Kommentar
07:19 Uhr, 17.02.2017

GOLD lügt nicht!

Gold steigt seit einigen Wochen wieder kräftig – zusammen mit Aktien. Diese Bärenstärke des Edelmetalls ist ungewöhnlich. Ein böses Omen?

Erwähnte Instrumente

  • Gold
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    Aktueller Kursstand:   (JFD Brokers)

In den letzten Tagen zeigt sich eine ungewöhnliche Mischung an Umständen, die mich persönlich ein wenig nervös werden lässt. Zum einen ist da der Anstieg von Gold. Gold und Aktien vertragen sich nicht sonderlich gut. Gold kann vor allem gewinnen, wenn die Inflation hoch ist. Aktien haben in solchen Zeiten eher zu kämpfen.

Gold steigt auch, wenn die Unsicherheit groß ist. Aktien tendieren in solchen Phasen dazu, zu korrigieren. Gold performt gut, wenn die Zinsen sinken. Derzeit steigen sie. Das alles führt zu einem merkwürdigen Bild.

Teile davon lassen sich erklären. Es sind nicht so sehr die nominellen Zinsen, die Gold treiben, sondern die Realzinsen. Diese sind seit Ende 2016 wieder gesunken. Grafik 1 zeigt diesen Trend. Sinkende Realzinsen unterstützen Gold.

Die Grafik zeigt jedoch auch, dass Aktien seit sechs Wochen steigen, obwohl die Realzinsen gefallen sind. Fast ein Jahr lang war das anders. Die Korrelation war positiv und sehr hoch. Realzinsen steigen für gewöhnlich nur, wenn die Zuversicht auf höheres Wachstum vorhanden ist. Höheres Wachstum erlaubt auch höhere Zinsen.

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Nun fallen die Realzinsen und Gold steigt. Das ist soweit in Ordnung. Aktien steigen aber auch weiter und weiter. Das ist etwas suspekt. Es ist nicht vollkommen ungewöhnlich. Betrachtet man Grafik 1 in einem größeren Zeitfenster (Grafik 2), zeigen sich immer wieder Phasen von Divergenzen. Insgesamt hält der Zusammenhang jedoch sehr gut. Die QE Programme haben das Bild zwischen 2009 und 2013 stark verfälscht, doch das ändert nichts an der generellen Logik.

Steigende Realzinsen deuten auf höheres Wachstum hin. Unternehmen können letztlich auch nur wachsen, wenn die Wirtschaftsleistung steigt. Nun deuten die Realzinsen jedoch weiterhin Wachstumsraten auf moderatem Niveau an. Die logische Folge: auch das Gewinnwachstum bleibt moderat. Wenn die Gewinne nur langsam wachsen, dann ist die Rallye der letzten Wochen ziemlich unbegründet.

Hier tut sich eine große Divergenz auf. Die Bewertung von Aktien wird immer luftiger. Dass die Gewinne in naher Zukunft mitziehen ist unwahrscheinlich. Das einzige, was die Rallye unterstützt, ist die Aussicht auf Steuersenkungen. Steuersenkungen katapultieren die Gewinne auch ohne unterliegendes Wirtschaftswachstum gleich einmal um 10 % nach oben. Das ist nun aber so langsam fundamental eingepreist...

Die Aussicht schürt Fantasie, ja sogar Euphorie. Der Philly Fed Index ist gerade auf den höchsten Stand seit 1983 geklettert (Grafik 3). Dieser Entwicklung zufolge haben Aktien noch ein wenig Luft nach oben. Aber auch hier muss man festhalten: die hohe Zuversicht hat wenig mit Wirtschaftswachstum zu tun. Es fällt wieder auf die Steuerpläne zurück.

Es ist noch nicht klar, wann die Steuerpläne bekanntgegeben werden. Inzwischen sind die Erwartungen jedoch enorm. Der Markt preist vermutlich mehr ein, als die Regierung dann liefern kann. Anleger sollten sich auf eine Enttäuschung gefasst machen.

Etwas merkwürdig ist in den letzten Tagen auch die Entwicklung der Volatilität gewesen. Obwohl die tatsächliche Schwankungsbreite niedrig blieb, stieg der Index VIX gestern zweistellig an. Das sieht man nicht häufig.

Ich sehe nach wie vor keinen Grund, den Trend grundlegend infrage zu stellen. Die Stärke von Gold, die Divergenz zwischen Realzinsen und Aktien sowie erste Zuckungen der impliziten Volatilität mahnen aber zur Vorsicht. Ganz nebenbei ist Gold ein schlechter Lügner. Das Edelmetall hat nur selten Unrecht.

Clemens Schmale

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12 Kommentare

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  • Unentschieden
    Unentschieden

    Und dies wird die Plattform für Gold als Zahlungsmittel der Zukunft sein:

    CA38149A1093

    10:20 Uhr, 17.02.2017
    1 Antwort anzeigen
  • oneEXITnoRETURN
    oneEXITnoRETURN

    nun ist es auch endlich zum Schmale durchgedrungen, dass die aktienbewertung schon lange nichts mit witrschaftswachstum zu tun hat...chapeau!!

    09:58 Uhr, 17.02.2017
  • Kasnapoff
    Kasnapoff

    Gold wird seinen Besitzern in den kommenden Jahren treue Dienste leisten, wie übrigens immer in den vergangenen Krisen der letzten tausend Jahre. Amateure werden dann erkennen, das sie eben Amateure sind und keine Profis.

    Aktuell erfüllt Gold seine Funktion als Signalgeber und intelligente Menschen werden nachdenklich und kommen ins Grübeln, machen sich vielleicht sogar einige Sorgen. Gold ist für das Finanzsystem das, was für die Bergleute der Kanarienvogel in der Kohlengrube ist. Nicht umsonst hassen Zentralbanker und Politiker kein Asset so sehr wie Gold. Der Kanarienvogel Gold beginnt seit einiger Zeit zu zwitschern, noch nicht ohrenbetäubend laut, aber doch unüberhörbar. Wer klug ist, hört auf die Signale.

    ,

    23:26 Uhr, 16.02.2017
    1 Antwort anzeigen
  • Austrochris
    Austrochris

    Kursverlauf im Tageschart (log. Kerzenchartdarstellung/ 1 Kerze = 1 Tag)

    EW-Analyse-SILBER-1-000-00-André-Tiedje-GodmodeTrader.de-2
    20:45 Uhr, 16.02.2017
  • Austrochris
    Austrochris

    Kommende Infaltion , Entwertung des Geldes , das Chaos im weissen Haus ... usw ... usw

    Wer Gold oder Silber kaufen kann , physisch oder in guten Gold und Silberaktien , sollte es tun und zwar jetzt und nicht in Zukunft !

    Der Grauvater Dow mit einem KGV von 28 bis 30 ist scho a bissi überteuert , aber stört ja keinen nicht ! Bald wird es heissen Dow 30000 bis 2018 !

    Dabei wird das gamze in einem Fiasko enden mit einem Dow Stand von 7 - 8000 Points und Gold bei 7 bis 8000 Dollar . Das Stichwort wird sein 1 zu 1 !!!

    Dann sollte man wieder Aktien kaufen !!!

    20:42 Uhr, 16.02.2017
  • Andreas Hoose
    Andreas Hoose

    Gold ist nicht nur kein schlechter, sondern überhaupt kein Lügner. Ganz im Gegensatz zu den Zentralbankern, den Politikern und den Medien. Die verkaufen weiterhin Aktien als "tolle Investments" und verschweigen das beste Anlagesegment der vergangenen 16 Jahre:

    Gold und Silber...

    19:52 Uhr, 16.02.2017
    2 Antworten anzeigen

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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