MÄRKTE EUROPA/Börsen bauen Verluste nach US-Inflationsenttäuschung aus
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FRANKFURT (Dow Jones) - Die europäischen Aktienmärkte sind am Dienstagnachmittag stärker unter Druck geraten. Auslöser sind die US-Verbraucherpreise für Januar, in deren Vorfeld sich bereits Kaufzurückhaltung bemerkbar gemacht hatte. Die Preise sind auf Jahressicht um 3,1 Prozent gestiegen. Gegenüber Dezember (3,4%) ist das zwar ein Rückgang, Ökonomen hatten aber mit 2,9 Prozent eine noch stärkere Abkühlung erwartet. Ähnlich sieht es für die Kernrate aus. Die Daten liefern den Falken innerhalb der US-Notenbank neue Nahrung. Eine US-Zinssenkung im Mai wird nun nur noch mit einer Wahrscheinlichkeit von 40 Prozent nach 60 Prozent vor Bekanntgabe der Preisdaten eingepreist. Zu rund 93 Prozent wird eine Zinssenkung nun erst für das Fed-Treffen Ende Juli eingepreist.
Der DAX fällt um 1,1 Prozent auf 16.848 Punkte, der Euro-Stoxx-50 verliert 1,4 Prozent auf 4.678. Der Euro kommt auf 1,0720 Dollar zurück nach Ständen von fast 1,08 vor Bekanntgabe der Preisdaten. An den Anleihemärkten geht es mit den Kursen nach unten - die Zinsen steigen also; im deutschen Zehnjahresbereich von 2,35 auf 2,39 Prozent.
"Der unerwartet hohe Preisanstieg im Januar dürfte die Fed darin bestärken, erst einmal die weitere Preisentwicklung abzuwarten, bevor sie den Sieg über die Inflation ausruft", kommentiert die Commerzbank. Fed-Chef Powell habe zuletzt betont, dass die Fed trotz der erheblichen Fortschritte in der zweiten Jahreshälfte 2023 erst noch eine Bestätigung sehen wolle, dass sich die Inflation nachhaltig in Richtung des 2 Prozent-Ziels abschwäche. "Jetzt werden sich einige Beobachter fragen, ob die für den Mai fest eingeplante Zinssenkung nicht auch ins Wackeln kommt, zumal sich die Realwirtschaft bisher noch sehr robust zeigt", heißt es.
Michelin-Zahlen stützen den Sektor
Am Aktienmarkt weisen die als besonders zinsempfindlich geltenden Aktien aus dem Technologie- und dem Immobiliensegment die größten Verluste auf. Ihre Stoxx-Subindizes verlieren 3,4 bzw. 2,6 Prozent.
Bei den Einzelwerten geht es für Michelin nach dem Zahlenausweis Zahlen um 5,7 Prozent nach oben. Continental und Pirelli können sich im Fahrwasser gegen den schwachen Markt stemmen und tendieren gut behauptet. Die Analysten von Citi sehen den operativen Gewinn rund 9 Prozent über dem Konsens. Die Zahlen werden als guter Vorbote für die Daten von Continental Anfang März gesehen. Warburg vermutet, dass auch bei Continental die Marge am oberen Rand der bereits erhöhten Prognose liegen dürfte.
Siltronic verlieren 6,7 Prozent, nachdem der am Vorabend vorgestellte Ausblick auf 2024 enttäuschte. Der Ausblick liege signifikant unter den Markterwartungen, so die Citi-Analysten. Der Umsatz werde nun für das Gesamtjahr nur wenig verändert erwartet, die Margen dürften um 3 Prozentpunkte fallen. Ursache seien weiter volle Lager auf Kundenseite und entsprechend geringe Kundennachfrage.
Gesucht sind deutsche Rüstungswerte. Die Diskussionen um verstärkte Rüstungsausgaben der Europäer sorgt innerhalb der deutschen Politik für Forderungen nach höheren Militärausgaben. Auslöser war US-Präsidentschaftskandidat Donald Trump mit der Drohung, säumige Nato-Mitglieder nicht vor einem russischen Angriff zu schützen. Rheinmetall gewinnen 3,6 und Hensoldt 5,6 Prozent. Der Börsenneuling Renk schießt um 14,6 Prozent nach oben.
Kuriere wollen am Valentinstag streiken
Ein drohender Streik am Valentinstag drückt neben der generellen Schwäche von Technologieaktien auf die Kurse bei den Papieren der Online-Lieferdienste. Tausende von Kurieren in Nordamerika und Großbritannien wollen an einem der umsatzstärksten Tage für die Branche die Arbeit niederlegen, weil sie bessere Arbeitsbedingungen und eine höhere Bezahlung fordern. Deliveroo verlieren 3,4, Just Eat 6,8, Delivery Hero 4,5 und Hellofresh fast 7 Prozent.
Tui können Anfangsgewinne im schwachen Gesamtmarktumfeld nicht halten und liegen nun 3,7 Prozent hinten, und das trotz ordentlicher Geschäftszahlen. Das Momentum bei den Reisebuchungen konnte beibehalten werden, die Buchungszahlen stiegen sowohl für das Winter- als auch das Sommergeschäft um rund 8 Prozent. Das operative Ergebnis erreichte 6 Millionen Euro, während Analysten im Konsens einen Verlust von rund 64 Millionen geschätzt hatten.
Thyssenkrupp Nucera (+4,6%) hat im Auftaktquartal 2023/24 dank stark wachsender Geschäfte mit Wasserstoffanlagen den Umsatz um etwas mehr als ein Drittel gesteigert, wegen der planmäßig höheren Kosten für den Aufbau des Geschäfts aber einen kleinen Verlust gemacht. Die Citigroup spricht von guten Wachstumsaussichten.
Aktienindex zuletzt +/- % absolut +/- % YTD Euro-Stoxx-50 4.677,61 -1,4% -68,74 +3,5% Stoxx-50 4.191,85 -0,9% -37,32 +2,4% DAX 16.848,25 -1,1% -189,10 +0,6% MDAX 25.607,70 -1,9% -487,64 -5,6% TecDAX 3.354,77 -2,2% -74,52 +0,5% SDAX 13.639,55 -1,8% -244,56 -2,3% FTSE 7.505,52 -0,9% -68,17 -2,1% CAC 7.606,03 -1,1% -83,77 +0,8% Rentenmarkt zuletzt absolut +/- YTD Dt. Zehnjahresrendite 2,39 +0,02 -0,18 US-Zehnjahresrendite 4,26 +0,07 +0,38 DEVISEN zuletzt +/- % Di, 7:35 Mo, 17:23 % YTD EUR/USD 1,0716 -0,5% 1,0771 1,0772 -3,0% EUR/JPY 161,33 +0,3% 160,99 160,99 +3,7% EUR/CHF 0,9495 +0,6% 0,9434 0,9433 +2,3% EUR/GBP 0,8513 -0,2% 0,8534 0,8533 -1,9% USD/JPY 150,53 +0,8% 149,47 149,45 +6,9% GBP/USD 1,2590 -0,3% 1,2621 1,2624 -1,0% USD/CNH (Offshore) 7,2315 +0,2% 7,2164 7,2158 +1,5% Bitcoin BTC/USD 48.847,81 -2,4% 50.051,43 49.752,86 +12,2% ROHOEL zuletzt VT-Settlem. +/- % +/- USD % YTD WTI/Nymex 77,35 76,92 +0,6% +0,43 +7,2% Brent/ICE 82,36 82,00 +0,4% +0,36 +7,1% GAS VT-Settlem. +/- EUR Dutch TTF 25,65 25,79 -0,5% -0,14 -16,6% METALLE zuletzt Vortag +/- % +/- USD % YTD Gold (Spot) 1.993,97 2.020,12 -1,3% -26,15 -3,3% Silber (Spot) 22,08 22,73 -2,8% -0,64 -7,1% Platin (Spot) 877,05 892,50 -1,7% -15,45 -11,6% Kupfer-Future 3,73 3,72 +0,1% +0,00 -4,2% YTD bezogen auf Schlussstand des Vortags
Kontakt zum Autor: maerkte.de@dowjones.com
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