Kommentar
21:56 Uhr, 31.07.2009

Gold vor direktem Durchmarsch auf 1225$? Jetzt machen, was Alan Greenspan schon seit Wochen tut!

Erwähnte Instrumente

Geld ohne Gegenwert führt zu Inflation. Zwar nicht sofort, derzeit gehen die Verbraucherpreise sogar leicht zurück . Auslöser hierfür ist die schnelle Rückführung von Krediten in den Industrieländern (Deleveraging). Sie hat die Geldmenge verringert, was wiederum die Vermögenspreise fallen ließ, wie einen Stein. Aktien, Rohstoffe, Energie – alles wurde innerhalb kurzer Zeit schnell günstiger.

Nun sehen wir seit geraumer Zeit wieder einen kräftigen Anstieg der Vermögenspreise. Sie gehen vor allem mit der Konjunkturerholung in den Emerging Markets einher, wo kein oder nur geringes Deleveraging in Folge der Finanzkrise stattfand. Grund hierfür: Chinesische oder andere asiatische Banken sind anders aufgebaut und haben die Wall Street-Spekulationen nicht in dem Maße mitgemacht, wie Institute aus Frankfurt, Berlin oder New York. Die meisten Schwellenländerstaaten erholen sich schnell. Rohöl und Kupfer sind mittlerweile, getrieben vor allem durch die chinesischen Käufe, wieder doppelt so teuer, wie noch zu Jahresbeginn.

Sollte sich dieser Trend fortsetzen, werden die positiven, aus dieser Erholung resultierenden Effekte auch wieder zu einer gesteigerten Kreditvergabe führen. Ohnehin wurde die Kreditvergabekapazität der Banken im Zuge der Kreditkrise dramatisch erhöht, da die Anforderungen an Sicherheitshinterlegungen gesenkt wurden und die Möglichkeiten der Refinanzierung bei der EZB, Fed und BoE so gut sind, wie nie zuvor. Die Banken sind also in der Lage, Kredite im großen Stil zu vergeben, und wenn sie wegen ihrer kritischen eigenen Geschäftslage oder der unsicheren Geschäftslage der Kredite fordernden Unternehmen nicht dazu bereit sind, wird sich garantiert der Staat ihrer annehmen.

Sie glauben das nicht? Dann blicken Sie doch einmal auf die Ursache für die Krise, in der wir uns jetzt befinden. Hypothekenkreditgeber wurden in den späten 90er Jahren und danach durch zahlreiche Gesetze, in dessen Zentrum der Community Investment Act steht, dazu gezwungen, auch Familien mit geringem Einkommen ohne Anzahlung Hypothekenkredite zu geben. Ziel war es damals, die Zahl der spanischen und schwarzen Bevölkerung unter den Hausbesitzern zu steigern. Der Anteil an Hausbesitzern bei dieser Bevölkerungsschicht lag nämlich bei 50%, während 75% der weißen Bevölkerung in den USA ein Eigenheim besaßen. Auch hier gab es eine erzwungene Kreditvergabe: Nicht mehr die Bonität der Schuldner stand im Vordergrund der Entscheidung über eine Kreditvergabe, sondern dessen Bedürftigkeit.

Warum Inflation so sicher ist wie das Amen in der Kirche

Dass die Inflation steigen wird, liegt an einem ganz einfachen Grund. Die einzige Möglichkeit, Geld zu verdienen, besteht in der Produktion von Gütern. Wenn Sie unter Einsatz Ihres Verstandes ein Produkt schaffen, können Sie damit an den Markt gehen und einen Preis verlangen, der freiwillig von dem akzeptiert werden kann, aber nicht muss, der das Gut kaufen will. Der, der seinen Verstand eingesetzt hat, um ein Produkt zu schaffen, nimmt das Geld (das eigentlich Gold sein müsste) an, weil er weiß, er hat damit in Zukunft Zugriff auf die Produkte eines anderen Verstandes. Wenn er aber weiß, dass es Menschen am Markt gibt, die ohne eine vorangegangene Verstandesleistung zu Geld gekommen und in der Lage sind, Geld aus dem Nichts zu schaffen, weiß er, dass die Produkte aus Verstandesleistung in Zukunft mehr kosten werden, als bisher. In anderen Worten: Er weiß, dass das Geld, das er heute für seine Produkte bekommt, in Zukunft weniger Produkte erwerben können wird.

Diese theoretischen Erwägungen lassen sich anhand von drei aktuellen Ereignissen belegen. Anstatt beispielsweise den freien Markt die Überkapazität im Automobilsektor abbauen zu lassen, will die Regierung Autobauer wie Opel retten, gegen dessen Produkte sich der freie Markt schon längst entschieden hat. Das Resultat: Opel erhält einen „Überbrückungskredit“ - also hunderte Millionen Euro, denen kein Gegenwert gegenübersteht – und was geschieht ist, dass Opel noch mehr der gleichen Autos baut, die schon vorher sich nicht gegen Billigproduzenten aus Asien oder gegen Premiumhersteller wie Audi durchsetzen konnten. Aus gut informierten Kreisen weiß ich, dass Opel seine Bestellungen von Kunststoffteilen auf ein so hohes Niveau angehoben hat, wie seit Jahrzehnten nicht mehr. Opel ist aber kein Vorwurf zu machen: Was sollte ein Autoproduzent auch anderes mit Staatsgeldern machen, als Autos zu bauen?

Eine weitere solche Maßnahmen, die versucht, die Kräfte des Marktes außer Kraft zu setzen, ist die Abwrackprämie. Wer sich schon mal einen Parkplatz eines Schrotthändlers angeschaut hat, dem die Aufgabe obliegt, die zur Abwrackprämie bestimmten Fahrzeuge zu verschrotten, der fühlt sich an einen gut gefüllten Supermarktparkplatz an einem Samstagnachmittag erinnert. Die meisten Autos haben die grüne Umweltplakette, die wenigsten sind wirklich „alt“ und die allermeisten würden gut und sicher noch zehn Jahre sicher laufen. Eine größere Verschwendung von Ressourcen ist nun wirklich nicht mehr denkbar.

Bei meinen dritten Beispiel möchte ich beim Autosektor bleiben, aber hier wird es jetzt international: Es geht um Aluminium. Die Lagerbestände des für den Automobilbau wichtigen Metalls steigen seit Beginn der Kreditkrise an, weil die Nachfrage sinkt. Soweit nicht überraschend. Doch normalerweise müsste der Aluminiumpreis sinken, was er jedoch nicht tut. Er steigt, da Abwrackprämie, GM-Rettung und chinesische Regierungskäufe die Aluminiumpreise stützen. Das führt zu der absurden Situation, dass inmitten von Nachfrageeinbrüchen und randvoll gefüllten Lagerhallen die Aluminiumhersteller ihre Produktion kräftig erhöhen. Die Regierung in China und Rohstoffhändler wie die schweizerische Glencore spielen das Spiel mit und lassen Zehntausende Tonnen Aluminium für eine Zeit lang in nicht registrierten Lagerhallen verschwinden, um das Überangebot an dem Metall nicht allzu auffällig werden zu lassen.

Was geschieht hier? Unter der Prämisse, dass die Zahl von Arbeitsplätzen, die gerettet werden sollen, darüber entscheidet, ob ein Unternehmen ein Kredit erhält, wurde Opel geholfen. Unter der Prämisse, dass Maßnahmen dieser Art helfen, die Wirtschaft wieder auf Wachstumskurs zu bringen, werden Marktpreise wie bei Aluminium manipuliert oder Ressourcen geopfert, um die Kaufkraft von der Zukunft auf heute zu verlagern, wie bei der Abwrackprämie geschehen. Der gesunde Menschenverstand verrät uns allen aber, dass es nicht richtig sein kann, dass die Aluminiumproduktion zweistellig wächst, wenn die Nachfrage gleichzeitig zweistellig schrumpft, dass es nicht richtig sein kann, [Link "dass ein zwölf Monate alter Mercedes mit 17000 Kilometern Laufleistung verschrottet wird" auf www.rnz.de/... nicht mehr verfügbar] (wie bei der Abwrackprämie geschehen), und dass es nicht richtig sein kann, Autohersteller, die sich am Markt nicht behaupten konnten, mit Steuergeldern vor ihrem eigenen Fehlschlag zu „retten“. Beispiele wie Holzmann und viele weitere zeigen, dass das auf Dauer nicht funktioniert.

Die zentrale Rolle des Goldes

Die Kaufkraft des Geldes wird abnehmen. Das wissen alle, die sehr viel Geld haben. Staatsfonds im Nahen Osten, in China und Gesamtasien haben die Order erhalten: Nehmt das Geld in unseren Währungsreserven und investiert es „irgendwie sinnvoll“. China kauft Bergwerke, Rohstoffunternehmen, physische Rohstoffe wie Kupfer und Erdöl, der Nahe Osten beteiligt sich an Autoherstellern und anderen Unternehmen in Europa und Private Equity Unternehmen aus den USA kaufen in großem Stil Immobilien in Europa, darunter auch in deutschen Großstädten wie München oder Dresden. In den USA schießen Hedgefonds wie Pilze aus dem Boden, die Anlegern eine Absicherung gegen eine kommende Inflation versprechen. Verdient werden soll das drei- bis vierfache der Verbraucherpreisinflation. Das alles geschieht nicht zufällig: Sie wissen genau, dass Sachwerte in den nächsten Jahren Trumpf sein werden.

Das Gold spielt dabei eine zentrale Rolle. Es war einst das einzige Geld, dass einzige Zahlungsmittel, das vom Staat akzeptiert wurde. Unter der Prämisse, dass die Entscheidungen über Investitionen in die Schaffung und den Ausbau des Wohlfahrtstaats zu wichtig sind, um sie dem objektiven Geldsystem unter dem Goldstandard zu überlassen, wurde eben dieser Goldstandard abgeschafft. Unter der gleichen Prämisse wurde im Jahr 1913 die Federal Reserve geschaffen, die seither über die Menge des im Wirtschaftssystem zirkulierenden Geldes bestimmen kann, indem sie es verteuert oder durch Zinssenkungen verbilligt. Seither hängt die Kreditvergabe und damit die Geldmenge vom Gutdünken der Fed ab, und nicht mehr von der Menge der Sachwerte in der Volkswirtschaft.

Was schon Alan Greenspan wusste

Alan Greenspan, Vorsitzender der Fed von 1987 bis 2006, wurde nicht zu unrecht als mächtigster Mann der Erde angesehen. Er war verantwortlich für den spekulativen Preisauftrieb im Aktien- und Immobiliensektor wegen der Politik des billigen Geldes. So wuchs unter seiner Führung beispielsweise die Geldmenge M3 von 3,614 Billionen Dollar zum Zeitpunkt seines Amtsantritts auf 10,250 Billionen Dollar zum Ende seiner Amtszeit. Durch das Platzen der Immobilienblase im Jahr 2007 und die folgende Bankenkrise hat sein Nachfolger Ben Bernanke, der wegen seinem Ausspruch „Notfalls werfe ich das Geld vom Helikopter ab, um eine Deflation wie in Japan zu verhindern“ auch den Beinamen „Helikopter Ben“ trägt, die Bilanz der Fed nocheinmal dramatisch ausgeweitet. Den USA drohte eine Deflation wie Japan, und Ben warf das Geld vom Hubschrauber ab. Die Leitzinsen in den USA sind so niedrig wie nie zuvor.

Hier erlaube ich mir eine Grafik zu zeigen, die ursprünglich von meinem Kollegen Markus Miller in seinem Kommentar hier auf Godmode-Trader.de verwendet wurde:

Und noch einmal möchte ich wiederholen, was ich eingangs schrieb: Geld ohne Gegenwert führt zu Inflation. Also sichern Sie sich ab. Alan Greenspan tut es auch. Seit Januar 2008 ist Greenspan Berater des Paulson & Co. Hedge-Fonds, und zwar exklusiv. John Paulson, Gründer und Chefhändler, ist der größte Hedgefondsmanager der Welt, sogar noch vor George Soros, den er im Jahr 2007 überholte. 2008 machte er sich einen Namen mit treffenden Spekulationen auf den Zusammenbruch des Immobiliensektors, die Financial Times Deutschland betitelte ihn als „Subprime-Krösus“. John Paulson hat ein Jahresgehalt von 3,7 Milliarden US-Dollar. Was macht ein Mann mit soviel Geld? Er investiert es. Paulson hat sicherlich Greenspan gefragt: Was ist dein bester Tipp, wie ich mein Geld investieren kann? Und Greenspan und Paulson müssen zu der Übereinkunft gekommen sein, dass es das beste wäre, mit dem Geld ganze Goldminen zu kaufen. Und das tun die beiden seither auch:

  • März 2009: Kauf eines 11,3%-Anteils an dem südafrikanischen Goldproduzenten AngloGold Ashanti, für 1,28 Milliarden Dollar
  • Ende März 2009: Paulson weist einen Anteil von 11 Millionen Aktien oder 3% an Gold Fields, dem zweitgrößten südafrikanischen Goldbergwerk aus. Gleichzeitig hatte der Rohstoffförderer Mvelaphanda Resources 11 Millionen Aktien an Gold Fields verkauft. Es ist nicht erwiesen, trotzdem liegt es nahe, dass Paulson genau diese 11 Millionen Aktien von Mvelaphanda erwarb.
  • Am 30. Juni kommen Gerüchte in Umlauf, dass Paulson das restliche, aus 39 Millionen Anteilen bestehende Gold Fields-Aktienpaket erwerben will.

Außerdem hält Paulson

  • 9% des SPRD Gold Trust, dem größten physisch besicherten Gold-ETF in den USA. Er ist damit größter Anteilseigner,
  • die meisten Anteile am Market Vectors Gold Miners ETF, der den AMEX Gold Miners Index nachbildet,
  • 4,5% an Kinross Gold
  • 20% an Gabriel Resources
  • 10% an Centamin, einem ägyptischen Goldbergwerk

Interessante charttechnische Situation

Der Goldpreis ist auch aus charttechnischer Sicht interessant. Er konsolidiert in einem symmetrischen Dreieck. Die Konsolidierung ist abgeschlossen (a-b-c-d-e). Außerdem hat sich im Bereich der wichtigen Marke von 925 Dollar ein „Piercing Pattern“ ausgebildet – die Unterstützung wurde also bestätigt. Die Marke von 925 Dollar ist gleichzeitig auch das 61,8%-Retracement der vorigen Aufwärtsbewegung. Der Goldpreis hat punktgenau an der Marke gedreht und kann jetzt direkt weiter nach oben durchlaufen. Ziel: 1225$.

Spekulativ ausgerichtete Anleger können ein Gold-Bull-Zertifikat wie das „[Link "DE000SL19ZQ7" auf www.boerse-go.de/... nicht mehr verfügbar]“ von Sal. Oppenheim mit Knockout bei 894,57 Dollar (open End) kaufen.

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Ihr Jochen Stanzl
Chefredakteur Rohstoff-Report

p.s. Neben Gold finde ich derzeit auch Mais (Video) sehr interessant!

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Über den Experten

Jochen Stanzl
Jochen Stanzl
Chefmarktanalyst CMC Markets

Jochen Stanzl begann seine Karriere in der Finanzdienstleistungsbranche als Mitbegründer der BörseGo AG (jetzt stock3 AG), wo er 18 Jahre lang mit den Marken GodmodeTrader sowie Guidants arbeitete und Marktkommentare und Finanzanalysen erstellte.

Er kam im Jahr 2015 nach Frankfurt zu CMC Markets Deutschland, um seine langjährige Erfahrung einzubringen, mit deren Hilfe er die Finanzmärkte analysiert und aufschlussreiche Stellungnahmen für Medien wie auch für Kunden verfasst. Er ist zu Gast bei TV-Sendern wie Welt, Tagesschau oder n-tv, wird zitiert von Reuters, Handelsblatt oder DPA und sendet seine Einschätzungen über Livestreams auf CMC TV.

Jochen Stanzl verfolgt einen kombinierten Ansatz, der technische und fundamentale Analysen einbezieht. Dabei steht das 123-Muster, Kerzencharts und das Preisverhalten an wichtigen, neuralgischen Punkten im Vordergrund. Jochen Stanzl ist Certified Financial Technician” (CFTe) beim Internationalen Verband der technischen Analysten IFTA.

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