Kommentar
08:17 Uhr, 26.08.2014

Geschäftsklima, -lage und -erwartungen schlecht: und was macht der DAX?

In Deutschland sorgen vor allem zwei Wirtschaftsdatenindizes (Ifo und ZEW) sowie die Daten zum Auftragseingang für Bewegung. Im Normalfall bewegt sich der Dax in Richtung der Daten. Steigt die Stimmung in der Industrie, dann steigt auch der Dax. Heute war alles ganz anders.

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  • DAX
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    Aktueller Kursstand:   (XETRA)

Der Ifo Index wurde gestern im frühen Handel veröffentlicht. Alle drei Indikatoren (Geschäftsklima, Lage und Erwartungen) gaben nach. Das ist nicht das erste Mal in den vergangenen Monaten. Bereits seit März fallen die Ifo Indizes. Damit wird die Divergenz zum Dax immer größer. Tendenziell bewegt sich der Dax parallel zu den Indizes. Die zeitliche Verzögerung beträgt bis zu 6 Monate. Beginnen die Indizes z.B. im Januar zu fallen, dann wäre einige Monate später (Juni bis Juli) mit einer deutlichen Korrektur an den Märkten zu rechnen.

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Nun, die Korrektur hatten wir. Der Dax verlor in der Spitze über 11%. Sehr viel mehr muss eine Korrektur nicht bieten, um den Markt zu bereinigen. Seit 2008 haben sich viele Marktteilnehmer auf sehr viel größere Bewegungen eingestellt und sind verwundert, wenn eine Korrektur nach 10% bereits wieder vorbei ist. Historisch betrachtet ist das allerdings eher der Normalfall denn die Ausnahme. Lediglich in den Jahren 2008 bis 2012 waren die Drawdowns systematisch größer als in den Jahren zuvor.

Den Rückgang der Geschäftserwartungen kann man dennoch nicht einfach so damit wegwischen. Es ist zwar richtig, dass die Geschäftserwartungen einen Vorlaufcharakter für Korrekturen haben. Es ist auch richtig, dass die Indizes keinen Vorlaufcharakter für Kursanstiege haben. Wir sehen aber seit 2011 ein etwas ungewöhnliches Muster. Alle drei Ifo Indizes erreichten zwischen 2010 und 2011 ein markantes Hoch. Von 2012 bis Anfang 2014 konnten die Indizes nach einer starken Korrektur wieder zulegen, blieben aber mit gehörigem Abstand zu den Hochs aus 2010/11.

Divergenzen zwischen Ifo Indizes und Dax gibt es immer wieder. Die Divergenz, die wir nun aber sehen, ist schon außergewöhnlich und es gibt sie auch nicht grundlos. Zum einen sind die Krisenherde zahlreich. Das hat nicht nur Auswirkungen auf die Stimmung, sondern früher oder später auch auf das Geschäft. Zum anderen erholen sich einige Euro Krisenländer, ohne dass Deutschland davon profitieren kann. Das ist ungewöhnlich.

Deutschland exportiert besonders viel in seine Nachbarstaaten. Wachsen diese, dann hat das auf die deutsche Wirtschaft einen positiven Effekt. Gerade im zweiten Quartal war davon nichts zu spüren. Der geringere Export in andere EU Länder kann bis zu einem gewissen Grad durch außereuropäische Partner kompensiert werden. Eine ansteigende Dynamik ist hier jedoch nicht zu erwarten. Ein Großteil der Handelspartner "wächst vor sich hin", zeigen aber keine großen Impulse.

Ein großer Abschwung ist für die Wirtschaft nicht zu erwarten. So düster sind die Wolken am Horizont dann auch wieder nicht. Man darf aber auch nicht die allgemeine wirtschaftliche Verfassung mit den Börsen verwechseln. Sie hängen eng zusammen. Kurzzeitig kann sich allerdings eine Divergenz ausbilden und einige Monate Bestand haben. Fragt sich nur, wer hier gerade abweicht, die Geschäftserwartungen (sind sie schlechter als die tatsächlichen Aussichten?) oder der Dax (sehen Anleger alles rosiger als es ist?).

Persönlich fürchte ich, dass eher Anleger die Lage zu rosig sehen, gerade beim Dax. Die Korrektur ist zur Hälfte schon wieder ausgebügelt. Die Dax Konzerne verzeichnen trotzdem Gewinnrückgänge. Je weiter der Dax steigt und gleichzeitigen Gewinnrückgängen bei den Unternehmen, desto schneller läuft der Dax in die Überbewertung. Man stelle sich nur vor, der Dax legt nun bis Jahresende mit der obligatorischen Jahresendrallye noch einmal 15% zu bei gleichzeitig schrumpfenden Gewinnen der Unternehmen. Das kann auf Dauer nicht gut gehen. Daran ändert auch eine weitere Lockerung der EZB nichts.

Im Gegensatz zu den USA, wo die Unternehmensgewinne auf Rekordständen sind und weiter steigen, gehen sie in Deutschland zurück. Nachdem in den vergangenen Jahren der Dax eine gewisse Outperformance gegenüber anderen EU Ländern gezeigt hat, könnte diese Zeit bald vorbei sein und der Dax eine Underperformance zeigen. Wundern würde es mich nicht. Wirtschaftlich wäre es allemal gerechtfertigt.

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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