Kommentar
08:11 Uhr, 31.10.2008

Goldkurzläufer im Express-Gewand

Auch wenn der Fiskus Zertifikate-Anlegern mit der rückwirkenden Aufhebung des Bestandsschutzes schon im Vorfeld der Abgeltungssteuer das Leben ziemlich schwer gemacht hat, zeigen die aktuellen Kursstürze an den weltweiten Börsen doch eines. Wer allein aus steuerlichen Gründen zu lange an einem vermeintlich guten weil steuerfreien Investment festhält, den bestraft unter Umständen das Börsenleben. So geschehen bei Zertifikate-Anlagen, die noch vor dem ominösen 15. März 2007 erworben wurden und bald könnte das gleiche Schicksal vielleicht schon Aktionären oder Fonds-Inhabern drohen, die jetzt noch mal schnell das offene steuerfreie Fenster bis zum Jahresende zum „Schnäppchenkauf“ nutzen möchten, auch wenn die möglicherweise niedrigen Kurse noch so verlockend wirken mögen.

Derweil hat sich der Zertifikatemarkt schon längst auf die Neuregelung und damit auf die Abschaffung der 12-monatigen Spekulationsfrist eingestellt und buhlt mit diversen „Kurzläufern“ um die Gunst des Anlegers. Das gilt neben dem Aktien- mittlerweile auch für den Rohstoffsektor, wie das neue Express-Papier der Schweizer Großbank Credit Suisse auf die Feinunze Gold beweist, dessen Laufzeit bereits spätestens am 26. Mai 2009 endet. Bis dahin hat der Emittent im Rahmen der Express-Struktur allerdings einen weiteren Bewertungstag eingerichtet, an dem das Papier vorzeitig nach drei Monaten fällig gestellt werden kann. Die Voraussetzung dafür ist, dass der Goldpreis an diesem Termin mindestens auf seinem Fixingniveau bei Auflage des Zertifikates notiert. Der Kupon liegt in diesem Fall bei 4,50 Euro, was einer p.a.-Rendite von 17,62 Prozent entspricht. Gelingt dieses Vorhaben nicht, entscheidet der zweite Stichtag bei Endfälligkeit nach weiteren drei Monaten über die dann aufgerufenen neun Prozent Rendite (18,21 Prozent p.a.). Die Anforderung bleibt dabei die gleiche. Was wäre aber ein klassisches Express-Zertifikat ohne einen Sicherheitspuffer. Dieser liegt hier bei 30 Prozent und ermöglicht eine Tilgung zum Nennbetrag von 100 Euro, solange die Goldnotierung bei Fälligkeit nicht unter 70 Prozent ihres Anfangsfixings fällt. Erst dann wird der Investor 1:1 an Verlusten gegenüber dem Auflageniveau beteiligt. Ein Abgleiten des Goldpreises in die Niederungen von bis zu 650 US-Dollar je Feinunze, wie es aktuell von Seiten der Charttechnik durchaus für möglich gehalten wird, bliebe also bei diesem Produkt ohne Folgen.

Der Rohstoff-Report Tipp:
Das Zertifikat eignet sich für Anleger, die dem Goldpreis auf Sicht von sechs Monaten eine Stabilisierung zutrauen, wobei der üppige Puffer vor Verlusten schützt. Allerdings gelangt die Rendite nur dann zur Auszahlung, wenn eine der beiden Tilgungschancen aufgeht. Ansonsten würde der Grundsatz gelten: „Außer Spesen nichts gewesen“.

Quanto Express-Zertifikat auf Gold

Emittent/WKN:

Credit Suisse / CS0AMY

Laufzeit:

26.05.2009

Preis: (in Zeichnung: 21.10.08-21.11.08)

Ausgabepreis: 100 € (kein Agio)

Autor: Armin Geier, http://www.godmode-trader.de/investmentcertificates/overview

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Über den Experten

Armin Geier
Armin Geier

Armin Geier beschäftigt sich seit mehr als 15 Jahren sehr intensiv mit Anlage-Zertifikaten. Begonnen hat sein berufliches Interesse im Jahr 2000, als er bei einem Münchner Internet-Portal über mehrere Jahre die erste Datenbank für diese spezielle Materie aufbauen konnte und dadurch die rasante Entwicklung dieser Spezies damals noch ganz hautnah Produkt für Produkt mitbekam. Wie sehr sich die Zeiten seitdem verändert haben, kann man allein an der Explosion der Produktzahl von anfangs nicht einmal 3.000 auf heute über eine Million Stück erkennen. Bei seinen nächsten Stationen wechselte er dann ganz in den journalistischen Bereich über, ohne seine Vorliebe für die diversen Produktstrukturen aufzugeben, an denen ihm nach wie vor gerade wegen ihrer asymmetrischen Chance-Risiko-Profile sehr gelegen ist. Insbesondere interessiert ihn dabei die Möglichkeit, aus Einzelansätzen langfristig funktionierende Strategien zu entwickeln. Leider wird dieser Zielsetzung seit Lehman vor dem Hintergrund einer immer kurzfristigeren Denkweise an den Märkten von Emittentenseite immer weniger entsprochen. Bei der BörseGo AG/Godmode-Trader ist Armin Geier seit sechs Jahren mit journalistischen Beiträgen in diversen Rubriken und Publikationen als Experte für Anlage-Zertifikate präsent.

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