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Rächen sich die Chinesen dafür, dass Ben Bernanke erneut als Notenbankchef ernannt wurde? Hong Kong meldete, seine gesamten Goldbestände, die derzeit in London gelagert werden, in ein Hochsicherheitslager in Hongkong überstellen zu wollen.
Lesen Sie hier den Bericht aus dem Rohstoff-Report.
Dass Kurse Nachrichten machen, zeigt die aktuelle Situation beim Gold. Nachdem der Preis des Edelmetalls (wie von uns erwartet und in vergangenen Ausgaben des Rohstoff-Reports geschrieben) aus dem symmetrischen Dreieck nach oben ausgebrochen ist, häuften sich die Nachrichten. Die kurioseste aller Nachrichten verbreitete ein so genannter „Thunder Road Report“, ein Researchdienst, der von einem gewissen Paul Mylchreest herausgegeben wird. Er selbst gibt zu, derzeit zu 90 Prozent in Gold, Silber und Aktien aus dem Nahrungsmittel- sowie Agrarsektor investiert zu sein. Im Thunder Road Report Ausgabe 16 vom 1. September schreibt der seit 1987 im Rohstoff- und Mining-Geschäft auch für Großbanken wie JP Morgan, UBS, Schroders und Credit Lyonnais tätige Analyst, dass das chinesische Staatsfernsehen eine Serie ausstrahlt, die der Bevölkerung den Kauf von Edelmetallbarren zu Investmentzwecken näher bringen soll. Wäre diese Nachricht zutreffend, so würde sich China offiziell von seiner restriktiven Edelmetallverkaufspolitik, die in den letzten Jahrzehnten galt, abwenden. Das (angebliche?) Video aus dem chinesischen Fernsehen sehen Sie hier: www.youtube.com/watch
Rächen sich die Chinesen dafür, dass Ben Bernanke erneut als Notenbankchef ernannt wurde? Hong Kong meldete, seine gesamten Goldbestände, die derzeit in London gelagert werden, in ein Hochsicherheitslager in Hongkong überstellen zu wollen. Dieses Lager wurde erst jüngst fertig gestellt und befindet sich in der Nähe des Flughafens Chek Lap Kok. Diese Entscheidung schwächt den Börsenstandort London als weltweit größter Handels- und Verwahrungsort für Gold.
Auf der anderen Seite des Globus, in Washington D.C., gibt die Regierung unter Barack Obama bekannt, sich in den nächsten zehn Jahren vermutlich mit 9,05 Billionen US-Dollar neu verschulden zu müssen, gegenüber den bisherigen Erwartungen von 7,14 Billionen US-Dollar. Diese Neuverschuldung wird aber nur möglich sein, wenn das Ausland (und vor allem Japan, China und der Nahe sowie Mittlere Osten) auch weiterhin Staatsanleihen der USA kaufen. China hat es in den letzten Monaten schon klar gemacht, dass sie eine weitere massive Verschuldung der USA nicht mittragen wollen. Japan wird es wohl, denn dort wurde die seit zehn Jahren amtierende Regierung kurzfristig abgelöst, als sie zurücktrat – während die Opposition, die den Kauf von US-Staatsanleihen befürwortet, solange die Geschäfte in japanischen Yen abgewickelt würden, einen Wahlsieg errang (Danke an den Fefe-Blog für diese Information). China verringerte im Juni 2009 seinen Bestand an US-Staatsanleihen um 25,1 Milliarden US-Dollar auf 776,4 Milliarden US-Dollar. In den ersten sechs Monaten dieses Jahres erhöhte China seinen Bestand um 49 Milliarden US-Dollar, gegenüber +192,3 Milliarden US-Dollar in den letzten sechs Monaten 2008. Diese Daten werden größtenteils ignoriert. Zu beachten ist, dass der letzte Zusammenbruch des US-Dollars in den 70er Jahren des letzten Jahrhunderts dadurch ausgelöst wurde, dass Gläubiger der Vereinigten Staaten ihre Dollarbestände in Gold umtauschten. Dies war der Zusammenbruch des London Gold Pools im Jahr 1968. Wiederholt sich die Geschichte?
Ein weiteres Puzzleteilchen deutet darauf hin. Die Regierung in Beijing stellt sich demonstrativ hinter die Klagen ihrer Luftfahrtunternehmen gegen international agierende Groß- und Investmentbanken. In den Klagen ersuchen China Eastern Airlines, Air China und China Ocean Shipping die Deutsche Bank, Goldman Sachs, JP Morgan, Citigroup und Morgan Stanley offenbar um Schadensersatz in dreistelliger Millionenhöhe. Dabei gehe es um komplexe Optionsstrukturen, die von den Klägern eingegangen wurden, um ihre Einkaufskosten für Treibstoffe innerhalb einer bestimmten Spanne zu halten. Als dann der Ölpreis jedoch dramatisch fiel, entstanden den Unternehmen mit den teilweise nicht einmal offiziell in den USA zugelassenen Optionsstrukturen enorme Schäden. Alleine China Eastern erlitt mit dem ursprünglich als Absicherungsgeschäft angedachten Trade einen Verlust von 900 Millionen US-Dollar. Die chinesische Regierung befürwortet die Schaffung eigener Derivatestrukturen bei bestimmten Rohstoffen. Da China den Bezug seiner Rohstoffe neben den eigenen Rohstoffbörsen auch auf internationalen Handelsplätzen abwickelt, könnte dieser Anspruch entsprechend auf die Börsen in London und New York ausgeweitet werden. Eine Entwicklung, die den Großbanken nicht gefallen dürfte.
Auf der anderen Seite des Globus versucht die Wall Street indes, diesen gewiss entscheidenden Neuigkeiten so wenig Bedeutung wie möglich beizumessen. Business as usual steht auf der Tagesordnung. Besonders bemerkenswert fand ich eine Researchnote der Ratingagentur Fitch Ratings, die nur wenige Stunden nach dem Ausbruch des Goldpreises über die Widerstandsmarke von 960 Dollar am 2. September veröffentlicht wurde. Darin schrieben die Analysten, der Goldpreis werde sich kurzfristig nach Fitch-Meinung nicht sehr bewegen und „innerhalb einer Spanne“ bleiben. Lassen Sie sich dieses Zitat auf der Zunge zergehen:
„Aber wir erwarten nicht, dass sich Gold vom aktuellen Niveau [Anmerkung: Preis zu diesem Zeitpunkt 966 Dollar, heute: 1006 Dollar] viel mehr bewegen wird, bis das nächste große Ereignis eintritt“, gibt Fitch Ratings Direktorin Monica Bonar zum besten. „Und ein solches Ereignis könnte sein, wenn die Aktienmärkte sich genug erholt haben, dass die Menschen anfangen sich zu Fragen: `Warum horte ich eigentlich Goldbarren wenn ich doch in den Anleihenmarkt, den Aktienmarkt oder den Immobilienmarkt viel gewinnträchtiger investieren kann?“ Na dann…
Quelle: Rohstoff-Report
Den neuen Rohstoff-Report kennen Sie wahrscheinlich noch gar nicht.
Dauerhaft kostenlose Anmeldung über die neue Seite möglich: http://www.rohstoff-report.de
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