Analyse
16:55 Uhr, 16.05.2024

VONOVIA, TAG & LEG - Immobilien-Aktien in der Börsen-Renaissance

Gemessen an den vollmundigen Versprechungen der Politik und der exorbitanten Wertsteigerungen der vergangenen Jahrzehnte liegen die heute publik gewordenen Zahlen zum deutschen Wohnungsbau weit unter den Erwartungen und dem Bedarf. Paradoxerweise stehen einige Immobilienaktien in mitten einer Rallyphase.

Es kommt einiges zusammen am deutschen Immobilienmarkt und die "fetten Jahre" scheinen vorbei: Nachdem sich beispielsweise der Immobilienpreisindex für Eigenheime in Deutschland zwischen der Finanzkrise 2008 und seinem 2022er-Hoch verdoppeln oder sich der Preisindex GREIX des IFW Kiel für Eigentumswohnungen ausgewählter Großstädte zum Teil mehr als verdreifachen konnte, werden gerade die gestiegenen Preise für Bauland aktuell auch als eine der zentralen Ursachen für die Baukrise genannt - der Boomerang trifft hart. Aber auch die Mietpreise werden nicht noch weiter durch die Decke gehen, selbst wenn das Angebot knapp und die Mieteinnahmen im Verhältnis zu den Kaufpreisen in Ballungsräumen eher gering ausfallen. Zudem wurde die Mietpreisbremse zuletzt bis 2029 verlängert.

Summa summarum liegt die Baukonjunktur aktuell am Boden. Geplant waren 400.000 neue Wohnungen pro Jahr, gemeldet wurden heute 275.000. Das Thema Sozialwohnungen kann man an dieser Stelle mit ca. 33.000 statt geplanter 100.000 Wohnungen fast schon vernachlässigen. Hohe Zinsen, die die Finanzierung verteuern, seit dem Angriffskrieg Russlands 2022 akut gestiegene Baukosten und die Bürokratie machen der Branche zusätzlich das Leben schwer. Für Unternehmen, die sich auf Privatvermietung spezialisiert haben, könnte man zynisch anmerken, dass zumindest das Wohngeld, das deren Mieter beziehen, noch eine stabile Subvention für die Branche darstellt.

Dabei haben wir sogar ein eigenes Bauministerium. Anscheinend herrscht dort jedoch ein Wettbewerb mit dem Verkehrsministerium, wer den Zielerreichungs-Limbo für sich entscheiden kann. Zumindest wollte man hier seitens der Verantwortlichen beim letzten Bau-Gipfel nichts von einer "Dauersubvention" hören. Weitere staatliche Investitionen - so notwendig sie angesichts des Stillstands in Teilen der privaten Bauwirtschaft sind, würden dann wahrscheinlich ohnehin mit dem Argument der "höheren Weisheit" der Schuldenbremse abgeräumt. Also lieber weise auf das Dach über dem Kopf und den Umsatz in der Wirtschaft verzichten, als den Kredit für ein Haus aufnehmen.

In diesem Kontext eines wirtschaftspolitischen Jammertals hinein entwickeln sich einzelne Aktien aus dem Sektor aber aktuell ganz hervorragend. Bilden sie vielleicht schon den erhofften Silberstreif am Horizont und nehmen, wie am Kapitalmarkt üblich, eine Entwicklung vorweg, die erst in einigen Monaten in der realen Wirtschaft ankommt?

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