Gold: Zentralbanken werden zu Käufern!
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Die Neuigkeiten um Gold überschlagen sich seit Anfang September. Die Meinung über das Edelmetall scheint angesichts des schwindenden Vertrauens in den US-Dollar eine Renaissance zu erfahren. In allererster Linie scheint sich von offizieller Seite die Meinung um das Gold zu verbessern.
Zentralbanken beginnen, zu kaufen
Zentralbanken waren zwischen den Jahren 1989 und 2008 traditionell Goldverkäufer. Sie deckten dadurch die Angebotslücke am Goldmarkt, die dadurch entsteht, dass die Goldminenproduktion deutlich unter der Goldnachfrage liegt. Das Researchinstitut GFMS gibt an, dass in den letzten zwanzig Jahren durchschnittlich 11 Prozent des Goldangebots pro Jahr – das sind 400 Tonnen – durch Zentralbankverkäufe dem Markt zur Verfügung gestellt wurden.
Doch dies scheint sich zu ändern. Zentralbanken kaufen jetzt. GFMS schätzt auf Basis vorläufiger Daten, dass Zentralbanken rund um den Globus in der ersten Jahreshälfte mehr als 20 Tonnen Gold ge-kauft haben. Im Gesamtjahr dürften die gesamten Verkäufe auf dann nur noch 16 Tonnen zurückgehen, melden die Experten.
"Wir werden nun sehen, dass die Zentralbanken einen Übergang von großen Netto-Verkäufern zu großen Netto-Käufern vollziehen", erklärte Jeffrey Christian, Geschäftsführer des Marktforschungsunternehmens CPM Group am 14. September zum Auftakt des Denver Gold Forum in den USA.
Goldpreismanipulation vorüber?
Gold stellt einen Gegenpol zum Papiergeldsystem dar. Ein zu hoch steigender Goldpreis weckt in der Öffentlichkeit sofort die Spekulationen über eine höhere Inflation, schwächt den US-Dollar und lässt die Gerüchteküche um die Stabilität des Papiergeldsystems hochkochen. Daher soll es im Interesse von offizieller Seite stehen, den Goldpreis zu manipulieren.
Der ehemalige Chairman der US-Notenbank Paul Volcker schreibt in seinen Memoiren: „Eine gemeinsame Strategie beim Verkauf von Gold, um einen zu steilen Preisanstieg (in den 1970er Jahren) zu vermeiden, wurde allerdings nicht betrieben. Das war ein Fehler…“
Auch Alan Greenspan gab während einer Aussage vor dem US-Kongress im Jahr 1998 zu: „Zentralbanken sind bereit, Gold in steigenden Mengen zu verkaufen, sollte der Preis steigen.“
Einen solchen Manipulationsversuch habe es im Juli 2008 gegeben. Wie Goldexperte Ted Butler in einem in Insiderkreisen bekannten Bericht mit dem Titel „Der rauchende Colt“ unter Berufung auf offizielle Daten der Terminmarktaufsicht CFTC berichtet, haben drei Banken ihre Short-Position im Comex Gold in New York vom 1. Juli von [Link "7.787 Kontrakten (778.000 Unzen)" auf www.cftc.gov/... nicht mehr verfügbar] bis zum 5. August 2008 auf [Link "86.398 Kontrakte (8.639.800 Unzen)" auf www.cftc.gov/... nicht mehr verfügbar] erhöht. Das entspricht einer Verelffachung. Anschließend brach der Goldpreis um 150 Dollar ein.
Geht jetzt das Spiel in die andere Richtung? Zum 1. September waren laut den offiziellen CFTC-Daten (http://www.cftc.gov/dea/bank/deasep09f.htm) drei US-Banken short im COMEX Gold mit [Link "75.550 Kontrakten (7.555.000 Unzen)." auf www.cftc.gov/... nicht mehr verfügbar] Zum ersten Juli waren es noch [Link "116.895 Kontrakte (11.689.500 Unzen)." auf www.cftc.gov/... nicht mehr verfügbar]
IWF mischt sich mit ein
Der Wandel der Zentralbanken von Verkäufern zu Käufern und dessen Auswirkungen auf den Goldpreis könnte laut Philip Klapwijk, Experte bei GFMS, durch den Internationalen Währungsfonds IWF abgemildert werden. Der IWF gab bekannt, 403 Tonnen Gold verkaufen zu wollen. Jedoch räumt Klapwijk ein, dass es nicht sicher sei, an wen dieses Gold verkauft würde. „Sobald das IWF-Verkaufsprogramm allerdings beendet ist, sehen wir die Zentralbanken als neutral in ihrer Auswirkung auf den Goldmarkt an. Dies würde einer Rückkehr zu der Situation bedeuten, die wir in den 1970er und 1980er Jahren hatten, als Zentralbanken in einigen Jahren Nettokäufer von Gold waren und in anderen Nettoverkäufer.“
Er räumt ein, dass ein solcher Wandel „überaus positiv“ für den Goldpreis wäre.
Eigentlich hätten wir jetzt nach den IWF-Verkäufen einen Rohstoff, dessen Angebot dauerhaft unter der Nachfrage liegt, da die Minenproduktion immer geringer ist, als die Nachfrage. Jedoch bereitet mir die Nachfrage nach Gold durch die Schmuckindustrie Sorge. Wie würde sich die Goldschmucknachfrage entwickeln, wenn der Preis einmal nicht mehr 900 Dollar sondern 1600 Dollar betrüge? Gerade jetzt ist Gold schon "teuer", zumindest wenn man den nominellen, täglich gehandelten Preis betrachtet. Gerade jetzt fällt der Monsunregen, wovon ein Großteil der Inder leben, so schlecht aus wie seit Jahrzehnten nicht mehr. Die Kauflaune der Inder dürfte sich meiner Einschätzung nach also in diesem Jahr eher in Grenzen halten.
Dennoch - unabhängig davon - befindet sich der Goldmarkt im Wandel. Die schnell wachsende Nachfrage nach physisch besicherten Gold-ETFs gleicht einen Teil des Nachfragerückgangs durch die Schmuckindustrie aus. Hinzu kommt, dass das inflationsbereinigte Hoch des Goldpreises aus den 80er Jahren bei 1600 Dollar liegt. Inflationsbereinigt ist Gold also weiterhin als günstig zu bezeichnen. Hinzu kommt die Nachricht, dass China seine restriktive Politik der letzten Jahrzehnte beim Goldverkauf stoppte und nun das Edelmetall aktiv im Privatkundengeschäft als Münzen und Barren vermarktet. Auch die Zentralbank in China kauft aktiv Gold. Seit 2003 hat sie ihre Goldvorräte um 454 auf 1.054 Tonnen erhöht. Das entspricht jährlichen Käufen von 65 Tonnen. Seit Januar 2005 wurden weltweit massiv ETFs gekauft, die physisch besichert sind. Die Sicherheitshinterlegungen dieser ETFs stiegen seit dem Jahr 2005 laut GFMS um rund 1600 Tonnen, was einer jährlichen Nachfrage von 320 Tonnen entspricht. Die schwache Konjunktur und die hohen Goldpreise haben hingegen zu einem Rückgang der Schmucknachfrage im ersten Quartal 2009 um 25% oder 253 Tonnen geführt. Nimmt man nur die Investmentnachfrage und die chinesischen Zentralbankkäufe, so ist dieser Rückgang bereits überkompensiert. Dazu muss man auch beachten, dass in Indien und dem Nahen Osten zahlreiche physisch besicherte Gold-ETFs in den letzten Monaten aufgelegt wurden. Die Weichen sind also gestellt.
Meiner Meinung nach verhindern derzeit alleine die IWF-Verkäufe, dass der Goldpreis nicht explodiert.
Autor: Jochen Stanzl
Chefredakteur Rohstoff-Report.de
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