMEX berichtet.

Feinde des Goldpreisanstiegs
Warum verkaufen diese Institute so massiv Gold (und Silber) auf Termin? Als einen Grund für solche Maßnahmen wird von kritischen Beobachtern die gezielte Drückung des Goldpreises genannt. Notenbanken und Regierungen müssen die Glaubwürdigkeit und das Vertrauen der breiten Öffentlichkeit gegenüber dem ungedeckten Papiergeld aufrechterhalten. Ein hoher Goldpreis signalisiert Währungsschwäche und konterkariert das eigene Schuldgeldsystem. Das zusätzliche Interesse einiger Banken: Im Zuge des kontinuierlichen Goldpreisanstiegs der vergangenen Monate müssen regelmäßig Leerverkäufe zu möglichst günstigen Preisen aufgelöst werden.

In früheren Jahren hat sich nach der letzten Goldhausse (ab Anfang der Achtzigerjahre) bei sinkenden Preisen gutes Geld mit Wetten auf weiter fallende Goldpreise verdienen lassen. Hier hat sich bei einigen besonders stark engagierten Akteuren offensichtlich einiges an “Ballast” angesammelt, was nicht mehr ohne Probleme (und hohe Kosten) durch einfaches Eingehen von Gegenpositionen in Papierform glattstellen lässt.

Der Goldpreis: Mächtig Dampf im Kessel
Was passiert wohl, wenn die Halter von Verkaufs-Optionen und die Betreiber von Leerverkäufen jede Menge physisches Gold liefern müssen, das sie gar nicht besitzen? Die Kontrahenten wären gezwungen alles Gold zusammenzukratzen, was nur irgendwie verfügbar ist. Der Goldpreis würde in der Tat explodieren. Inwieweit diese Aspekte beim aktuellen Goldpreisschub tatsächlich eine Rolle spielen, wissen wir nicht. Sicher ist, dass es derzeit eine starke Gold-Nachfrage gibt, die mit den marktüblichen Argumenten (z.B. Dollar-Schwäche) nicht ohne weiteres zu erklären ist. Nebeneffekt: Der Goldkurs in Euro zog prozentual noch stärker an. Sicher ist auch das zahlreiche Short-Seller sich derzeit eindecken müssen, um keine Mega-Verluste einzufahren. Dieser so genannte "Short Squeeze" beschleunigt den Goldpreisanstieg zusätzlich.

Handeln wie die Insider
Geradezu als mathematische Gewissheit dürfte gelten, dass die aktuelle Überschuldungs- und Geldexpansionskrise früher oder später den Exitus der Papiergeld-Systeme herbeiführen wird. Es ist davon auszugehen, dass immer mehr große Investoren dies verinnerlichen und sich deshalb mit physischem Edelmetall eindecken. Auch hier wird zusätzliche Goldnachfrage generiert. Es kann also als Privatanleger kein Fehler sein, die gleiche Strategie zu fahren und physisches Gold und Silber zu kaufen. Die Insider tun es auch.

Goldreporter

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Über den Experten

Jochen Stanzl
Jochen Stanzl
Chefmarktanalyst CMC Markets

Jochen Stanzl begann seine Karriere in der Finanzdienstleistungsbranche als Mitbegründer der BörseGo AG (jetzt stock3 AG), wo er 18 Jahre lang mit den Marken GodmodeTrader sowie Guidants arbeitete und Marktkommentare und Finanzanalysen erstellte.

Er kam im Jahr 2015 nach Frankfurt zu CMC Markets Deutschland, um seine langjährige Erfahrung einzubringen, mit deren Hilfe er die Finanzmärkte analysiert und aufschlussreiche Stellungnahmen für Medien wie auch für Kunden verfasst. Er ist zu Gast bei TV-Sendern wie Welt, Tagesschau oder n-tv, wird zitiert von Reuters, Handelsblatt oder DPA und sendet seine Einschätzungen über Livestreams auf CMC TV.

Jochen Stanzl verfolgt einen kombinierten Ansatz, der technische und fundamentale Analysen einbezieht. Dabei steht das 123-Muster, Kerzencharts und das Preisverhalten an wichtigen, neuralgischen Punkten im Vordergrund. Jochen Stanzl ist Certified Financial Technician” (CFTe) beim Internationalen Verband der technischen Analysten IFTA.

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