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13:20 Uhr, 22.10.2023

Gewerkschaft IGBCE kündigt Widerstand gegen Michelin-Abbaupläne an

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FRANKFURT (Dow Jones) - Die Chemie-Gewerkschaft IGBCE will sich gegen die Abbaupläne des französischen Reifenherstellers Michelin in Deutschland wehren und hat ein eigenes Konzept angekündigt. Der Gewerkschaft zufolge sind bundesweit bis zu 1.500 Beschäftigte von dem Sparprogramm betroffen.

"Der hier beabsichtigte Kahlschlag ist für uns überhaupt nicht nachvollziehbar und wird auf unseren Widerstand stoßen", sagt Matthias Hille, Leiter des IGBCE-Bezirks Mainz, Konzernbetreuer und Aufsichtsratsmitglied bei Michelin Deutschland. "Wir werden uns nicht mit oberflächlichen Erklärungen abspeisen lassen. Alle Zahlen müssen auf den Tisch. Und dann werden wir ein eigenes Konzept vorlegen und Alternativen zu möglichen Schließungsplänen erarbeiten", kündigt Hille an.

Michelin hat der Gewerkschaft zufolge auf Belegschaftsversammlungen Donnerstag und Freitag angekündigt, dass es Planungen gibt, sich weitgehend aus der Produktion von Lkw-Reifen in Deutschland zurückziehen zu wollen. Den Werken in Karlsruhe und Trier drohe nach den derzeitigen Überlegungen die Schließung, dem Standort in Homburg (Saarland) der Verlust von zwei Aktivitäten und damit einem Großteil der Belegschaft. Teile der Administration könnten verlagert werden.

"Hier drohen ebenso traditionsreiche wie hochmoderne Standorte einfach ausgeknipst zu werden, ohne zuvor Alternativen systematisch durchdacht zu haben", kritisiert Hille. "Gegen einen solchen Rotstift-Aktionismus werden sich Belegschaft, Betriebsrat und IGBCE entschieden zur Wehr setzen."

Die IGBCE verweist darauf, dass der 1931 gegründete Standort Karlsruhe nach Konzernangaben zu den modernsten der Branche zähle. Erst 2021 seien die Produktion komplett auf elektrische Reifenpressen umgestellt, die CO2-Emissionen um 82 Prozent gegenüber 2010 reduziert worden. Homburg wiederum zähle Michelin zu seinen weltweit wichtigsten Lkw-Reifenwerken, als einziger europäischer Standort könne es RFID-Chips direkt in Neureifen verbauen.

Hille zufolge ist Michelin bislang detaillierte Daten zu Produktionskosten und Wirtschaftlichkeitsberechnungen schuldig geblieben. Allgemeine Verweise auf Überkapazitäten und eine stärker in den jeweiligen Absatzmärkten lokalisierte Produktion rechtfertigten keine derart tiefen Einschnitte an den deutschen Standorten.

Kontakt zur Autorin: ulrike.dauer@wsj.com; @UlrikeDauer_

DJG/uxd

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