Kommentar
10:12 Uhr, 28.04.2008

Gesamtausblick für Aktien bleibt trotz Börsenturbulenzen konstruktiv

Trotz der Turbulenzen an den Aktienmärkten bleibt BlackRock bei einer insgesamt konstruktiven Aktienprognose. Gestützt wird diese Einschätzung von den folgenden zehn positiven Faktoren:

1. Stimmungsindikatoren zeigen einen extremen Pessimismus bei Anlegern; dies wurde in der Vergangenheit meistens während der Bodenbildung an den Märkten beobachtet.
2. Die Geldpolitik wird im aktuellen Zyklus früher und schneller gelockert als üblich.
3. Durch bald greifende steuerliche Stimulationsmaßnahmen sollten die Konsumausgaben angeregt werden.
4. Unserer Analyse zufolge werden die derzeitigen Gewinnrückgänge im Jahresvergleich vier Quartale andauern; beginnend mit dem dritten Quartal 2007 und – wenn unsere Analysen zutreffen - endend mit dem zweiten Quartal 2008.
5. Der billige US-Dollar führt weiterhin zu Aufschwungbedingungen für Exporte, wodurch die Rückgänge im Wohnimmobilienbereich ausgeglichen werden.
6. Die Unternehmen außerhalb des Finanzsektors bleiben in sehr gesunder Verfassung.
7. Mit dem Fall Bear Stearns scheint ein wichtiges Krisenereignis hinter uns zu liegen. Auf kreditbezogene Abschwünge, die im Zusammenbruch wichtiger Finanzinstitute gipfelten, folgte oftmals eine starke Aktienmarktentwicklung.
8. Die Kreditmärkte haben sich verbessert, und wir glauben, dass die damit verbundenen Probleme transparenter geworden sind. Börsen ziehen Gewissheit der Ungewissheit vor.
9. Auch technische Faktoren haben sich verbessert, zuletzt berichteten mehr Aktien über neue Hoch- anstelle von Tiefständen.
10. Die Aktienbewertungen sind extrem attraktiv geworden.

All dies bedeutet allerdings nicht, dass wir mit einem unmittelbaren Börsenaufschwung rechnen. Die Bankenkrise ist nicht vorbei, trotz des Umstandes, dass die Bedingungen sich seit dem Zusammenbruch von Bear Stearns verbessert haben. Nach wie vor horten die Banken Bargeld und sind trotz politischer Bemühungen nicht erpicht darauf, untereinander zu handeln. Gleichzeitig konnte die Reduzierung der US- und Weltkonjunkturerwartungen den Anstieg der Energiepreise nicht stoppen. In diesem Umfeld verschieben Unternehmen Expansionspläne und kürzen in gewissem Umfang Investitionen. Auch die Verbraucher bleiben unter Druck, und Anleger verhalten sich äußerst risikoscheu.

Wir glauben dennoch, dass der Notverkauf von Bear Stearns nicht nur ein wichtiger symbolischer Höhepunkt der Kreditkrise war, sondern auch einen Wendepunkt markierte, weil die US-Notenbank Federal Reserve effektiv ihre Bilanz nutzte, um die Zahlungsfähigkeit wichtiger Finanzinstitute zu garantieren. Das Anlegervertrauen wurde im vergangenen Jahr erschüttert, und es wird einige Zeit brauchen, um sich wieder zu erholen. Die gute Nachricht ist: Die verantwortlichen Behörden verstehen, dass über einen längeren Zeitraum große Unterstützung nötig ist, um eine Schulden-Deflation zu verhindern.

Wir erwarten, dass die US-Notenbank ihre akkommodierende Geldpolitik fortsetzt und Finanzpolitiker und Aufsichtsbehörden weiter daran arbeiten, Kreditmärkte und Bankensystem zu stärken. Es könnte allerdings noch eine Weile dauern, bis die Bemühungen sich auszahlen. In diesem Umfeld werden Aktien wohl in einer Bodenbildungsphase verharren, die großen Mengen derzeit nicht angelegten Geldes sollten schließlich aber ihren Weg in riskantere Anlageklassen finden. Wir bleiben zuversichtlich, dass unsere seit einiger Zeit gestellten Prognosen sich bis zum Ende dieses Jahres erfüllen: Reflation und Liquidität sollten Angst und Kreditsorgen schlagen.

Quelle: BlackRock

BlackRock ist eine der größten börsennotierten Investment-Management-Firmen weltweit. Per Ende Dezember 2007 beliefen sich die verwalteten Kundengelder von BlackRock insgesamt auf 1,357 Billionen US-Dollar. Das Unternehmen verwaltet Vermögenswerte für institutionelle und private Investoren weltweit mit einer breiten Palette von Anlageprodukten aus den Bereichen Aktien, festverzinsliche Wertpapiere, Geldmarkt- und alternative Investments.

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Über den Experten

Thomas Gansneder
Thomas Gansneder
Redakteur

Thomas Gansneder ist langjähriger Redakteur der BörseGo AG. Der gelernte Bankkaufmann hat sich während seiner Tätigkeit als Anlageberater umfangreiche Kenntnisse über die Finanzmärkte angeeignet. Thomas Gansneder ist seit 1994 an der Börse aktiv und seit 2002 als Finanz-Journalist tätig. In seiner Berichterstattung konzentriert er sich insbesondere auf die europäischen Aktienmärkte. Besonderes Augenmerk legt er seit der Lehman-Pleite im Jahr 2008 auf die Entwicklungen in der Euro-, Finanz- und Schuldenkrise. Thomas Gansneder ist ein Verfechter antizyklischer und langfristiger Anlagestrategien. Er empfiehlt insbesondere Einsteigern, sich strikt an eine festgelegte Anlagestrategie zu halten und nur nach klar definierten Mustern zu investieren. Typische Fehler in der Aktienanlage, die oft mit Entscheidungen aus dem Bauch heraus einhergehen, sollen damit vermieden werden.

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