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11:42 Uhr, 30.01.2009

Geschlossene Fonds: Platzierungsvolumen rückläufig

Bad Homburg (Fonds-Reporter.de) - Die internationale Finanzkrise hat sich auch deutlich auf den Markt der geschlossenen Beteiligungsmodelle ausgewirkt. Im Vergleich zum Vorjahr sei das platzierte Eigenkapital im Jahr 2008 um 19,3 Prozent auf 10,21 Milliarden Euro (2007: 12,66 Milliarden Euro) gesunken, teilte die Ratingagentur Feri mit. Ein noch stärkerer Rückgang von 21,6 Prozent zeigte sich beim Fondsvolumen: Gegenüber rund 23 Milliarden Euro im Jahr 2007 sei 2008 ein Gesamtinvestitionsvolumen von 18,12 Milliarden Euro emittiert worden, das sich auf insgesamt 950 Produkte von 367 Initiatoren verteilte.

"Vor dem Hintergrund der globalen Finanzkrise und der Verunsicherung der Anleger ist die Platzierung von mehr als zehn Milliarden Euro Eigenkapital ein positives Ergebnis für die Branche", sagt Feri-Vorstandssprecher Helmut Knepel. Der Platzierungseinbruch in Folge der Lehman-Pleite im September 2008 habe ein schlechteres Ergebnis erwarten lassen. Der Rückgang gegenüber dem Vorjahr sei zwar deutlich, aber in der Vergangenheit habe die Branche schon schlechtere Ergebnisse hinnehmen müssen.

Im Vergleich der Asset-Klassen hatten Immobilienfonds 2008 mit insgesamt 34 Prozent den größten Marktanteil, gefolgt von Schiffsfonds mit 29,3 Prozent. Es folgten Spezialitätenfonds mit 10,8 und Private-Equity-Fonds mit 10,6 Prozent.

Geschlossene Immobilienfonds verzeichneten 2008 einen deutlichen Platzierungsrückgang von 22,7 Prozent. Mit rund 3,47 Milliarden Euro (2007: 4,5 Milliarden Euro) platziertem Eigenkapital erzielten Immobilienfonds ihr schlechtestes Ergebnis seit Beginn der Erhebung im Jahr 1993.

Die Schiffsfondsinitiatoren konnten im Jahr 2008 insgesamt 2,99 Milliarden Euro Eigenkapital bei Anlegern einwerben. Das ist ein Rückgang von 16,4 Prozent im Vergleich zum Vorjahr (3,58 Milliarden Euro).

"Während wir bei den Immobilienfonds einen dramatischen Einbruch erlebt haben, haben sich die Schiffsfonds im Jahr 2008 vergleichsweise stabil gezeigt", sagt Knepel. Bemerkenswert sei zudem, dass selbst nach Verschärfung der Finanzkrise zur Jahresmitte auch im zweiten Halbjahr 2008 noch 1,33 Milliarden Euro platziert werden konnten. "Allerdings ist nicht zu erwarten, dass die Schiffsfonds 2009 das Ergebnis des Jahres 2008 wieder erreichen werden. In diesem Jahr werden Immobilienfonds im Vergleich zu Schiffsfonds voraussichtlich deutlich an Marktanteilen gewinnen", so Knepel.

Einen sehr starken Platzierungsrückgang verzeichneten die Private-Equity / Infrastruktur-Fonds mit einem Minus von 49,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Wurden 2007 noch 2,14 Milliarden Euro über geschlossene Fonds in Unternehmensbeteiligungen investiert, halbierte sich das platzierte Eigenkapital 2008 auf 1,08 Milliarden Euro. Auch Beteiligungsmodelle, die in Lebensversicherungen investieren, verloren deutlich: Nach 893 Millionen Euro im Jahr 2007 wurden 2008 insgesamt 547 Millionen Euro eingesammelt, was einem Rückgang von 38,8 Prozent entspricht.

Flugzeugfonds haben sich im vergangenen Jahr dagegen als Absatzrenner erwiesen. Insgesamt 711 Millionen Euro investierten Anleger geschlossener Fonds 2008 in Flugzeuge, was einem Zuwachs von 168,2 Prozent gegenüber dem Vorjahr entspricht. "Flugzeugfonds waren im vergangenen Jahr der Megatrend", so Knepel. Allerdings sei der Löwenanteil (470 Millionen Euro) bereits im ersten Halbjahr 2008 platziert worden. "Die verhaltenen Perspektiven der Fluggesellschaften dürfen auch die Begeisterung der Anleger etwas gedämpft haben", erklärt Knepel das im zweiten Halbjahr deutlich geringer ausgefallene Platzierungsvolumen.

Ein Trendprodukt im Bereich der Spezialitätenfonds waren im Jahr 2008 die Waldfonds. Nachdem in den vorangegangenen Jahren nur vereinzelte Produkte dieser Asset-Klasse auf den Markt gekommen waren, präsentierten die Emissionshäuser in diesem Jahr neun reine Eigenkapitalfonds, die gemeinsam 72 Millionen Euro einsammeln konnten. Zum Vergleich: 2007 wurden zwei Waldfonds mit einem Eigenkapitalvolumen von 17,3 Millionen Euro platziert.

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Über den Experten

Thomas Gansneder
Thomas Gansneder
Redakteur

Thomas Gansneder ist langjähriger Redakteur der BörseGo AG. Der gelernte Bankkaufmann hat sich während seiner Tätigkeit als Anlageberater umfangreiche Kenntnisse über die Finanzmärkte angeeignet. Thomas Gansneder ist seit 1994 an der Börse aktiv und seit 2002 als Finanz-Journalist tätig. In seiner Berichterstattung konzentriert er sich insbesondere auf die europäischen Aktienmärkte. Besonderes Augenmerk legt er seit der Lehman-Pleite im Jahr 2008 auf die Entwicklungen in der Euro-, Finanz- und Schuldenkrise. Thomas Gansneder ist ein Verfechter antizyklischer und langfristiger Anlagestrategien. Er empfiehlt insbesondere Einsteigern, sich strikt an eine festgelegte Anlagestrategie zu halten und nur nach klar definierten Mustern zu investieren. Typische Fehler in der Aktienanlage, die oft mit Entscheidungen aus dem Bauch heraus einhergehen, sollen damit vermieden werden.

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