Goldman Sachs: Öl-Rally zerstört sich selbst
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- Brent Crude ÖlKursstand: 65,70 $/Barrel (Deutsche Bank Indikation) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung
- WTI ÖlKursstand: 60,41 $/Barrel (Deutsche Bank Indikation) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung
- Brent Crude Öl - WKN: 967740 - ISIN: XC0009677409 - Kurs: 65,70 $/Barrel (Deutsche Bank Indikation)
- WTI Öl - WKN: 792451 - ISIN: XC0007924514 - Kurs: 60,41 $/Barrel (Deutsche Bank Indikation)
Brent hat sich kräftig erholt und zeitweise die Marke von 70 Dollar touchiert. Damit ist der Preis seit Januar um 50% gestiegen. Technisch lässt das 1-2-3-Tief von Januar bis April eine Erholung bis rund 73 Dollar zu:
WTI, die US-Ölsorte, hat sich nicht so kräftig wie das Brent erholt. Gegenüber dem Tief ist es um 40% gestiegen, was wohl auch daran liegt, dass das Tief im März tiefer lokalisiert war, als jenes im Brent. Das Erholungsziel ist aber ähnlich: Es besteht weiteres Aufwärtspotenzial. Der Doppelboden im Januar und März lässt eine Erholung bis 65 Dollar zu. Das ist das Preisniveau, dass sich die Fracking-Industrie wünscht:
Das Rohstoff-Research-Team um Goldman Sachs schreibt in einer gerade erschienenen Studie:
"Die Neubewertung des Ölmarktes hat begonnen: Schwache Preise im ersten Quartal 2015 haben Produzenten dazu gedrängt, Ausrüstungsinvestitionen zu streichen (...). Das hat eine Erholung in den Preisen ausgelöst, getrieben von den Erkenntnissen, dass die Lagerbestände in den USA ihre Kapazitätsgrenze nicht überschreiten werden, eine starke Nachfrage vorherrscht und Spannungen im Nahen Osten zunehmen. Der Anstieg der Preise wurde außerdem durch den relativen Vergleich der Bewertung von Öl zu Explorations- & Produktions-Aktien im Ölsektor gestützt, was Cross-Asset-Investoren zum Einstieg in Rohöl motivierte. Während die Rally im Öl die Lücke zu Ölaktien schloss, sind selbige historisch hoch bewertet und Öl ist jetzt unserer Ansicht nach mit einem Aufschlag zu seinen eigenen Fundamentaldaten bewertet. Wir glauben daher, dass die Rally im Ölpreis die Neubewertung des Ölmarktes entgleisen lassen wird, vor allem vor dem Hintergrund der Tatsache, dass die Nettolongpositionen der Spekulanten so lang sind wie damals als Öl noch bei 100 Dollar pro Barrel handelte."
Goldman Sachs bezeichnet im weiteren Verlauf der Studie den jüngsten Rückgang der Rohöl-Lagerbestände der USA als weniger bedeutsam als deren absolute Höhe, denn die drücke auf die Margen der Raffinerien, was sich wiederum belastend auf den Ölpreis als Ganzes auswirke.
Die Produktion in Saudi Arabien, Irak und Russland wachse außerdem, wodurch Produktionsrückgänge die es außerhalb der OPEC und außerhalb der Vereinigten Staaten im weiteren Verlauf des Jahres geben könnte aufgefangen würden. Insofern sei nur ein geringer Rückgang der Lagerbestände zu erwarten.
Der Rückgang der in Betrieb befindlichen Bohrtürme sei noch nicht stark genug, um die US-Ölproduktion dauerhaft sinken zu lassen, vielmehr bestehe die Möglichkeit, dass der seitwärts gerichtete Trend der iranischen Ölproduktion sich aufwärts neigt.
Schlusskurse in der amerikanischen Ölsorte WTI würden ferne viele Ölkonzerne in den USA dazu motivieren, ihren Rückstand an Bohrtürmen zu aktivieren und ihre Produktion abzusichern, und sie profitieren davon, dass ihre Produktionskosten um gut 20% gesunken seien, schreibt Goldman Sachs weiter.
Außerdem:
"Das größere Ungleichgewicht von zu viel Kapital, das nach Chancen im Energiesektor sucht, ist weiter intakt."
Die jüngste Rally im Öl sei daher verfrüht. Man habe jetzt erkannt, dass die amerikanische Industrie aggressiv auf die gesunkenen Preise reagierte, indem sie Bohrtürme stilllegte. Nun verlagere sich die Aufmerksamkeit darauf, wie die US-Ölindustrie auf die wieder gestiegenen Ölpreise reagieren werde.
"Wenn man sich die jüngste Hedging-Aktivität, die Verlangsamung der Abschaltung von Bohrtürmen und die Bevorzugung hochrentabler Quellen betrachtet, so legt das nahe, dass die Produzenten ziemlich zufrieden mit dem aktuellen Kosten/Erlös/Finanzierungs-Mix sind."
Man dürfe nicht unterschätzen, dass einige Produzenten aufgrund besserer Produktivität und besserer Planbarkeit ihrer Kosten ihre Produktionsziele bereits wieder angehoben hätten.
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