Kommentar
13:50 Uhr, 07.11.2007

Gisele Bündchen setzt auf Euros

Gisele Bündchen, Topmodel, will in Zukunft nur noch Verträge abschließen, die auf Euro lauten. Muss ich noch mehr zum Sentiment im US-Dollar sagen? Während ich diese Zeilen schreibe blinkt die Anzeige: 1 EUR=1,47 US-Dollar! Bolko Hoffmann dreht sich gerade unruhig und nörgelnd im Grabe herum. Der Euro ist inzwischen sogar stärker als der frühere Inbegriff einer harten Währung, unsere gute alte DM. Die erreichte ihr Allzeithoch im März 1995, als 1US-Dollar 1,3455 DM kostete. Umgerechnet in Euro sind das 1,4557. Wir haben also, auch unter Berücksichtigung „alter“ synthetischer Euro-Kurse, den höchsten Stand aller Zeiten in der europäischen Einheitswährung erreicht.

Ist das ein Grund zur Freude? Nein, denn viel mehr als eine Stärke Europas indiziert der Wechselkurs die derzeitige Schwäche Amerikas. Die Krise ist alles andere als ausgestanden, es sind doch viel mehr Unternehmen betroffen als zunächst angenommen. In der amerikanischen Hochfinanz geht das Stühlerücken los. Nebenbei steigt das für die Wirtschaft so wichtige Erdöl auf vor kurzem noch fast unvorstellbare Niveaus, und Gold macht sich auf in neue Dimensionen – auch hier sind neue Allzeithochs greifbar. Das ist ein ganz klarer Krisenindikator, die Sprünge haben fast schon panikartigen Charakter. Auch wenn man natürlich konstatieren muss, dass das zum Teil auch einfach Reaktionen auf die Dollarschwäche sind. In Euro gerechnet sieht das weniger dramatisch aus…

Die Fed übt sich derweil in Krisenmanagement und hat bereits zwei Schuss verfeuert: Der Leitzins liegt nur noch bei 4,5% und damit nur noch einen halben Prozentpunkt über dem europäischen Niveau. Während kein ernstzunehmender Mensch der Fed abnimmt, dass jetzt erst mal keine weiteren Zinsschritte mehr folgen, trauen Analysten der EZB sogar zu, den Zins erneut anzuheben, wie es vor Monaten auch geplant war. Aber vor Monaten – das war vor der Krise und vor dem rapiden Dollarverfall. Zwar deuteten die letzten Inflationszahlen in eine für Trichet und Co. ungemütliche Richtung deutlich über 2%. Jedoch ist der deflatorische Einfluss des schwachen Greenbacks auf die Importpreise ebenso zu berücksichtigen wie die leicht lädierten Konjunkturaussichten in der Euro-Zone. In dieser Situation traut sich wohl nicht mal die notorisch politisch unabhängige EZB, die Zinsschraube wieder anzudrehen.

Wie geht es mit dem Euro/US-Dollar weiter? Es sieht zwar katastrophal aus für die US-Währung, aber ich traue mich trotzdem ein sehr baldiges Ausruhen des Euro zu prognostizieren. Es riecht arg nach Ausverkauf, und Gisele verzeih mir: Ich muss Dich als Kontraindikator benutzen!

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Über den Experten

Jochen Stanzl
Jochen Stanzl
Chefmarktanalyst CMC Markets

Jochen Stanzl begann seine Karriere in der Finanzdienstleistungsbranche als Mitbegründer der BörseGo AG (jetzt stock3 AG), wo er 18 Jahre lang mit den Marken GodmodeTrader sowie Guidants arbeitete und Marktkommentare und Finanzanalysen erstellte.

Er kam im Jahr 2015 nach Frankfurt zu CMC Markets Deutschland, um seine langjährige Erfahrung einzubringen, mit deren Hilfe er die Finanzmärkte analysiert und aufschlussreiche Stellungnahmen für Medien wie auch für Kunden verfasst. Er ist zu Gast bei TV-Sendern wie Welt, Tagesschau oder n-tv, wird zitiert von Reuters, Handelsblatt oder DPA und sendet seine Einschätzungen über Livestreams auf CMC TV.

Jochen Stanzl verfolgt einen kombinierten Ansatz, der technische und fundamentale Analysen einbezieht. Dabei steht das 123-Muster, Kerzencharts und das Preisverhalten an wichtigen, neuralgischen Punkten im Vordergrund. Jochen Stanzl ist Certified Financial Technician” (CFTe) beim Internationalen Verband der technischen Analysten IFTA.

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