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17:27 Uhr, 01.10.2010

Getreide-Preise: Wiederholung von 2007 unwahrscheinlich

Erwähnte Instrumente

  • Weizen
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  • Mais
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Die Preise wichtiger Getreide werden teurer. Allein in den vergangenen drei Monaten stieg der Preis für Mais auf dem Weltmarkt um 47%, der von Weizen um 53% und jener der Sojabohnen um 17%.

Eine neue, mit den Jahren 2007/2008 vergleichbare Agrarhausse ist in diesem und auch im nächsten Jahr allerdings nicht zu erwarten. Das sagte der Landwirtschaftsminister der USA, Tom Vilsack, am 26. September in einem Interview in der Financial Times. Einen Beitrag zu den Preisanstiegen habe die Entscheidung der russischen Regierung über einen Getreideexportstopp geleistet, allerdings seien die Weltlagerbestände höher in diesem Jahr, verglichen mit vor zwei Jahren. Damals hatte sich der Weizenpreis um mehr als 200% erhöht.

Die Aussagen Vilsacks über die Getreidevorräte der Welt wurden durch den in dieser Woche veröffentlichten Bericht des US-Agrarministeriums USDA bekräftigt. Der USDA-Bericht zeigt einen Anstieg der US-Bestände an Weizen, Mais und Soja. Das ist insofern für den Stand der weltweiten Vorräte relevant, da die USA ein wichtiger Agrarproduzent sind.

Die US-Maisvorräte liegen jetzt bei 1,71 Milliarden Bushel und damit 2% über dem Vorjahr und 300 Millionen Bushel über den Analystenerwartungen. „Ich glaube, was wir an den Lagerzahlen ablesen können bestätigt die Position des Landwirtschaftsministers, dass die USA ein verlässlicher Getreideproduzent sind“, kommentiert Thomas C. Dorr, Präsident und CEO des U.S. Grains Council.

Unserer Meinung nach ist der Anstieg der Getreidepreise in den vergangenen Monaten vor allem auf die Erwartung und weniger auf den tatsächlichen Eintritt einer Angebotsverknappung zurückzuführen. Die Nahrungsmittelversorgung hängt eng mit der politischen Sicherheit zusammen. Als in Russland die Wälder brannten und Ernten wegen der Dürre abgeschrieben werden mussten, wuchs die Angst vor einer Versorgungslücke auch in anderen Ländern.

Auch Jacques Diouf, Generaldirektor bei der UN-Welternährungsorganisation FAO, erklärte in der vergangenen Woche auf einer Konferenz in Rom, dass ein Teil der Nahrungsmittelpreisanstiege auf die Reaktionen von Ländern auf die russischen Ernteverluste und auf Marktspekulation zurückzuführen seien. Er betonte, dass niemand sich über weltweit adäquate Vorräte sorgen müsse. Die weltweite Ernte in diesem Jahr könnte die drittgrößte der Menschheitsgeschichte werden.

„Eine wichtige Komponente bei der Aufrechterhaltung der Stabilität der Märkte ist es, diese offen zu halten. Restriktionen führen nur zu verzerrten Märkten und zu Käufern, die in den Verwerfungen ohne einen verlässlichen Anbieter zurückgelassen werden “, betont Dorr vom U.S. Grains Council.

Doch ungeachtet dessen müsse an der Erforschung neuer Agrartechnologie gearbeitet werden. „Mit dem Aufstieg der Mittelklasse wird auch die Nachfrage nach Futtermitteln steigen. Wir müssen die wirtschaftliche Innovation vorantreiben, um Nahrungsmittelsicherheit gewährleisten zu können“, betont Dorr.

Ähnliche Töne schlug die FAO am Freitag in Buenos Aires an. "Die Erzeugung von Rindfleisch ist drei- bis fünfmal teurer als jene von Hühner- oder Schweinefleisch und kann nicht mit dem Wachstum der Weltbevölkerung und deren steigender Fleischnachfrage mithalten. 2050 wird Rindfleisch das sein, was heute Kaviar ist oder Lachs vor 50 Jahren war", so FAO-Sprecher Henning Steinfeld. Dass diese Kosten eingedämmt werden können, dafür müsse an einer Einsparung von Wasser gearbeitet werden, insbesondere in den Entwicklungsländern. 16,000 Liter Wasser müssten für ein Kilogramm Rindfleisch aufgewendet werden.

"Bisher ist Wasser im Freien umsonst und im auch Stallbetrieb günstig. Besonders im Süden wird es aber durch den Klimawandel immer knapper und teurer", betont am Freitag Josef Schmidhuber, International Policy Analyst bei der FAO, gegenüber pressetext. Die USA, bereits ein Land, das in der Agrarerforschung große Schritte unternommen hat, setzt dabei auf den Einsatz von Biotechnologie, sie sei „unersetzlich, um Erträge zu steigern, die Umwelt zu schützen und eine Qualitätsernte zu sichern. Die Biotechnologie wird in Zukunft eine wichtige Rolle dabei spielen, die Welt mit einem stetigen, qualitativ hochwertigen Getreideangebot zu versorgen, während gleichzeitig Preisschwankungen eingedämmt werden können.“

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Über den Experten

Jochen Stanzl
Jochen Stanzl
Chefmarktanalyst CMC Markets

Jochen Stanzl begann seine Karriere in der Finanzdienstleistungsbranche als Mitbegründer der BörseGo AG (jetzt stock3 AG), wo er 18 Jahre lang mit den Marken GodmodeTrader sowie Guidants arbeitete und Marktkommentare und Finanzanalysen erstellte.

Er kam im Jahr 2015 nach Frankfurt zu CMC Markets Deutschland, um seine langjährige Erfahrung einzubringen, mit deren Hilfe er die Finanzmärkte analysiert und aufschlussreiche Stellungnahmen für Medien wie auch für Kunden verfasst. Er ist zu Gast bei TV-Sendern wie Welt, Tagesschau oder n-tv, wird zitiert von Reuters, Handelsblatt oder DPA und sendet seine Einschätzungen über Livestreams auf CMC TV.

Jochen Stanzl verfolgt einen kombinierten Ansatz, der technische und fundamentale Analysen einbezieht. Dabei steht das 123-Muster, Kerzencharts und das Preisverhalten an wichtigen, neuralgischen Punkten im Vordergrund. Jochen Stanzl ist Certified Financial Technician” (CFTe) beim Internationalen Verband der technischen Analysten IFTA.

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