Goldhausse am Ende?
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Elf Jahre lang kletterte der Goldpreis. Natürlich, es gab auch Rückschläge, wie 2006 nach einer allgemeinen Rohstoffeuphorie, oder nach dem Lehman-Crash. Dennoch überbot der Kurs jedes Jahr seine vorherigen Höchststände. Doch diese Serie wurde 2012 unterbrochen - ausgerechnet nachdem im Sommer 2011 inmitten der Griechenlandkrise und abstürzenden Aktienkursen Gold zuvor als letzter sicherer Hafen betrachtet wurde.
Rund 18 Monate Durststrecke haben die Goldfans jetzt hinter sich, und die Entwicklung Ihrer Stimmung ist ein Paradebeispiel dafür, wie eine längere Abwärtsbewegung auf die Psyche von Anlegern einwirkt. Nach dem ersten Absturz im Herbst 2011 vom der historischen Hoch bei 1910 auf 1.535 US-Dollar hielt sich der Optimismus wacker. Doch der Markt schleppte sich dahin und so wurden die Gold-Bullen langsam mürbe gekocht. Ihr kurzfristiger Optimismus wich so langsam, der Glaube an den langfristig intakten Aufwärtstrend aber blieb. Nachdem der letzte Ausbruchversuche ab August 2012 aber ebenfalls an der Marke von 1.800 US-Dollar scheiterte, fängt jedoch auch die langfristige Stimmung an zu kippen. Erste Zweifel an der Goldstory werden laut. Inflation ist nirgendwo erkennbar, die Konjunktur erholt sich sogar leicht und die Notenbanken verhindern als Schutzpatrone den Zusammenbruch der Banken und damit des Finanzsystems, lauten die Argumente der Skeptiker. Dazu gesellt sich die Tatsache, dass berühmte Investoren wie Hedgefonds-Legende George Soros ihre Bestände reduziert haben und der größte Goldfonds SPDR Mittelabflüsse zu verzeichnen hatte.
Also besser raus, bevor es zu spät ist? Meine Antwort lautet: Nein! In der Vergangenheit haben sich genau solche Umstände als gute Kontraindikatoren erwiesen. Sie korrespondieren auch mit den quantitativen Stimmungsindikatoren. So ist die Stimmung der US-Anlageberater auf 46 Prozent gefallen, was in den vergangen Jahren stets ein gutes Kaufniveau darstellte.
Quelle: rissesblog.de
Der Hulbert Gold Newsletter Sentiment Index notiert seit vielen Tagen bei null oder im negativen Bereich. Per Saldo empfehlen die Experten damit auf fallende Kurse zu setzen.
Auch an den Terminmärkten sind die spekulativen Haussepositionen so gering wie seit langem nicht. Fazit: Die Euphorie ist verflogen. Doch gibt es auch noch ausreichend fundamentale Gründe für den Goldkauf, ohne die sich jeder im Pessimismus geborene Kursanstieg irgendwann wieder abstirbt? Hier lautet die Antwort: Ja! Die Gründe für meinen Goldoptimismus der vergangenen Jahre sind nicht nur in Takt, sondern haben sich sogar verstärkt. Das Volumen, in dem die Notenbanken neues Geld drucken nimmt immer weiter zu. Gold hingegen ist nicht unbegrenzt vermehrbar. Und die Produktionskosten sind den vergangen Jahren massiv auf nun 1.600 US-Dollar gestiegen. Neue Vorkommen dürfte damit kaum erschlossen, sondern eher welche still gelegt werden. Also jetzt einsteigen? Die Antwort fällt nicht leicht. Noch schöner wäre ein letzter Ausverkauf, in dem noch mehr langfristige Goldbullen das Handtuch werfen. Dazu muss es aber keineswegs kommen. Diejenigen, die in den vergangen Jahren in physisches Gold investiert haben, sehen dieses als Versicherung an und sind deshalb hartgesottene Anleger. Sie haben keine auf Kredit aufgebauten Engagements und werden meiner Einschätzung nach auch bei weiteren Kursrücksetzern nicht verkaufen. Der Angebotsdruck dürfte daher nachlassen.
Wer keine Bestände im Gold hat, kann bei dieser antizyklisch guten Stimmungslage kleine Positionen schon jetzt aufbauen. Größer zuschlagen würde ich, entweder bei einem erneuten Ausverkauf in Richtung 1.500 US-Dollar pro Feinunze, oder in Richtung zweites Halbjahr.
Mehr von und über Stefan Riße erfahren Sie unter www.rissesblog.de
Stefan Riße, ist Fondsmanager des Investmentfonds „Riße Inflation Opportunities UI“ bei der HPM Hanseatischen Portfoliomanagement GmbH in Hamburg. Bekannt ist er durch seine jahrelange Tätigkeit als Börsenkorrespondent für den Nachrichtensender N-TV. Sein aktuelles Buch „Die Inflation kommt“, belegte 2010 erste und zweite Plätze auf den bekannten Wirtschaftsbuch-Bestsellerlisten.
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